Bidens Lage wird aussichtslos: Die Daten zum Duell ums ...

Seit der ersten Fernsehdebatte zwischen Joe Biden und Donald Trump scheint klar: Der Amtsinhaber kann dieses Rennen nicht mehr gewinnen. Und das, obwohl nicht alle Zahlen schlecht sind. Die wichtigsten Daten zu den Themen, die die USA bewegen

Joe Biden - Figure 1
Foto Capital - Wirtschaft ist Gesellschaft

Wohl selten hat ein einzelnes Ereignis im US-Wahlkampf ein so deutliches Signal gesendet: Seit der ersten Fernsehdebatte zwischen Präsident Joe Biden und seinem Herausforderer Donald Trump weisen alle Umfragen darauf hin, dass der Amtsinhaber dieses Duell verlieren wird – es sei denn, die Demokratische Partei bringt ihn noch dazu zurückzutreten und nominiert eine andere Kandidatin. So verheerend war der Auftritt Bidens, dass seine schon zuvor schlechten Werte noch weiter abrutschten.

Dies zeigt sich auch in der Auswertung des Daten-Portals Fivethirtyeight, das dazu einen Schnitt von Umfragen bildet, die nach Qualität und politischer Befangenheit gewichtet werden.

Dabei ergeben die Daten, die den Wahlkampf eigentlich prägen sollten, ein durchaus gemischtes Bild. Was also spricht noch für und was gegen Biden, solange er im Wahlkampf bleibt? Capital sammelt kontinuierlich wichtige Umfragewerte und wirtschaftliche Kennziffern, die diesen Zweikampf begleiten.

Ein schlechtes Zeichen für Biden ist, dass Trump nach einem anfänglichen Rückstand inzwischen in Sachen Geld aufgeholt hat und eine besser gefüllte Wahlkampfkasse aufweisen kann. Jeden Monat müssen die Wahlkampfteams ihre Einnahmen und Ausgaben an die Föderale Wahlkommission melden, und hier zeigt sich, dass sich das Verhältnis zwischen beiden gedreht hat. Das dürfte auch daran liegen, dass sich wichtige Geldgeber der Demokraten inzwischen von Biden abwenden und auf eine Alternative hoffen.

Die amerikanischen Wählerinnen und Wähler dürfte allerdings eher interessieren, wie sich ihre persönliche ökonomische Lage entwickelt. Die alte Frage „Geht es Ihnen besser oder schlechter als vor vier Jahren?“  und die Antwort darauf werden auch diesmal wieder Einfluss auf das Wahlergebnis haben. 

Der Aufschwung nimmt sich eine Pause

Und hier gilt: Die US-Wirtschaft läuft gut, ist aber zuletzt ins Stocken geraten. Zum Ende des Jahres 2023 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kräftig, die Werte für das vierte Quartal wurden sogar noch nach oben korrigiert. Beigetragen haben das Konjunkturprogramm „Inflation Reduction Act“, sinkende Energiepreise und ein immer besser laufender Arbeitsmarkt. Auch im ersten Quartal 2024 legte das BIP zu, allerdings bei weitem nicht mehr mit dem Schwung von zuvor. Nun werden mit Spannung die Ergebnisse für das zweite Quartal erwartet.

Zwar ist Bidens Wirtschaftspolitik im Ganzen nach wie vor erfolgreich. Unter "Bidenomics" werden die Erneuerbaren Energien ausgebaut und damit Jobs geschaffen. Allerdings geht ausgerechnet jetzt eine historisch einzigartige Phase zuende. Solange wie noch nie war die von den US-Behörden ausgewiesene Arbeitslosenrate unter dem Wert von vier Prozent geblieben. Das aber ist nun vorbei. Seit Mai steht wieder eine 4 vor dem Komma.

Inflation schwächt sich ab

Ausgerechnet beim größten Sorgenkind der Regierung Biden – der Preissteigerung – hat unlängst spürbare Entspannung eingesetzt. Die Inflation liegt nur noch bei drei Prozent und damit in einem Bereich, der Hoffnungen weckt. Die Aussicht, dass die Zentralbank den Leitzins senken und damit die Kreditaufnahme erleichtern kann, rückt näher.

Traditionell reagieren die US-Bürger in einem Bereich besonders empfindlich auf die Preise, und zwar beim Treibstoff. Und auch hier wird die Lage sichtbar besser. Erstmals seit Monaten gingen die Kosten an den Zapfsäulen im Juni wieder spürbar nach unten.

Kommt die schlechte Laune zurück?

Wie aber schlagen sich die gemischten Rahmendaten in der Stimmung der Amerikaner nieder – also in dem, was letztlich an der Wahlurne entscheidend sein könnte? Das Vertrauen der Amerikaner in die Wirtschaftslage – so wie es regelmäßig von der University of Michigan erhoben wird – machte zu Anfang des Jahres einen deutlichen Sprung nach oben, erreichte den höchsten Wert seit Sommer 2021 und stieg im März noch weiter. Nun aber geht es wieder recht deutlich abwärts. Inzwischen lässt sich das als Trendwende interpretieren, ein weiteres schlechtes Zeichen für Biden.

Wie zentral eine gute Einschätzung der Wirtschaftslage für Biden ist, zeigen die langfristigen Präferenzen der Wähler: Ökonomische Themen spielen für die Menschen die größte Rolle, wie das Meinungsforschungsinstitut Pew Research in seiner aktuellen Erhebung feststellt.

Probleme mit der Einwanderung

Allerdings spielen neben ökonomischen Faktoren auch andere Themen eine Rolle, und dazu gehört die illegale Einwanderung. Es ist ein Problemfeld für die Regierung Biden, da vor allem an der südlichen Grenze der USA in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine steigende Zahl von Versuchen der nicht legalen Einreise registriert wurde. Einen parteiübergreifenden Deal für die Grenze hatten die Republikaner aus wahltaktischen Gründen in einer Blockadeaktion im Kongress verhindert. Trotzdem gibt es in den ersten Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr einen rückläufigen Trend, den man im Weißen Haus zufrieden registriert haben dürfte.

Jenseits aller ökonomischen Kennziffern aber bleibt für Biden ein Problem, das er im Wahlkampf wohl nicht mehr wird überwinden können: sein Alter. Nicht nur in der Debatte, auch in Interviews und bei Auftritten wie beim Nato-Gipfel Mitte Juli neigt Biden zu abenteuerlichen Versprechern, die daran zweifeln lassen, wie leistungsfähig er noch ist. Es ist der alles entscheidende Faktor, der die Meinung zu Biden in den Umfragen nach unten drückt, und zwar immer mehr.

Es ist daher kein Wunder, dass immer mehr Demokraten sich nach einer Alternative sehnen, die Zahl der Kongressabgeordneten, die einen Rückzug fordern, nimmt Schritt für Schritt zu. In Umfragen, die unter anderem vom Fernsehsender CNN erhoben werden, räumt eine deutliche Mehrheit einem beliebigen anderen Bewerber größere Chancen im Wahlkampf ein als Biden selbst.

Zusammengefasst scheint die Ausgangslage klar: Mit Biden als Kandidat ist die Präsidentenwahl für die Demokratische Partei kaum mehr zu gewinnen. Selbst wenn sich die ökonomischen Daten noch bessern sollten, überwiegt bei den Wählerinnen und Wählern die Skepsis. Biden ist zu alt, macht zu viele Fehler, wirkt fahrig und unaufmerksam. Erst mit einer anderen Kandidatin oder einem anderen Kandidaten ließe sich überhaupt wieder ein normales politisches Rennen eröffnen.

Hinweis: Dieser Artikel zur US-Wahl wird laufend aktualisiert.

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