Fehlerhafte Details: Prinzessin Kate entschuldigt sich für ...

Die vermuteten Retuschen am Muttertags-Foto der britischen Kronprinzessin Kate haben trotz einer erläuternden Entschuldigung am Montag die Spekulationen über ihren Gesundheitszustand eher angeheizt statt sie zu dämpfen. Kate teilte über den Kurznachrichtendienst X mit, sie experimentiere „wie viele Amateur-Fotografen“ gelegentlich mit den digitalen Bild-Bearbeitungsmöglichkeiten. Sie wolle sich entschuldigen „für jede Verwirrung, die das Familienfoto verursacht hat, das wir gestern veröffentlicht haben“. Und sie setzte keck hinzu, sie hoffe, das jeder, der den Anlass feierte, am Vortag einen sehr glücklichen Muttertag gehabt habe.

Henner Flohr

Verantwortlicher Redakteur für die Bildredaktion.

Nach Angaben des Kensington-Palasts hat Prinz William, der Gatte Kates, das Foto persönlich aufgenommen. Das setzt einerseits eine bewusste Tradition in der Familie des Prince of Wales fort, selbst private Schnappschüsse herzustellen und sie durch ihre Pressestelle veröffentlichen zu lassen, um die eigene Privatsphäre und die ihrer Kinder zu schützen.

Es wurde in britischen Zeitungen am Montag vielfach vermerkt, dass üblicherweise Prinzessin Kate für diese privaten Fotos auf den Auslöser drückt. Im vorliegenden Fall aber sollte die Aufnahme nicht allein die üblichen Wünsche zum Muttertag an die Nation senden, sondern gleichfalls Auskunft darüber geben, dass sich Kate von ihrer Unterleibsoperation im Januar gut erholt; sie rückte daher ins Zentrum des Fotos.

Mehrere Stellen sind auffällig

Die vermuteten Manipulationen beziehen sich auf mehrere Stellen des Fotos. So fallen unter Catherines linker Hand eindeutige Pixel­mani­pula­tionen auf. Der Ärmel der roten Jacke von Tochter Charlotte verläuft im unteren Bereich unnatürlich.

Auch wenn es sich an dieser Stelle um eine möglicherweise irrelevante Anpassung handelt, die den Bildinhalt scheinbar kaum verfälscht, ist eine solche Manipulation ein Verstoß gegen die wichtigste Regel journalistischer Fotografie: Kein Pixel wird verändert. Am Sonntagabend zogen daher die Nachrichtenagenturen AP, Reuters, AFP und Getty das Foto in kurzer Folge zurück. Die Reaktion der Bildjournalisten fällt in ungewöhnlicher Einigkeit ungewöhnlich scharf aus.

Bei einer genauen Betrachtung des Bildes fallen weitere Anomalitäten auf. Es gibt zum Beispiel irritierende Unschärfen in den Haaren der Prinzessin und ihrer Tochter sowie an deren Knien. Zum Teil lassen sich diese Auffälligkeiten möglicherweise durch automatisierte Anpassungen einer Handykamera erklären. Die vermeintliche Tiefenschärfe, die ein Handyfoto im Porträtmodus vorgibt, wird beispielsweise durch eine Software nachträglich erzeugt, was je nach Motiv zu unsauberen Übergängen führen kann. Auch dass ein Handyfoto inzwischen automatisiert und wie selbstverständlich aus mehreren Aufnahmen zusammengesetzt wird, ist bekannt. Nur so lassen sich auch in schwierigen Belichtungssituationen verblüffend gute Ergebnisse erzeugen. Fotojournalisten arbeiten im Normalfall mit professionellen Kameras, bei denen sich solche Automatiken ausschalten lassen.

Die Aufnahme von Catherine ist jedoch kein journalistisches Foto. Es ist ein „Handout-Foto“, das vom Palast für eine mögliche Berichterstattung zur Verfügung gestellt wurde und vom Thronfolger William selbst aufgenommen sein soll. Natürlich kann die Veröffentlichung eines solchen Fotos für die Berichterstattung relevant sein, wichtig ist aber, dass die Unterschiede der Bildkategorien deutlich bleiben. Viele Zeitungen – auch die F.A.Z. – verbreiteten das Foto allerdings nur mit dem Hinweis auf die jeweilige Nachrichtenagentur.

Der „Picture Kill“, eine Zurückziehung oder Berichtigung einzelner Fotos durch Bildagenturen, ist kein ungewöhnlicher Vorgang, wenn sich aus einem Bild rechtliche Probleme ergeben haben. Im Normalfall geht es um Verletzungen von Persönlichkeitsrechten, zum Beispiel durch widerrufene Einwilligungen für Fotos. Dass aber alle großen Nachrichtenagenturen die gleiche Handout-Aufnahme wegen einer digitalen Manipulation nachträglich sperren, ist bemerkenswert.

Glaubwürdigkeit beschädigt

Es ist nicht das erste Mal, dass Mutmaßungen laut werden, es könnten an Fotos, die das Kronprinzenpaar ver­öffentlichte, Details verändert worden sein. Nach der Veröffentlichung einer offiziellen Weihnachtskarte mit Familienfoto wurde in Kommentaren in sozialen Medien die Frage aufgeworfen, warum an der Hand des jüngsten Familienmitglieds, Prinz Louis, ein Finger fehle. Damals entgegnete der Haushalt des Prince of Wales auf inoffiziellem Weg, der vermeintlich fehlende Finger sei keine Manipulation, sondern nur nach hinten geknickt gewesen.

Dass die Authentizität von offiziell veröffentlichten Fotos angezweifelt wird, beschädigt die Glaubwürdigkeit und Autorität der Königsfamilie auf mehrfache Weise. Erstens schwächt es die Strategie, aufdringliche Paparazzi und Journalisten dadurch abzuwehren, dass der Palast selbst Familienfotos und Mitteilungen, etwa über den Gesund­heitszustand von Familienmitgliedern, veröffentlicht.

Zweitens hat Prinz William selbst vor der Gefahr von Fake News gewarnt und die Betreiber von sozialen Nachrichtendiensten aufgefordert, sie müssten mehr tun, um dem Einhalt zu gebieten. Solche ­Appelle verlören künftig ihre Wirkung.

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