Jetzt spricht der neue DFB-Kapitän Kimmich: „Meine Generation hat ...

25 Tage vor
Voller Tatendrang: Der neue DFB-Kapitän Joshua Kimmich übernimmt Verantwortung in der Fußball-Nationalmannschaft. © IMAGO/Kirchner-Media

Seit Montag ist Joshua Kimmich neuer Kapitän der Nationalmannschaft. Wie der 29-Jährige sein Amt angeht und warum seine Generation nichts zu verschenken hat.

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Nach dem intensiven Aufwärmprogramm hatte der Kapitän schon wieder Feierabend: Beim Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft trat Joshua Kimmich am Dienstagmorgen kürzer. Erst am Sonntagabend war er mit dem FC Bayern München in der Bundesliga im Einsatz (2:0 gegen den SC Freiburg), die obligatorische Belastungssteuerung. Mit einem Ball zwischen den Armen schaute er von der Bande aus zu, wie seine Mitspieler beim intensiven Spielchen Sieben gegen Sieben über den Rasen hetzten.

DFB-Kapitän Kimmich tritt in große Fußstapfen

Mit Beginn der Länderspiel-Saison führt Kimmich die DFB-Elf als Spielführer an. Er folgt auf den zurückgetretenen Ilkay Gündogan, ist mit 91 Länderspielen der erfahrenste Akteur im Kader und reiht sich in eine illustre Reihe von Deutschlands Kapitänen ein, die angeführt wird von Namen wie Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus oder Philipp Lahm. Nun also Joshua Kimmich, die „logische Wahl“ für Bundestrainer Julian Nagelsmann. Beim DFB äußerte sich der 29-Jährige über sein Amt, seine Aufgaben und seinen Antrieb. Kimmich über …

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… die Veränderungen seit der Euro: Es hat sich viel verändert, es gab den einen oder anderen Rücktritt. Generell war es wichtig, die Leute bei der Euro für uns zu begeistern. Daran wollen wir festhalten, das wollen wir weiter schaffen. Die erste Gelegenheit gibt es am Samstag im Spiel gegen Ungarn (20.45 Uhr, live im ZDF).

Der neue DFB-Kapitän Joshua Kimmich hat sich viel vorgenommen.© picture alliance/dpa

… seine Interpretation des Amtes: Auf der einen Seite bin ich stolz. Als kleines Kind wollte ich Nationalspieler werden, das war damals sehr unrealistisch. Kapitän zu werden, das hatte ich gar nicht im Kopf. Es ist etwas ganz Besonderes! Die Menschen in meinem Umfeld freuen sich. Ich habe das Vertrauen vom Trainerteam bekommen, das möchte ich zurückzahlen. Für mich ist das keine One-Man-Show. Viele Jungs sind in ihren Vereinen Kapitäne. Mit Kai Havertz und Antonio Rüdiger habe ich starke Kollegen an meiner Seite. Es sind einige Säulen, wichtige Spieler weggebrochen. Wir brauchen jetzt Spieler, die Verantwortung übernehmen, nach Siegen oder auch nach schlechteren Resultaten. Am Ende geht es um den Teamerfolg. Wenn wir als Team funktionieren, können wir auch im Land etwas bewegen. Diesen Weg wollen wir weitergehen. Dafür braucht es viele Spieler, die Verantwortung übernehmen.

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… sein Verhältnis zu seinen Co-Kapitänen Toni Rüdiger und Kai Havertz: Toni Rüdiger kenne ich noch aus seiner Zeit beim VfB, da war er Profi und ich Jugendspieler. Da habe ich zu ihm aufgeschaut. Jeder, der es nach oben geschafft hat, war ein Vorbild. Unser Verhältnis ist sehr gut, ich verstehe mich top mit Toni. Auch Kai kenne ich lange. Nach außen wirkt er introvertierter. Innerhalb der Mannschaft, wo er sich wohlfühlt, ist er ein sehr, sehr lustiger Typ. Er fliegt manchmal unter dem Radar, aber bei der Euro zum Beispiel war er ungeheuer wichtig. Er opfert sich oft für die Mannschaft, ohne selbst zwei Tore machen zu müssen.

… den Umbruch im DFB-Team: Wenn wir die nächsten Spiele erfolgreich gestalten, findet jeder schneller seine Rolle. Das ist schwieriger, wenn man nicht erfolgreich ist. Vielleicht duckt sich dann mal jemand lieber weg. Trotz des Aus im EM-Viertelfinale haben wir ein positives Gefühl innerhalb der Mannschaft. Alle haben Bock drauf, für Deutschland zu spielen und Spiele zu gewinnen. Nicht nur bei der Heim-Euro, sondern allgemein wollen wir erreichen, dass die Leute sich wieder auf Länderspiele freuen.

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Kimmichs Vorgänger im Amt: Ilkay Gündogan und Manuel Neuer (von links), hier mit Antonio Rüdiger und Emre Can, beim Singen der Nationalhymne.© IMAGO/Fussball-News Saarland

… einen Kapitän als Vorbild: Am Ende inspirieren einen die Kapitäne, die man miterlebt hat. Ich durfte mir von vielen Weltklasse-Spielern etwas abschauen, wie man diese Aufgabe angeht. Bei den Bayern war das Philipp Lahm, Manuel Neuer bei Bayern und beim DFB, dazu dann Ilkay Gündogan. Jeder hat das auf seine Art unterschiedlich gemacht, da war auch jeweils die Mannschaftsstruktur anders. Da muss man sich anpassen, denke ich. Von manchen Aufgaben, die auf mich zukommen, weiß ich noch gar nichts.

… einen Einstand: Lieber nicht singen, da zahle ich lieber ein Abendessen!

… die Ziele mit der DFB-Elf: In der Nations League redet man sich die Ergebnisse im Nachhinein unwichtig, wenn man nicht gewonnen hat. Wenn man die Spanier fragt: Die fanden das ganz cool, dass sie gewonnen haben. Andere Länder haben uns das vorgemacht. Argentinien, Spanien, Italien: Die haben nicht beim Turnier angefangen, gut zu spielen, sondern das ist ein Prozess. Die Nations League wird vielleicht von außen betrachtet als gering angesehen. Aber bei uns kann keiner sagen, dass er mit Deutschland schon mal einen Titel gewonnen hat, abgesehen vom Confed-Cup 2017 vielleicht. Meine Generation hat nichts mehr zu verschenken. Wir wollen jede Chance nutzen.

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… den Job als Rechtsverteidiger: Ich habe nichts anderes gehört, als dass ich rechts hinten bleibe. Ich sehe es als Stärke an, dass ich rechts und auf der Sechs spielen kann. Ich werde mich nie einer Position gegenüber verschließen. Bei der Euro hat man hoffentlich gemerkt, dass ich auch als Rechtsverteidiger einen Mehrwert liefern kann.

Bundestrainer Julian Nagelsmann überträgt Joshua Kimmich künftig noch mehr Verantwortung.© picture alliance/dpa

… Marc-André ter Stegen als neue Nummer eins: Als Feldspieler kann ich immer hoffen, eingewechselt zu werden. Marc hat sich bestimmt mal Chancen ausgerechnet, die Nummer eins zu werden und war dann noch nur die Nummer zwei, als das Turnier angefangen hat. Er hat das immer sportlich genommen und immer ausgestrahlt, dass er zwar spielen will. Aber er hat auch immer die Verantwortung gegenüber der Mannschaft wahrgenommen. Ich freue mich für ihn, dass für ihn die Tür aufgeht. In Deutschland wird manchmal unterschätzt, was er seit Jahren beim FC Barcelona leistet.

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… nur drei Bayern-Spieler im DFB-Kader: Ich fühle mich nicht einsam. Für Bayern ist es immer ein gutes Zeichen, wenn wir viele Spieler bei der Nationalmannschaft haben. Jetzt sind es nur drei, aber das kann sich ändern.

… den Spaßvogel in ihm: Freude ist die Basis, die Grundlage von allem. Wir haben das Glück, einen Job zu machen, der uns meistens sehr viel Spaß macht. Wie sehr, das hängt letzten Endes mit dem sportlichen Erfolg zusammen. Wenn man Spiele gewinnt, dann kann man auch mal ganz locker und gut drauf sein. Und das Kind aus sich heraus lassen.

… die bislang erfolglose Generation an Spielern in seinem Jahrgang: „Man kann nicht alle Situationen beeinflussen, ob man ein Turnier gewinnt. Aber wir wollen alles beeinflussen, was wir selbst in der Hand haben. Das kann ich nicht alleine, dazu haben wir mehrere Spieler und auch Leute im Staff, wo wir herausragend aufgestellt sind. Wir haben Leute, die immer Energie reinbringen, wo jeder Hunger darauf hat, erfolgreich zu sein. Die Qualität ist da, die war in der Vergangenheit allerdings auch da. Trotzdem haben wir es nicht geschafft, erfolgreich zu sein und die Leute abzuholen. Bei der Euro waren wir nicht so richtig erfolgreich mit dem Viertelfinal-Aus, aber wir haben alles gegeben und das wurde dann auch anerkannt. Am Ende ist es manchmal Glück oder Pech.“

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