Jürgen Klopp: Was Red Bull mit Jürgen Klopp vorhaben könnte

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Jürgen Klopp verpflichtet zu haben, ist der bisher größte Erfolg von Red Bull. Er soll dem RB-Fußball eine Seele geben. Aber ist Klopp gemacht für einen Bürojob?

10. Oktober 2024, 17:25 Uhr

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Jürgen Klopp im August während der Paralympics in Paris © Dean Mouhtaropoulos/​Getty Images

Ein wenig versteckt baut RB Leipzig an der Zukunft. Hinter dem Trainingszentrum, in Sichtweite des ehemaligen Zentralstadions, eingeklemmt zwischen Jahrmarkt und Straßenbahnhof, entsteht diese Zukunft aus sehr viel Fichte aus dem Bayerischen Wald und recyceltem Beton. 300 modern ausgestattete Arbeitsplätze entstehen gerade mit der neuen Geschäftsstelle. Die "kommunikative Gebäudestruktur" soll "die offene Unternehmens- und Vereinskultur" fördern, heißt es auf der Webseite des Klubs, und durch das Konzept sollen agile Gestaltung und abteilungsübergreifendes Arbeiten verstärkt werden. Das alles, na klar, für den maximalen Erfolg.

Wenn man den Rohbau dieses Gebäudes so betrachtet und sich vorstellt, wie es mal aussehen soll, dann ist es gar nicht so leicht, sich rund um diese Welt Jürgen Klopp vorzustellen. Er, der Heavy-Metal-Trainer, Zähnefletscher, Vulkan, hat plötzlich eine Visitenkarte, auf der  "Jürgen Klopp, Head of Global Soccer" stehen wird.

Jürgen Klopp und Red Bull, das war bis zum Mittwoch für viele ein Widerspruch. Jetzt soll er dem Konzernfußball eine Seele geben, soll nun die globalen Aufgaben des Konzerns angehen statt die Schiedsrichter.

Aber was genau wird Klopps Aufgabe sein? Was erhofft sich der Red-Bull-Chef Oliver Mintzlaff von diesem Wechsel? Und wird Red Bull seine Klub-Einkaufstour jetzt fortsetzen? Zwar gibt es auf viele Fragen derzeit noch keine definitive Antwort, aber Annäherungen sind möglich.

Es gibt einen Clip aus dem Jahr 2022, aufgenommen von der DFL, der derzeit in den sozialen Netzwerken rumgeht. Da sitzt Jürgen Klopp in Trainingsklamotten des FC Liverpool in einer Sporthalle und sinniert über RB Leipzig. "Ich weiß, wie sehr Rasenball, Red Bull in der Kritik steht bei Traditionalisten im Fußball. Und ich bin auch einer", sagt er da. "Nur finde ich, dass Leipzig keinem Traditionsverein irgendetwas weggenommen hat, sondern einen neuen Weg gegangen ist." Durch die Anschubfinanzierung gelang RB im ersten Bundesligajahr direkt die Qualifikation für die Champions League und damit der Zugang zu den großen Geldtöpfen. Klopp jedenfalls findet: "Der Gehaltsetat von Leipzig ist nicht höher als von Dortmund, Bayern oder sonst irgendwas. Das ganze Prinzip ist junge Spieler aufbauen. Die ganze Idee ist eine Fußballidee. Und nicht eine Geldidee."

Und Klopps Idee, nach Salzburg zu wechseln, war das eine Geldidee oder eine Fußballidee?

Eingefädelt wurde sie, so viel lässt sich sicher sagen, von Oliver Mintzlaff. Der ist Geschäftsführer bei Red Bull und hat RB Leipzig groß gemacht. In der Dependance ist er immer noch Aufsichtsratsvorsitzender und hat extrem großen Einfluss.

Mintzlaff und Klopp kennen sich schon eine Weile. Klopp wird von Marc Kosicke beraten, der auch schon Julian Nagelsmann, Max Eberl und Ralf Rangnick vertreten hat. Dazu wechselten mit Naby Keïta, Ibrahima Konaté und Dominik Szoboszlai in den vergangenen Jahren drei Leipziger Spieler nach Liverpool. Der Draht war also kurz.

Offenbar hat Mintzlaff schon seit dem Sommer an der Verpflichtung von Klopp gearbeitet. Damals berichteten die Salzburger Nachrichten schon davon, das Gerücht wurde aber dementiert. Schon 2008 hatte Klopp über einen Wechsel zu Red Bull Salzburg nachgedacht. Der Kontakt ist scheinbar nie ganz abgerissen. Offenbar sei es der Wunsch des verstorbenen Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz gewesen, Klopp irgendwann in den Konzern zu holen. Laut tz soll Mateschitz Klopp gar schon 2022 persönlich von seinem Konzern überzeugt haben.

Jetzt soll Klopp einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben haben. Ohne Ausstiegsklausel, heißt es. Doch sollte sein Land nach ihm rufen, würde sich sicherlich ein Weg von Salzburg zur DFB-Zentrale in Frankfurt finden. Die Frage ist nur, ob Klopp überhaupt noch mal an die Seitenlinie zurückwill.

Vielleicht wird das auch damit zu tun haben, wie gut ihm die neue Aufgabe gefällt. Angedockt ist Klopp an die Konzernzentrale von Red Bull in Salzburg. Ein eigenes Büro an einem der verschiedenen Standorte soll er nicht bekommen, vielmehr wird er wohl zwischen den Klubs hin und her jetten. Mit Mario Gómez ist ihm noch ein "Technischer Direktor" unterstellt.

Klopp soll gegen die Zufriedenheit anarbeiten, ist da zu hören. RB Leipzig spielt zwar regelmäßig Champions League, für den Titel dort oder die Deutsche Meisterschaft hat es bisher aber noch nicht gereicht. Ein Umstand, den zuletzt auch Mintzlaff selbst in einem Interview mit dem Kicker kritisch formulierte.

Zudem sollen wohl Synergien geschaffen werden zwischen den verschiedenen Klubs. Der Weg vieler Talente war bisher: FC Liefering, Red Bull Salzburg, RB Leipzig. Wer am Ende nicht mehr das allerhöchste Niveau hat, der geht auch wieder eine Stufe zurück, wie Emil Forsberg jüngst zu den New York Red Bulls. Neben diesen Klubs gibt’s noch einen Verein in Brasilien, in der dritten japanischen Liga, und auch beim englischen Zweitligisten Leeds United hat sich Red Bull eingekauft. Möglichkeiten für Synergien gibt es also einige. Doch was heißt das genau? 

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