Karnevalskampagne beginnt: Alaaf und Helau den Krisen zum Trotz

Zumindest für einen Tag, genauer gesagt: für gesellige elf Stunden, haben die Fastnachter am „Elften im Elften“ in der Mainzer Innenstadt mal wieder Flagge zeigen und Helau rufen dürfen. Zum Start in die neue Kampagne, die offiziell eigentlich erst am Neujahrsmorgen mit dem Gardeumzug beginnt, versammelten sich am Samstag von 11:11 Uhr an wie in den anderen Karnevalshochburgen wie Köln und Düsseldorf auch wohl schätzungsweise bis zu 11.111 Freunde des vierfarbbunten Treibens auf dem eigens für sie eingezäunten und dadurch weitgehend glasfrei gehaltenen Schillerplatz: um sich bei bestem Proklamationswetter zunächst die elf Artikel des Närrischen Grundgesetzes und später dann vermutlich noch den einen oder anderen Schoppen, also etwas spritzige Weinschorle, durch den Kopf gehen zu lassen.

„Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein die ganze Welt zum Schoppe ein“ lautet denn auch das dazu passende Motto für die diesmal nur bis zum 13. Februar währende und somit recht kurze Karnevalskampagne 2024. Zur Finanzierung des Rosenmontagszugs und der mittlerweile gut 500.000 Euro verschlingenden Straßenfastnacht wird den Brauchtumsanhängern diesmal ein ganz in Grau daherkommender „Schoppestecher“ als sechs Euro teures Zugplakettchen angeboten. Vom 1. Januar an soll es das übrigens nicht mehr länger in China, sondern mit regionalen Partnern wie der Firma Bericap und mit Hilfe von 3D-Druckern hergestellte Umhänge-Figürchen für alle Fastnachtsförderer zudem als elf Euro teure und gleichfalls an einer bunten Kordel baumelnde Gold-Edition geben.

„Kein Platz zu keiner Zeit für Hass und Fremdenfeindlichkeit“

Dass die „Meenzer Fassenacht“ ein schützenswertes Gut sei, welches von den Garden gegen Mucker und Philister verteidigt werden müsse, machte der auf dem Balkon des Osteiner Hofs stehende neue, parteilose Oberbürgermeister Nino Haase in seiner Ansprache an das Narrenvolk klar: Dabei sei aber kein Platz „zu keiner Zeit für Hass und Fremdenfeindlichkeit“. Wer die Fastnacht einmal selbst miterlebt und mitgefeiert habe, „verliert sein Herz an diese Stadt, in der die Chemie stimmt“, sagte der 40 Jahre alte Chemiker – und dann noch dreimal Helau.

Zur Feier des Tages durften im Auftrag des die Freiluftparty ausrichtenden Mainzer Carneval-Vereins von 1838 dann Vertreter von drei 2024 jubilierenden Garden das Närrische Grundgesetz verlesen: schließlich kann der Mainzer Carneval Club im nächsten Jahr auf sein 125jähriges Bestehen zurückblicken; der rechtsrheinisch zu verortende Karneval-Club Kastel besteht dann auch schon seit sieben Mal elf Jahren; und der Mainzer Narren-Club wurde vor 75 Jahren aus der Taufe gehoben, um sich fortan in Gott Jokus Namen regelmäßig am bunten Narrenspiel auf den Straßen, Plätzen und in den Sälen zu beteiligen.

Jüdischer Karnevalsverein in Köln bittet um Beistand

Auch in Köln, Düsseldorf und anderen Hochburgen des Karnevals ist am Samstag um 11:11 Uhr die neue Saison eröffnet worden. „Es ist in Ordnung, Karneval zu feiern“, sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf dem Heumarkt in der Altstadt vor Tausenden Feiernden. „Das heißt nicht, dass wir nicht an diejenigen denken, die von Krieg und Gewalt betroffen sind.“

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