Assange nach Deal mit US-Justiz als freier Mann zurück in Australien

6 Tage vor
Julian Assange

Stand: 26.06.2024 13:25 Uhr

Assange ist nach mehr als einem Jahrzehnt Botschaftsasyl und Gefängnis in Großbritannien zurück in seinem Heimatland Australien. Seine Familie konnte den WikiLeaks-Gründer als freien Mann in Canberra empfangen.

WikiLeaks-Gründer Julian Assange ist nach 14 Jahren juristischer Odyssee in seine australische Heimat zurückgekehrt. Nach der Landung seiner Chartermaschine feierte der 52-Jährige in der Hauptstadt Canberra ein emotionales Wiedersehen mit seiner Familie.

Auf Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie er kurz nach dem Ausstieg aus der Maschine seine Ehefrau Stella in den Arm nahm - zum ersten Mal in Freiheit. Gleich darauf konnte Assange auch seinen Vater John Shipton umarmen.

Zahlreiche Augenzeugen jubelten, als Assange den Privatjet verließ. Es waren "Willkommen zu Hause"-Rufe zu hören. Der Australier winkte den Menschen zu und reckte mehrmals eine Siegerfaust in den Himmel. Es wird erwartet, dass er sich noch heute öffentlich äußern wird.

Ehefrau: "Kann nicht aufhören, zu weinen"

Erst eine Vereinbarung mit der US-Justiz hatte seine Freilassung und seine Ausreise nach Australien möglich gemacht. Auf der US-Pazifikinsel Saipan, die US-Außengebiet ist, besiegelte Richterin Ramona V. Manglona den Deal zwischen ihm und den Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen.

"Mit diesem Urteil scheint es, dass Sie diesen Gerichtssaal als freier Mann verlassen können", sagte Manglona. In das US-Außengebiet im Westpazifik war Assange zuvor mit einem Privatjet gereist. "Ich hoffe, dass ein wenig Frieden wiederhergestellt wird", betonte Manglona.

Assanges Frau Stella schrieb nach der Gerichtsentscheidung in sozialen Netzwerken: "Julian verlässt das Gericht von Saipan als freier Mann. Ich kann nicht aufhören, zu weinen." Die Anwältin hatte den Australier 2022 während seiner Haft geheiratet und hat zwei Kinder mit ihm. Sie war bereits am Montag nach Australien gereist. Assange selbst gab keinen Kommentar ab, als er das Gerichtsgebäude verließ. 

Assange bekannte sich schuldig

Im Gerichtssaal hatte sich Assange im Rahmen der Vereinbarung mit der US-Justiz in einem Fall der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von Informationen zur nationalen Verteidigung schuldig bekannt. Im Gegenzug für sein Schuldbekenntnis wurde Assange seine fünfjährige Haftzeit in Großbritannien angerechnet und er kam auf freien Fuß.

Für Assange endet damit eine jahrelange Odyssee: Nach seiner Flucht fand er sieben Jahre lang Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London, weitere fünf Jahre verbrachte er im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London. 

Unbemerkt von der Öffentlichkeit war Assange am Montag entlassen und zum Flughafen Stansted gebracht worden. Von dort aus brachte ihn die Chartermaschine mit einem Zwischenstopp in Bangkok am Dienstag nach Saipan. Grundlage seiner Freilassung war eben jener Deal, den er am Mittwoch auf der Pazifikinsel einlöste.

Geheime Dokumente veröffentlicht

Die amerikanische Justiz wollte Assange lange Zeit den Prozess wegen Spionagevorwürfen machen. Bis zu 175 Jahre Haft hätten ihm in den USA gedroht. Stattdessen handelte er mit der US-Justiz zuletzt jedoch den Deal aus. Einreisen darf Assange in die USA künftig allerdings nur mit Erlaubnis der dortigen Behörden, wie das Justizministerium in Washington erklärte.

Assange hatte 2010 auf WikiLeaks eine Reihe von geheimen US-Dokumenten veröffentlicht. In den rund 700.000 vertraulichen Papieren ging es um militärische und diplomatische Aktivitäten der USA. Sie enthielten brisante Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen durch US-Militärangehörige.

Die US-Regierung hatte erklärt, Assanges Handlungen seien über die eines Journalisten hinausgegangen. Er habe geheime Regierungsdokumente veröffentlicht und damit Menschenleben gefährdet. Anhänger Assanges sehen in ihm hingegen einen von der US-Verfassung geschützten Journalisten, der Fehlverhalten des US-Militärs im Irak und in Afghanistan enthüllt habe.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten