Biden und Trump liefern sich bei erster TV-Debatte scharfes ...

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Joe Biden
Biden gegen Trump Scharfe Töne bei erster TV-Debatte

Stand: 28.06.2024 05:50 Uhr

"Lügner", "Verbrecher" oder "schlechtester Präsident": Bei der ersten TV-Debatte sind US-Präsident Biden und sein Herausforderer Trump deutlich geworden. Diskutiert wurde zur Ukraine, dem Sturm auf das Kapitol - und Trumps Verurteilung.

Beim ersten TV-Duell des US-Wahlkampfes haben sich der amtierende Präsident Joe Biden und Konkurrent Donald Trump gegenseitig schwere Vorwürfe gemacht. Biden bezeichnete seinen Vorgänger bei der Debatte im Sender CNN mehrfach als Lügner. "Er übertreibt, er lügt", sagte Biden mit Blick auf Trumps Aussagen zur Lage an der Grenze.

Auch sprach Biden Trumps Verurteilung in einem Schweigegeldprozess an. "Die einzige Person auf dieser Bühne, die ein verurteilter Verbrecher ist, ist der Mann, den ich gerade anschaue", sagte Biden. Trump werde zudem noch vieler weiterer Verbrechen beschuldigt und müsse hohe Zivilstrafen zahlen, ergänzte Biden.

Trump wirft Biden "Tote an der Grenze" vor

"Milliarden Dollar dafür, eine Frau in der Öffentlichkeit belästigt zu haben und für eine ganze Reihe anderer Dinge; dafür, Sex mit einem Pornostar gehabt zu haben, in der Nacht, in der deine Frau schwanger war", sagte Biden und irrte im Detail: Melania Trump hatte bereits vier Monate zuvor Sohn Barron zur Welt gebracht. "Du hast die Moral eines Straßenköters", sagte Biden.

Trump sagte, dass Biden möglicherweise bald ein verurteilter Verbrecher sein könne, "weil er viele Tote an der Grenze ausgelöst hat". Damit bezog er sich auf Bidens Migrationspolitik und wiederholte seine unbelegte Behauptung, dass Einwanderer unter Biden eine Verbrechenswelle ausgelöst hätten. Studien zufolge begehen Einwanderer in den USA jedoch nicht häufiger Verbrechen als dort geborene Bürger.

Insgesamt sprach Trump Biden ab, in der Lage zu sein, zu regieren. "Er ist, ohne Frage, der schlechteste Präsident - die schlechteste Präsidentschaft in der Geschichte unseres Landes", schimpfte Trump.

Biden: Trump ermutigte Menschen zu Kapitol-Sturm

Zur Sprache kam auch der Sturm auf das Kapitol nach der vergangenen Wahl. Biden kritisierte seinen Amtsvorgänger scharf: "Er hat diese Leute ermutigt." Trump habe drei Stunden lang im Weißen Haus gesessen und nicht eingegriffen, während seine Anhänger Fenster eingeschlagen, das Parlamentsgebäude besetzt und brutal gewütet hätten. Stattdessen habe Trump diese Leute als "Patrioten" bezeichnet und wolle ihnen ihre Strafen erlassen.

Trump erklärte, er habe seine Anhänger damals aufgerufen, "friedlich und patriotisch" zu handeln. Dann attackierte er die damalige demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Fälschlicherweise behauptete er, Pelosi habe damals sein Angebot ausgeschlagen, "10.000 Soldaten oder die Nationalgarde" am 6. Januar 2021 zum Kapitol zu schicken. Pelosi hatte keine Verfügungsgewalt über die Nationalgarde. Als das Kapitol attackiert wurde, forderten sie und der damalige Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, vielmehr Militärhilfe an, darunter von der Nationalgarde.

Ob Trump den Ausgang der kommenden Wahl akzeptieren werde, beantwortete der Ex-Präsident nicht eindeutig. Mehrfach hakten die Moderatoren nach, doch der Republikaner wandte sich heraus, antwortete erst beim dritten Anlauf auf die Frage - und auch da nur ausweichend: "Wenn es eine faire, legale und gute Wahl ist, dann auf jeden Fall."

Trump: Unter mir hätte es keine russische Invasion gegeben

Zur russischen Invasion in die Ukraine behauptete Trump, dass es diese unter seiner Präsidentschaft nicht gegeben hätte. Russlands Präsident Wladimir Putin habe sich zum Einmarsch in die Ukraine entschlossen, als er gesehen habe, wie unfähig die USA ihren Abzug aus Afghanistan ausgeführt hätten, meinte Trump. Sollte er gewählt werden, werde er den Krieg in der Ukraine noch vor seiner formellen Amtseinführung beenden. Wie er das genau machen will, ließ er offen.

Außerdem kritisierte der Republikaner Bidens Wirtschaftspolitik: "Die Inflation bringt unser Land um. Sie bringt uns absolut um." Biden habe einen schlechten Job gemacht. Der Demokrat erklärte, er habe bei seinem Amtsantritt im Januar 2021 eine Wirtschaft übernommen, die "im freien Fall" gewesen sei. Tatsächlich ist die Inflationsrate deutlich zurückgegangen und auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist gut. Wegen teils weiterhin hoher Preise sind viele Bürger aber noch immer frustriert.

Mikros stumm, kein Publikum

Das TV-Duell folgte strengen Regeln. So wurde während des 90-minütigen Schlagabtausches das Mikrofon des jeweiligen Präsidentschaftsbewerbers, der gerade nicht spricht, stumm geschaltet. Die Debatte fand ohne Studiopublikum statt. Darauf soll Bidens Wahlkampfteam gedrungen haben.

Dass die erste Fernsehdebatte bereits im Juni stattfand, ist ungewöhnlich. Biden und Trump sollen erst im Juli und August bei Nominierungsparteitagen zu den offiziellen Kandidaten ihrer Parteien für die Präsidentschaftswahl am 5. November gekürt werden. Die notwendigen Delegiertenstimmen haben sie sich bei den Vorwahlen aber bereits gesichert - deshalb sind sie als Kandidaten gesetzt. 

Es war das erste direkte Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten seit Oktober 2020. Eine zweite Debatte ist für September geplant. In Umfragen lagen Biden und Trump vor der Debatte nahezu gleichauf.

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