Wikileaks: „Julian Assange ist frei“ – nach 1.901 Tagen

7 Tage vor

Assange saß mehr als fünf Jahre in einem Londoner Gefängnis. Er soll geheime Infos von US-Militäreinsätzen veröffentlicht haben. Jetzt ist er frei: Ein Video zeigt, wie er Großbritannien verlässt.

Julian Assange - Figure 1
Foto SWR3

Eine zwei mal drei Meter große Zelle, in der du bis auf eine Stunde am Tag isoliert bist: So ungefähr sahen die letzten fünf Jahre für Julian Assange aus. Der 52-Jährige Australier saß so lange im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London – aber jetzt ist er frei oder zumindest auf dem Weg in die Freiheit. Denn Gerichtsdokumenten zufolge hat er sich mit der US-Justiz geeinigt: Er will sich teils der Spionage schuldig bekennen. Im Gegenzug muss er in den USA nicht noch einmal ins Gefängnis.

Der Haken: Ein Gericht muss den Deal noch absegnen. Bei einer Verurteilung ohne eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft könnten Assange wegen Spionage bis zu 175 Jahre Haft drohen.

Was steht genau in der Einigung? Das erklärt Auslandskorrespondentin Isabell Karras aus Washington:

Nachrichten 25.6.2024 Deal mit US-Justiz: Julian Assange vor Freilassung? Dauer 0:54 min

Wikileaks-Gründer Julian Assange soll noch diese Woche vor Gericht einräumen, gegen das US-Spionagegesetz verstoßen zu haben. Das geht aus einer Einigung hervor, die er mit dem US-Justizministerium erzielt hat. Was beinhaltet diese Einigung?

WikiLeaks: Julian Assange hat Gefängnis verlassen

In der Nacht von Montag auf Dienstag, kurz nach der Bekanntgabe der Gerichtsdokumente, teilte auch die Plattform WikiLeaks mit: „Julian Assange ist frei.“ Er habe das Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London nach 1.901 Tagen verlassen. Er sei vom britischen High Court auf Kaution freigelassen worden und habe am Montagnachmittag seinen Flug angetreten. Nach mehr als fünf Jahren „in einer zwei mal drei Meter großen Zelle, in der er 23 Stunden am Tag isoliert war“ werde Assange bald wieder mit seiner Frau Stella Assange und den beiden gemeinsamen Kindern vereint werden, „die ihren Vater bislang nur hinter Gittern kennen“, so WikiLeaks auf X.

JULIAN ASSANGE IS FREEJulian Assange is free. He left Belmarsh maximum security prison on the morning of 24 June, after having spent 1901 days there. He was granted bail by the High Court in London and was released at Stansted airport during the afternoon, where he boarded a…

Assanges Frau Stella teilte ein Video, das auch WikiLeaks veröffentlichte. Darin ist zu sehen, wie der 52-jährige Julian Assange in ein Flugzeug steigt, um zu seiner Anhörung auf Saipan zu fliegen. Danach könne er weiter in seine Heimat Australien reisen. Sie schreibt dazu: „Es gibt keine Worte, die unsere unermessliche Dankbarkeit gegenüber euch - ja, EUCH - ausdrücken könnten, die sich jahrelang für die Verwirklichung dieses Projekts eingesetzt haben. DANKE. DANKE. DANKE.“

Julian is free!!!!Words cannot express our immense gratitude to YOU- yes YOU, who have all mobilised for years and years to make this come true. THANK YOU. tHANK YOU. THANK YOU.Follow @WikiLeaks for more info soon…pic.twitter.com/gW4UWCKP44

Assanges Frau bittet um weitere Unterstützung

Auf YouTube veröffentlicht die Ehefrau von Julian Assange kurz darauf ein weiteres Video: Darin bittet sie dessen Unterstützung um Hilfe für den Wikileaks-Gründer nach seiner Freilassung. „Wir beabsichtigen, einen Notfallfonds einzurichten für Julians Gesundheit und Genesung“, sagt Stella Assange in dem Video. „Ich bitte euch, wenn ihr könnt, einen Beitrag zu leisten und uns beim Übergang in diese neue Phase der Freiheit von Julian zu helfen.“

Das Video wurde den Angaben zufolge am 19. Juni vor dem Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh aufgenommen. Auch WikiLeaks-Chefredakteur , Kristinn Hrafnsson meldet sich darin zu Wort: „Wenn ihr das hier seht, bedeutet das, [Julian Assange] ist draußen.“

Das ganze Video seht ihr hier:

Trump überraschend in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen – was bedeutet das jetzt?

Wer ist Julian Assange?

Die ganze Sache mit Julian Assange geht schon über zehn Jahre: Zuletzt ging es darum, ob der WikiLeaks-Gründer von Großbritannien an die USA ausgeliefert werden soll. Aber fangen wir von vorne an:

Assange hat WikiLeaks gegründet - das ist eine Enthüllungsplattform, auf der Whistleblower geheime Informationen veröffentlichen.Das hat auch Assange selbst gemacht: 2010 veröffentlichte er dort rund 470.000 geheime US-Dokumente, in denen es um US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan geht. Unter anderem sind darin Informationen über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.Die US-Regierung wirft ihm unter anderem vor, damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.Sieben Jahre lang entzog sich Assange den Strafverfolgungsbehörden, indem er bei von der ecuadorianischen Botschaft in London politisches Asyl erhielt.Die Strafverfolgungsbehörden hatten ihn ebenfalls 2010 wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Aus Mangel an Beweisen wurden diese Anschuldigungen 2017 fallen gelassen.Seit 2019 saß Assange ohne Verurteilung im Hochsicherheitsgefängnis in London. Denn in diesem Jahr verliert er sein Asyl, weil er die Auflagen „wiederholt verletzt“ haben soll.Unterstützer sehen Assange als Journalisten, der mutmaßliche Kriegsverbrechen aufgedeckt hat. Menschenrechtsorganisationen, Journalistenverbände, Künstler und Politiker forderten seit langem Assanges sofortige Freilassung.
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