WDR findet neue Intendantin: Katrin Vernau steht für Wandel

Katrin Vernau

Mission erfüllt, Pflicht getan: Der WDR-Rundfunkrat hat sich für eine neue Intendantin entschieden. Die Ökonomin und bisherige Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau wird zum 1. Januar 2025 Tom Buhrow ablösen, der bereits ein halbes Jahr vor Ende seiner Amtszeit ausscheidet.

Im zweiten Wahlgang setzte sich Vernau mit 36 zu 18 Stimmen gegen Helge Fuhst, Moderator der „Tagesthemen“ und Zweiter Chefredakteur von ARD-Aktuell, durch. Der WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn und Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington, schieden schon im ersten Wahlgang aus. Als Einzige der Vier verfügt Vernau nicht über einen journalistischen Hintergrund. Trotz der wichtigen Entscheidung war von Anspannung unter den Ratsmitgliedern keine Spur. Vor der Sitzung als auch während der Wahl am Donnerstagnachmittag war es ein geselliges Treiben, sodass die stellvertretende Vorsitzende Corinna Blümel mehrfach um Ruhe bitten musste.

Arbeit am System, nicht nur im System

Vernau berichtete in ihrem zehnminütigen Statement vor dem Rundfunkrat und Besuchern im Kölner Festsaal Gürzenich zunächst von ihren Erfahrungen als Interimsintendantin beim skandalgeplagten Rundfunk Berlin-Brandenburg. Dort sei sie zunächst auf eine Wand aus Wut, Sorge und Ablehnung gestoßen. Ihr Mut zur Veränderung und zu Transparenz habe ihr aber Vertrauen im Unternehmen verschafft, und davon wolle sie auch als WDR-Intendantin profitieren. „Sie werden sagen: Der WDR ist nicht der Krise. Aber auch beim WDR müssen sehr grundsätzliche Fragen beantwortet werden.“

Dazu gehören Fragen wie Finanzierung, die Absicherung von Glaubwürdigkeit und auch der Hinweis der Experten des „Zukunftsrats“, mehr am System und nicht allein im System zu arbeiten. Um Transformationen auf den Weg zu bringen, nannte Vernau acht Aufgaben, die der WDR und sie als Intendantin mutig angehen müssten: Stärkung regionaler Inhalte, Bildung statt Belehrung des Publikums, Mut zu Tiefgang abseits des Tagesaktuellen, konstruktive Beiträge zur Gesellschaft, eine aktive Mitgestaltung der ARD-Reformen, Transparenz gegenüber der Allgemeinheit, mehr offenen Umgang mit dem Publikum und der privaten Medienwirtschaft und zuletzt der Anspruch, ein Magnet für die besten Talente zu sein. Das alles schaffe sie aber nur in Zusammenarbeit. „Wenn du schnell sein willst, geh allein. Wenn du ankommen willst, dann mit den anderen.“

Findungskommission arbeitete transparent

Die 20 Minuten für Rückfragen nutzte der Rundfunkrat bei Vernau nicht aus. Der Frage eines Rundfunkrats, ob die Kandidaten als Intendanten auch klagen würden, sollten die Bundesländer einer Anhebung des Rundfunkbeitrags nicht zustimmen, musste Vernau sich als einzige Kandidaten nicht stellen. Nach der Vorstellung der vier Kandidaten meldete sich ein Rundfunkrat und lobte die Arbeit der Vorsitzenden und der Findungskommission. „Ich fühle mich bei ihrer Arbeit und der gebotenen Transparenz sehr gut vertreten. Es gab keine Gemauschel, keinen schon vorher feststehenden Gewinner.“

Nach der Wahl gab es für Vernau – wohl zu ihrer eigenen Irritation – tosenden Applaus. Der amtierende Intendant Buhrow hob in der anschließenden Pressekonferenz hervor, Ka­trin Vernau handele nach Prinzipien und halte diese auch durch. „Sie ist nicht nur eine Zahlenfrau, sondern eine Person, die sich für den gesamten Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks interessiert.“ Auch NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) sieht den WDR mit Vernau an der Spitze „gut gewappnet für die Zukunft“. Mit der Ökonomin bekomme der WDR eine erfahrene Führungskraft. Er setze auf ein gutes medienpolitisches Miteinander, sagte der Minister: „für einen journalistisch unabhängigen und publizistisch starken WDR und öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt“. Der Deutsche Journalisten-Verband in NRW erklärte, Vernau könne die Herausforderungen für den öffentlich-rechtlichen Sender nur gemeinsam mit den Beschäftigten bewältigen. Für den Augenblick scheinen im WDR und mit dem WDR alle zufrieden.

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