Testimonials Jürgen Klopp is back … bei Red Bull

9 Tage vor

Es ist ein Hammer für die Fußballwelt, für die Werbewelt ist es ein Déjà-vu: Jürgen Klopp wird ab 1. Januar 2025 der Fußballchef von Red Bull. Damit sichert sich der Brause-Konzern mit Sitz in Fuschl am See gleich zwei Rollen in einer Person: Die Fußballkompetenz des Erfolgstrainers steht für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der verschiedenen RB-Clubs und gleichzeitig ist Klopp eines der beliebtesten Werbegesichter der Deutschen und Engländer. Auch wenn Klopp in Dauerschleife über die Mattscheibe flimmert, wirken die Spots von DVAG, Fischer oder Snickers immer authentisch und sympathisch. Folgerichtig taucht der Schwabe auch jetzt wieder in einer neuen Kampagne auf. Für MediaMarktSaturn lobt er die Stärken des Teams. O-Ton: „Für so ein Team würde ich sogar Werbung machen“.

Jürgen Klopp - Figure 1
Foto Meedia

Screenshot aus dem aktuellen Werbespot für MediaMarktSaturn

In seinem Kerngebiet Fußball wollte Jürgen Klopp eigentlich für ein Jahr pausieren. Er hatte zum Ende der vergangenen Saison sein Amt als Trainer beim FC Liverpool niedergelegt. Schon im Januar hatte er das angekündigt und von Burn-Out-Anzeichen berichtet. Seine vorläufig letzte Saison als Trainer verlief durchwachsen. Im Februar gewann er mit Liverpool den EFL-Cup. Das ist ein Pokalwettbewerb, bei dem nur die englischen Profiteams antreten und der in seiner Bedeutung klar im Schatten des großen FA-Cup verschwindet. Im FA-Cup scheiterte Liverpool im Viertelfinale, ebenso wie in der Europa League. In der Premier League schloss man 2024 als Dritter hinter Manchester City und dem FC Arsenal ab.

Der Fußball-Trainer Klopp

Das neue Engagement von Jürgen Klopp bei Red Bull soll die Weiterentwicklung der Werks-Teams umfassen, hierzu zählen neben RB Leipzig und RB Salzburg auch der englische Zweitligist Leeds United, sowie Vereine in New York, Brasilien und Japan. „Weitere Beteiligungen könnten folgen“, spekuliert die „Bild“, die als erste über den Top-Transfer berichtete.

Aber die neue Rolle hat auch potenzielle Schattenseiten. Insider befürchten einen Image-Schaden, da Red Bull ähnlich wie SAP für die Kommerzialisierung des Fußballsports verantwortlich gemacht wird. Beide hatten hohe Millionenbeträge in eher unbedeutende lokale Clubs investiert und sie bis in die Spitzenligen der jeweiligen Länder geführt. RB Leipzig ist aktuell Zweiter der Bundesliga, das von SAP unterstützte Hoffenheim 16. Auch Jürgen Klopp selbst stand RB Leipzig lange kritisch gegenüber.

In einem Interview mit der DFL 2022 relativierte er diese Position allerdings: „Ganz am Anfang mag Geld eine große Rolle gespielt haben, aber das ist schon lange nicht mehr so. Leipzig hat keine größeren Gehaltsetats als andere Bundesligavereine... Die ganze Idee ist eine Fußball-Idee und nicht eine Geld-Idee“. Zum Zeitpunkt des Interviews war Klopp längst auf der britischen Insel aktiv. Während seiner Trainerrolle in Dortmund hätte er so vermutlich nicht gesprochen. Gerade die Dortmunder Fans gelten als die schärfsten Kritiker des „Systems RB“.

Jürgen Klopp - Figure 2
Foto Meedia
Die Werbeikone Klopp

Insgesamt hat sich die vormals hitzige Stimmung gegen Red Bull als Fußballsponsor abgekühlt. Aber dennoch wird es spannend sein zu beobachten, wie der Markenwert der Werbeikone Klopp sich entwickelt, wenn er immer wieder zu den sportlichen Geschicken bei RB-Vereinen befragt wird und hierzulande mehr (inhaltliche) mediale Präsenz bekommt. Für einen Teil der deutschen Fußball-Fans geht möglicherweise einiges von Klopps Strahlkraft verloren.

Die erste Marke, die in dieser Gemengelage auf dem Prüfstand steht, ist MediaMarktSaturn. Der Elektronikhändler aus Ingolstadt hat Klopp verpflichtet, in der Weihnachtskampagne aufzutreten. Ein erster Spot wurde soeben veröffentlicht. Dort lobt Klopp in seiner gewohnt lässigen Art die Stärken des MediaMarktSaturn-Teams. Der Spot wirkt solide, aber etwas bieder. Der Startzeitpunkt für die TV-Schaltung, der 9. Oktober, trifft exakt auf den Tag, an dem Klopps Engagement bei Red Bull bekannt wurde.

Dass Klopp in seiner selbstironischen Art viel mehr kann, hat er über die vergangenen Jahre hinreichend bewiesen. Eines der großen Highlights war zweifellos die Kampagne „Lebenswege“ mit dem Dauerpartner DVAG. Darin schlüpft Klopp in unterschiedliche Rollen. Hätte er im Leben eine andere Abzweigung genommen, hätte er auch Zahnarzt, Müllmann oder Pizzabote werden können. Der Spaß am Spiel ist Jürgen Klopp bei dieser Produktion deutlich anzumerken. Und erfolgreich war sie auch. Allein der Hauptspot bescherte dem Youtube-Account der DVAG knapp 10 Millionen Aufrufe.

Klopp ist seit fast 20 Jahren amüsantes und prominentes Werbegesicht in Deutschland und seit seinem Wechsel 2015 auch auf der Insel. 2020 erklärte er den englischen Fußball-Fans und den Barkeepern in Pubs, wie sie mit einem (Erdinger) Weißbier um zu gehen haben.

2021 brüllte Klopp einen Tischkicker an, weil ihm die Aufstellung der Holzfiguren nicht passte. „Keiner spielt mehr 3-5-2“. Natürlich war Klopp das nicht selbst, sondern es war das innere Alter Ego eines jungen Tischkicker-Spielers. Nach dem Biss in ein Snickers löste sich der Spuck auf. „Du bist nicht du selbst, wenn Du Hunger hast“.

Und 2023 zum Weihnachtsgeschäft schwitzte das Universaltalent auf dem Peloton-Bike. „Ich treffe meinen inneren Schweinehund öfter als mir lieb ist“. Wer genau hinschaut, wird sehen (oder vermuten), dass Jürgen Klopp beim Dreh tatsächlich so intensiv in die Pedale getreten ist, dass ihm nicht nur der Schweiß rinnt, sondern er auch noch einen erschöpften Fluch ausstößt. Man kann sich leicht vorstellen, dass der frühere Mainzer Zweitliga-Profi zum Regisseur gesagt hat: „Wir machen das richtig“.

Fazit

Ob er es mit seinem neuen Engagement bei Red Bull richtig gemacht hat, wird die Zeit zeigen. Schon sein Weggang von Dortmund war für viele Fans ein Stich im Herzen. Der Fernsehsender Sport1 strahlte am Morgen des 9. Oktober eine Sondersendung aus: „Verkauft Klopp seine Seele?“.

Glaubt man der „Bild“, lässt sich Jürgen Klopp ein Hintertürchen offen. Für den Fall, dass er zum Nationaltrainer berufen würde, gibt es angeblich eine Ausstiegsklausel im Red-Bull-Vertrag.

Wenn ihn dann noch jemand will.  

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