Die Lage am Morgen: Zwei Duelle und ein Krisenfall

8 Tage vor

Duell in Philadelphia

Interessieren Sie sich so sehr für Politik, dass Sie sogar Wahlkampfauftritte von Politikern verfolgen, die hierzulande gar nicht zur Wahl stehen? Ich kann das gut nachvollziehen. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich die Debatte zwischen der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihrem republikanischen Gegner Donald Trump in der vergangenen Nacht verschlafen habe. Ist aber gar nicht schlimm, denn ein großes Team meiner Kolleginnen und Kollegen ist wach geblieben, um Sie und mich mit allem zu versorgen, was wir über das wohl einzige TV-Duell der beiden Bewerber wissen müssen.

Kamala Harris - Figure 1
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Trump und Harris beim TV-Duell

Foto:

Alex Brandon / AP

Hier eine erste Einschätzung meines Kollegen René Pfister: »Für Harris war der Abend ein Erfolg. Sie war detailsicher, aggressiv und gleichzeitig so locker, dass sie sich über Trump lustig machen konnte. Sie konnte den Eindruck erwecken, dass sie in der Offensive ist und Trump unter Druck setzt. Sie nannte Trump einen Lügner, eine Schande für das Land, einen Kriminellen, der auf die Verkündung seines Strafmaßes wartet. Es gab kaum einen Haken, den sie nicht landete.

Trump antwortete wütend, was vielen Anhängern sicher gefallen hat. Aber er wirkte auch, als würde er noch gegen den 81-jährigen Joe Biden antreten, wo es nur darauf ankommt, Kraft und Entschlossenheit zu zeigen. Aber seine Gegnerin heißt nun Kamala Harris, die rund 20 Jahre jünger ist als Trump.

Harris’ Schwäche ist nach wie vor, dass viele Amerikanerinnen und Amerikaner nicht genau wissen, wofür sie steht. In der Debatte hat sie keine neuen Vorschläge präsentiert, was manche Zuschauer enttäuscht haben mag. Aber sie hat sich als eine Politikerin präsentiert, die Trump die Stirn bieten kann und die Gabe hat, ihn als einen Politiker von gestern zu präsentieren, der das Land spaltet, statt es zu einen.«

Kamala Harris - Figure 2
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Alles rund zum TV-Duell können Sie hier im Blog nachlesen.

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Duell in Berlin

Wem es beim Aufeinandertreffen von Harris und Trump zu harmonisch zugegangen ist, dem bietet sich heute eine zweite Chance darauf, einen unerbittlichen politischen Schlagabtausch mitzuerleben: In der heutigen Generaldebatte des Bundestags über den Kanzleretat wird Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) seine Kritik an der Regierung mit deutlichen Worten zum Ausdruck bringen. Es folgt die Antwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), erfahrungsgemäß von den Merz’schen Anwürfen zu ungewohnter rhetorischer Schärfe getrieben.

Des Kanzlers Augenklappe verrät es: Diese Aufnahme entstand bei der letzten Generaldebatte im September 2023

Foto: Michael Kappeler / dpa

Das Verhältnis von Scholz und Merz dürfte einen neuen Tiefpunkt erreicht haben, seit die Vertreter der Union das gestrige Gespräch über eine gemeinsame Migrationspolitik vorzeitig abgebrochen haben. Die Regierung will ihre Verschärfung der Asyl- und Migrationspolitik nun ohne die Union vorantreiben. Und der Union wird sie weiterhin nicht scharf genug sein.

Die ganze Geschichte hier: Das große Blame Game nach dem Gipfel 

Das Auto?

Die deutsche Autoindustrie hat keinen guten Lauf: Gestern teilte BMW seinen Aktionären mit, dass sie mit deutlich geringerem Gewinn zu rechnen haben, weil der bayerische Konzern etwa 1,5 Millionen Autos zurückrufen muss, deren Bremsen unter ungünstigen Umständen nicht so funktionieren, wie sie sollten. Zudem schwächelt der Absatz in China.

Kamala Harris - Figure 3
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Volkswagen-Werk in Emden

Foto: Lars Penning / dpa

Noch schlechter geht es der Volkswagen AG: Weil viel zu wenige Menschen einen VW kaufen wollen, plant das Management drastische Kürzungen. Gestern kündigte die Konzernspitze mehrere Haustarifverträge, unter anderen auch jenen für Beschäftigungssicherung, in dem betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausgeschlossen waren. Sollte es zu keiner neuen Einigung kommen, könnte VW ab Juli 2025 seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen.

Wie es bei Volkswagen weitergehen soll, will der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil heute bei einem Werksbesuch in Emden mit Gewerkschafts- und Unternehmensvertretern besprechen.

Mehr Hintergründe hier: VW kündigt Tarifvertrag für Beschäftigungssicherung

Und nun: Ein kleiner Werbeblock

Regelmäßig schreibt meine Kollegin Anna Clauß in ihrer Kolumne über das tägliche Vereinbarungschaos zwischen Kind und Karriere. Und darüber, dass es keineswegs ein Naturgesetz ist, dass Mütter in Erziehung und Haushalt versierter sind und die Bindung der Kinder an sie enger ist als an die Väter. Warum Frauen keine Schuldgefühle haben müssen, als Mutter zu versagen, nur weil sie Vollzeit arbeiten und sich die Kinderbetreuung mit dem Vater teilen, beschreibt sie nun auch in ihrem heute erscheinenden Buch »Mein Mann ist die bessere Mutter. Wie ich Wunschfamilie und Traumberuf vereinbare – oder es mir zumindest einrede«. Bestellen können Sie es hier .

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Hier geht’s zum aktuellen Tagesquiz

Verlierer des Tages …

Neues Apple-Gerät iPhone 16

Foto: Nic Coury / AFP

... ist Apple. Am Tag nach der Präsentation seiner neuesten Geräte  erlitt der Techkonzern eine endgültige Niederlage vor dem Europäischen Gerichtshof. In dem seit 2016 laufenden Verfahren ging es um Steuervergünstigungen, die Irland dem US-Computerriesen gewährt hatte – zu Unrecht, wie das Gericht nun feststellte. Nun muss Apple 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen. Der Konzern wird es verschmerzen: In der Bilanz von Apple ist der Posten schon berücksichtigt.

Die ganze Geschichte hier: Apple muss 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

Uno-Konvoi an israelischem Kontrollpunkt beschossen und von Bulldozer gerammt: Mitarbeiter der Vereinten Nationen sind an der Grenze zum Gazastreifen von der israelischen Armee aufgehalten worden. Bei dem Vorfall fielen Schüsse.

Jair Bolsonaro bekommt Schadensersatz in Affäre um »verschwundene« Möbel: Brasiliens Ex-Präsident hat sich mit seinem Amtsnachfolger über den Verbleib von verschiedenen Möbelstücken aus der Präsidentenresidenz gestritten. Jetzt hat ein Bundesrichter geschlichtet.

Dave Grohl gibt Geburt seiner außerehelichen Tochter bekannt: Seit 21 Jahren ist der Frontmann der Foo Fighters schon verheiratet, das Paar hat drei Kinder. Nun erklärt der Musiker: Er hat mit einer anderen Frau noch eine Tochter bekommen.

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Diesen Text möchte ich Ihnen heute besonders empfehlen:

Schädelkalotte aus Herxheim: Tranken die Schlächter Blut daraus?

[M] DER SPIEGEL; GDKE–Speyer

Das Rätsel der Steinzeit-Kannibalen: Mitte der Neunzigerjahre sollte am Stadtrand der pfälzischen Gemeinde Herxheim ein Gewerbegebiet erschlossen werden. Bei den Arbeiten barg das Erdreich nicht nur zahlreiche Tonscherben und Hinweise auf Häuser eines steinzeitlichen Dorfes aus dem 6. Jahrtausend vor Christus, sondern auch tonnenweise menschliche Überreste. Bei mehreren Grabungen legten Archäologen etwa 75.000 Knochen und Knochenteile von insgesamt wohl etwa 600 Menschen frei, darunter auffällig viele Schädelkalotten, also die oberen Hälften eines Schädels. Lebten dort vor über 7000 Jahren grausame Bauern, die ihre Opfer aßen? 

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Stefan Kuzmany, Autor der Chefredaktion

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