Freilassung von Julian Assange: "Heute ist ein historischer Tag"

6 Tage vor

Z+ (abopflichtiger Inhalt); Freilassung von Julian Assange: "Heute ist ein historischer Tag"

Julian Assange - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

Julian Assanges Anwälte verbinden Jubel über dessen Freilassung mit Kritik an den USA. Der WikiLeaks-Gründer selbst schweigt. Die Reaktionen

Aktualisiert am 26. Juni 2024, 8:30 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, isd, sue, ctri

Ihr Browser unterstützt die Wiedergabe von Audio Dateien nicht. Download der Datei als mp3: https://zon-speechbert-production.s3.eu-central-1.amazonaws.com/articles/bf9352d3-f8f4-4132-b988-4d252bcda7fb/full_9122c7e89ac25aa24edb194bcf93886eb784a7b0f10ff3a3c151e70c6eca7d1cd03d2c9ca21e6dca75c634cdbb548254.mp3

42 Kommentare
Barry Pollack, ein Anwalt des WikiLeaks-Gründers Julian Assange, spricht am vor dem Gerichtsgebäude der Vereinigten Staaten in Saipan zu der Presse. © Yuichi Yamazaki/​AFP/​Getty Images

Unterstützer des WikiLeak-Gründers Julian Assange haben erleichtert auf dessen Freilassung reagiert. Zwar wurde der 52-Jährige von einem US-Gericht auf der Pazifikinsel Saipan wegen eines Spionagevorwurfs schuldig gesprochen. Die deshalb ergangene Gefängnisstrafe gilt aber wegen Assanges jahrelanger Haft in Großbritannien als abgegolten.

"Heute ist ein historischer Tag", sagte Assanges Anwältin Jennifer Robinson. "Ich hoffe, dass die Tatsache, dass es uns heute gelungen ist, Julian Assange trotz aller Widrigkeiten und gegen eine der mächtigsten Regierungen der Welt freizubekommen, allen weltweit inhaftierten Journalisten und Verlegern Hoffnung gibt", fügte sie hinzu. Mit Assanges Freilassung gehe ein Fall zu Ende, "der als die größte Bedrohung zum ersten Zusatzartikel (der US-Verfassung) im 21. Jahrhundert anerkannt wird". Der erste Zusatzartikel der US-Verfassung regelt die Meinungs- und Pressefreiheit.

"Ich hoffe, Sie beginnen Ihr neues Leben auf positive Weise"

Auch Assanges Anwalt Barry Pollack sagte, der WikiLeaks-Gründer habe in seinem Kampf für freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit enorm gelitten. "Es ist angemessen, dass die Richterin, wie sie es heute getan hat, feststellt, dass eine weitere Inhaftierung von Herrn Assange weder fair noch angemessen wäre und es Zeit für ihn ist, wieder mit seiner Familie vereint zu werden", sagte er. "Wir sind der festen Überzeugung, dass Herr Assange niemals nach dem Spionagegesetz hätte angeklagt werden dürfen und eine Tätigkeit ausübte, die Journalisten jeden Tag ausüben."

Australiens Premierminister Anthony Albanese sagte vor dem Parlament des Landes, seine Regierung habe in den vergangenen zwei Jahren alle Kanäle genutzt; Assanges Freilassung sei das Ergebnis vorsichtiger, geduldiger und entschlossener Arbeit. Er habe immer wieder gesagt, dass durch die fortdauernde Inhaftierung des WikiLeaks-Gründers nichts mehr zu gewinnen gewesen sei, der Fall Assange habe sich viel zu lange hingezogen. "Ich bin froh, dass er nun auf dem Weg nach Australien ist, um hier wieder mit seiner Familie zusammenzutreffen", sagte Albanese.

Die zuständige Richterin Ramona V. Manglona hatte nach dem Schuldspruch zu Assange gesagt: "Mit dieser Erklärung werden Sie diesen Gerichtssaal als freier Mann verlassen. Ich hoffe, dass ein wenig Frieden wiederhergestellt wird." Sie fügte hinzu: "Ich habe gehört, dass Sie nächste Woche Geburtstag haben. Ich hoffe, Sie beginnen Ihr neues Leben auf positive Weise." Der Australier wird am 3. Juli 53 Jahre alt.

Kritik an US-Spionagegesetz

Assange selbst lehnte eine Stellungnahme nach der Urteilsverkündung ab. Nach Angaben von australischen Reportern will er sich nach seiner Ankunft in Australien erstmals öffentlich äußern. Beobachtern zufolge war der WikiLeaks-Gründer nach der Urteilsverkündung den Tränen nahe. In seinem Schuldbekenntnis hatte er wie seine Anwälte den sogenannten Espionage Act kritisiert, auf dessen Grundlage er in den USA angeklagt war.  

Emotional reagierte auch Assanges Frau Stella. "Julian verlässt das Bundesgericht in Saipan als freier Mann. Ich kann nicht aufhören, zu weinen", schrieb sie auf X.

WikiLeaks kommentierte Assanges Freilassung auf X knapp mit den Worten: "Julian Assange ist auf freiem Fuß." Dazu veröffentlichte die Organisation ein Foto ihres lächelnden Gründers.

Anja Osterhaus, Geschäftsführerin der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen in Deutschland, bezeichnete das Urteil als wichtigen Erfolg für die Pressefreiheit in Zeiten zunehmender Repressalien gegen kritische Berichterstattung. "Seine Freilassung ist ein Hoffnungszeichen für Reporterinnen und Whistleblower auf aller Welt, die weiterhin diffamiert werden oder inhaftiert sind", schrieb sie in einem Statement auf der Webseite der Organisation.

Mit Assanges Freilassung geht ein 14 Jahre lang andauernder Rechtsstreit zu Ende. Assange verbrachte in dieser Zeit sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London, ab 2019 saß er in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis. Am Montag wurde Assange dann im Rahmen einer Vereinbarung mit der US-Justiz überraschend aus der Haft entlassen und zunächst nach Bangkok geflogen. Von dort wurde er in das US-Außengebiet Saipan gebracht, wo Richterin Manglona den Deal mit der US-Justiz offiziell genehmigte.

An dieser Stelle ist ein externer Inhalt eingebunden

Zum Anschauen benötigen wir Ihre Zustimmung

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten