England: Kurz vor Abpfiff steigen Harry Kane Tränen in die Augen

15 Jul 2024

EM Englands Kapitän

Kurz vor Abpfiff steigen Harry Kane Tränen in die Augen

Stand: 07:56 Uhr | Lesedauer: 5 Minuten

Kane - Figure 1
Foto DIE WELT

Spätes Siegtor und Last-Minute-Rettungstat – Spaniens EM-Triumph im Video

Die spanische Nationalmannschaft gewinnt zum vierten Mal die EM. Auf das durch Spaniens Youngster initiierte Führungstor findet England noch eine Antwort, doch in einer spektakulären Schlussphase entscheiden die Iberer das Spiel. Die Highlights im Video.

Quelle: MagentaTV

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Harry Kane wird im EM-Finale einmal mehr zur tragischen Figur. Der Weltklasse-Stürmer, der noch nie einen Titel gewann, verliert mit England auch das Endspiel gegen Spanien. Danach findet der Kapitän ehrliche Worte.

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Die Nachspielzeit lief noch, da überkamen die Gefühle bei Harry Kane. Der englischen Stürmer kauerte auf der Bank, Tränen füllten seine Augen. Sekunden zuvor hatte sein Team drei Kopfbälle binnen weniger Augenblicke nicht zum Ausgleich nutzen können. Spanien führte im Endspiel der Europameisterschaft weiter 2:1; Kane wurde an der Seitenlinie mit jeder verronnenen Sekunde bewusster, dass er weiter auf einen Titel wird warten müssen. Der Schlusspfiff besiegelte einen weiteren Tiefschlag in der Karriere des englischen Kapitäns.

Harry Kane, 30, erlebte beim 1:2 (0:0) einen bitteren Abend. Es sollte der erste Titel für England nach 58 Jahren werden – und der erste Titel für den Stürmer überhaupt. Es wurde eine Enttäuschung. Abermals.

Nach dem Schlusspfiff trabte Kane auf den Rasen, irrte ein wenig umher, klatschte immer wieder ab und umarmte kurz seinen Trainer Gareth Southgate. Dann stand der Angreifer des FC Bayern vor dem Marathontor des Olympiastadions, das die englischen Fans im Finale bevölkert hatten. Von dort aus verfolgte Kane die feiernden Spanier.

Harry Kane muss weiter seinen ersten Titel jagen

Kane - Figure 2
Foto DIE WELT

Quelle: dpa/Robert Michael

„Es war ein hartes Spiel, das ist schwer, in Worte zu fassen. Wir haben versucht, zurück ins Spiel zu kommen. Das ist sehr schmerzhaft. Wir hatten das Momentum, aber wir konnten es nicht behalten“, sagte Kane nach dem Spiel. „So ist das Finale. Es ist nicht leicht, in diese Endspiele zu kommen. Du musst es dir nehmen, wenn es so kommt, und wir haben es wieder nicht gemacht. Das wird eine ganze Zeit lang wehtun.“

Ein Mann auf einer Mission

Als Englands Mannschaftsbus rund vier Stunden zuvor im Stadion angekommen war, schritt Kane noch entschlossen und als Erster aus der Tür. Kopfhörer verschafften ihm Ruhe, sein Blick war fokussiert. Ein Mann auf einer Mission. Ein Sieg im EM-Finale würde ihm „alles bedeuten“, hatte Kane am Tag vor dem Finale gesagt. Eine Trophäe zu gewinnen, sei „das unglaublichste Gefühl“, dass man als Profifußballer erleben könne. Auch für die englischen Fans wäre es „etwas sehr, sehr besonderes“, diesen „historischen Moment“ zu erleben.

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Kanes Jagd nach einem Titel ist seit seinem Profidebüt für die Tottenham Hotspur im Januar 2011 erfolglos. Für die Spurs schoss er in 435 Pflichtspielen zwar 280 Tore, für eine Trophäe reichten seine Treffer aber nie. Vor der Saison war der Engländer schließlich für fast 100 Millionen Euro zum FC Bayern gewechselt. Eigentlich eine Garantie für einen Titel. Auch in München traf Kane nach Belieben, doch in Pokal, Bundesliga und Champions League zerplatzten seine Träume. Daheim in England war auch ein wenig Schadenfreude zu vernehmen. Im Finale der EM sollte alles anders werden.

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Im Spiel gegen Spanien war von Kane allerdings wenig zu sehen. Schon während des gesamten Turniers hatte der Stürmer gehemmt gewirkt. Rückenschmerzen, die ihn schon in der Endphase der Bundesliga-Saison einschränkten, sollen der Grund für die bisweilen schwachen Auftritten gewesen sein, munkelte man in der Heimat. Von der ersten Halbzeit im Finale blieben aus Kanes Sicht zwei präzise Flankenwechsel, eine Gelbe Karte und ein abgeblockter Schuss.

„Er hat die Mannschaft hervorragend geführt. Wir haben viele Führungsspieler verloren, es lastete also sehr viel Druck auf Harrys Schultern“, erklärte Southgate auf der Pressekonferenz nach dem Finale. Kane sei zum Ende der Saison verletzt und bei der EM nicht im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, so Englands Nationaltrainer. „Wir mussten mehr Druck auf ihre Innenverteidiger machen. Deshalb haben wir Ollie Watkins gebracht.“

Nach einer Stunde wechselte Southgate seinen Kapitän beim Stand von 0:1 aus. 13 Ballkontakte, 29 Prozent gewonnene Zweikämpfe und kein einziges erfolgreiches Dribbling, so lautete Kanes Bilanz. Doch der Stürmer zeigte keinerlei Allüren, stattdessen rannte er zu Kyle Walker, streifte ihm die Kapitänsbinde um und sprintete dann weiter zur Auswechselbank. Dort klatschte er mit Ollie Watkins ab, der für Kane ins Spiel kam.

Bei der Siegerehrung stand Kane abseits vom Team

Für Watkins hatte vor dem Spiel ausgerechnet sein Konkurrent selbst Werbung gemacht. Nach dem Halbfinale, das Watkins als Joker gegen die Niederlande mit seinem Tor entschied, schwärmte Kane von seinem Sturmkollegen. „Du bekommst vielleicht fünf Minuten, bekommst vielleicht eine Minute, aber du kannst den Unterschied machen. Du kannst für uns das Turnier gewinnen“, sagte Kapitän Kane über den Einwechselspieler, der für ihn in die Partie gekommen war.

Doch auch Watkins blieb gegen Spanien torlos. Stattdessen ließ Cole Palmer mit seinem Ausgleich kurzzeitig Hoffnung bei seinem Kapitän aufflammen. Nach dem 1:2 kurz vor Schluss versuchte Kane von der Seitenlinie aus seine Mitspieler noch einmal anzupeitschen. Auf dem Rückweg zur Bank legte er dann aber seine Hände ins Gesicht. Er schien zu ahnen, dass er den Spaniern wenig später beim Feiern zuschauen muss. So wie drei Jahre zuvor den Italienern, die England im Finale der EM 2021 bezwangen.

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Quelle: MagentaTV

So kam es. Die Siegerehrung der Spanier verfolgte Kane etwas abseits vom Team zusammen mit Torhüter Jordan Pickford. Beide standen in einem Pulk aus Fotografen. Als die ersten Klänge von „We are the Champions“ durch das Stadion hallten, schritten die Engländer, angeführt von Kane, in die Katakomben. Nur kurz blickte er zurück auf das mit Konfetti übersäte Siegerpodest. Für Harry Kane und die Engländer blieb es an diesem Abend in Berlin ein Sehnsuchtsort.

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