Doping-Fall Sinner: Entlastet ein Foto den Tennis-Star?

28 Tage vor

Entlastet Sinner ein Foto?

Im Doping-Fall Jannik Sinner sorgt ein im Netz aufgetauchter Screenhot für weiteren Wirbel. Eine italienische Zeitung stütz damit gar die Argumentation zur Unschuld des Tennis-Stars - der Experte Fritz Sörgel bei SPORT1 vehement widerspricht.

Jannik Sinner - Figure 1
Foto SPORT1

Im Doping-Fall Jannik Sinner sorgt ein im Netz aufgetauchter Screenhot für weiteren Wirbel. Eine italienische Zeitung stütz damit gar die Argumentation zur Unschuld des Tennis-Stars - der Experte Fritz Sörgel bei SPORT1 vehement widerspricht.

Völlig absurd und an den Haaren herbeigezogen - oder doch plausibel und nachvollziehbar? Nachdem Jannik Sinner zweimal positiv auf Doping getestet und bei dem Tennis-Star das anabole Steroid Clostebol nachgewiesen worden ist, bleiben die Hintergründe dazu höchst undurchsichtig.

Durch eine Salbe seines Physiotherapeuten Giacomo Naldi zur Behandlung von dessen Schnittwunde soll das Doping-Mittel in Sinners Blutkreislauf gelangt sein - weshalb der Weltranglisten-Erste von einem unabhängigen Gericht zunächst freigesprochen, bei dem Südtiroler keine Schuld festgestellt wurde.

Nun berichtet die Gazzetta dello Sport über ein im Netz kursierendes Foto, das diese Argumentation im Sinne Sinners stützen soll.

Wirbel um Screenshot von Sinner-Physiotherapeut

Es ist ein Screenshot einer TV-Übertragung, der Naldi während des ATP-Turniers in Indian Wells im vergangenen März auf der Tribüne mit einem Pflaster am kleinen Finger der linken Hand zeigt. Die Aufnahme soll belegen, dass sich der Physiotherapeut zu dieser Zeit, in der Sinner positiv getestet worden war, tatsächlich eine Schnittwunde zugezogen hatte, die er dann mit der verbotenen Substanz kontaminiert haben soll.

Dem Bericht zufolge stütze dies auch eine Aussage Naldis, wonach der sich zunächst selbst verletzte, als er mit einer Zange Narben an Sinners Fuß behandelte und sich ohne Handschuhe seine Schnittwunde medizinisch mit besagter Salbe versorgte.

Die Gazzetta ging sogar soweit, das auf dem Foto sichtbare Pflaster an Naldis Finger als „Beweis“ und „klares Zeichen“ für Sinners Unschuld anzuführen, das verbotene Mittel nicht vorsätzlich verwendet zu haben.

Sörgel widerspricht Darstellung: „Lächerlich!“

Eine Einschätzung, der Doping-Experte Prof. Dr. Fritz Sörgel heftig widerspricht: Im SPORT1-Interview erklärte der anerkannte Pharmazeut und Pharmakologe: „Ein Anabolika-Spray für eine Wundbehandlung - lächerlich! Das Anti-Doping-Gesetz würde das gar nicht zulassen. Bei einer Wunde stehen andere Substanzen wie Antibiotika im Vordergrund.“

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Sörgel vermutet vielmehr, dass „dieses Spray gezielt für den Hochleistungssport auf inoffiziellen Wegen und im Internet vertrieben“ wird: „Weil es ein Dopingmittel ist und man - wie in diesem Fall - auch immer auf Unschuld ‚kein Doping‘ plädieren kann.“

Der 74-Jährige fügte an: „Wenn jemand eine Schnittwunde hat, wie es bei dem Physio von Sinner der Fall gewesen sein soll, dann schmiert man die Salbe ja nicht pfundweise drauf. Sondern eher dünn. Auch wenn er ihn jeden Tag massiert, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass das Clostebol in solchen Mengen durch die Haut eindringt, dass es im Dopingtest auffällt.“

Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA kündigte inzwischen an, man wolle die Entscheidung im Fall Sinner zunächst „sorgfältig prüfen“. Die im kanadischen Montréal ansässige Organisation erklärte dazu, sie behalte sich das Recht vor, gegebenenfalls Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne einzulegen.

Bemerkenswert: Die Italienische Anti-Doping-Agentur blieb eine Reaktion vorerst schuldig - auch sie könnte gegen die Entscheidung Berufung einlegen.

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