Bei Portofino: Wildschweinfamilie kapert Riviera-Strand – Video ...

10 Jun 2023
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Erstellt: 10.06.2023, 10:06 Uhr

Von: Johannes Welte

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Eine Wildschweinrotte besucht den Strand von San Fruttuoso bei Portofino © Screenshot Youtube/Promocanale

Seelenruhig stromert eine Wildsau mit zwei großen und drei kleinen Frischlingen durch einen der schönsten Strände Italiens und durchwühlt das Gepäck der Badegäste.

Italien - Figure 1
Foto Merkur Online

Portofino - Der Strand der Benediktinerabtei San Fruttuoso drei Kilometer westlich des mondänen Badeortes Portofino an der italienischen Riviera ist ein besonderes Badeparadies: Vor den Kulissen des Klosters aus dem 8. Jahrhundert mit seiner Kuppel lädt ein kleiner Strand zum Baden ein. Wer hier planschen will, muss aber entweder zu Fuß auf schmalen Wanderpfaden kommen oder ein Boot nehmen. Jetzt machte es sich eine ganze Wildschweinfamilie unter den Badegästen gemütlich. Dieses Video lässt derzeit ganz Italien schmunzeln. Doch es hat einen durchaus ernsten Hintergrund.

Das Video vom Dienstag (6. Juni), gepostet von Giovanni Moro auf Facebook, geht derzeit in Italien viral: Man sieht, wie die tierische Familie seelenruhig an einer Treppe den landseitig von Wald und Felsen umgebenen Strand betritt und sich ihre Bahn durch die Badegäste ebnet. Niemand ist aufgeregt, ein junger Mann bleibt stoisch liegen, während die Wildsau und ihre Frischlinge fast über sein Handtuch stapfen.

Italien: Wildschweine am Meer – Badegäste des Rivierastrandes bleiben völlig cool

Andere Badegäste holen ihre Handys raus und filmen die ungewöhnliche Szenerie. Die Wildschweine beschnuppern Badegepäck auf der Suche nach etwas Essbarem. Doch sie Tiere finden nichts und kehren schließlich nach gut zwei Minuten wieder durch die Arkaden der 1200 Jahre alten Abtei wieder in den Wald zurück.

San Fruttuoso bei Portofino © Wikipedia - Pjt56

Dieses Mal ging die Begegnung zwischen Mensch und Tier gut aus, doch in fast ganz Italien gibt es Probleme durch die sich immer mehr ausbreitende Wildschwein-Population. Die nur halb so großen italienischen Wildschweine wurden durch von Jägern ausgesetzten mittel- bzw. osteuropäischen Wildschweinen verdrängt. Es kommt zu Konflikten.

Frau wurde in Genua von Wildschwein angegriffen und verletzt

Einen Tag vor der Strandsause der Wildschweinfamilie hat im nahen Genua in der Innenstadt von Palermo ein Wildschwein eine 58-jährige Frau angegriffen, die ihren Hund ausführte, sie musste mit einer großen Schnittwunde im Krankenhaus behandelt werden. Vor sieben Monaten gab es einen ähnlichen Vorfall in Rom (siehe Video).

2019 wurde auf Sizilien ein 77-Jähriger sogar getötet, der seinen Hund vor einem Wildschwein schützen wollte. Die Borstentiere scheinen in Italien somit ein größeres Problem geworden zu sein als Wölfe und Bären, die in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen sorgten. Die Wildschweine dringen in die Städte ein und haben die Scheu vor den Menschen verloren. In Rom wühlen sie im Müll, der oft nur in Plastiktüten auf den Straßen liegt.

In ganz Italien sind die Wildschweine zum Problem geworden

Allein vergangenes Jahr wurden Wildschweine für Unfälle mit 13 Toten und 261 Schwerverletzten verantwortlich gemacht. Ende vorigen Jahres wurde die Jagd auf sie in den Städten von der Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni erlaubt, ansonsten wurde die Schonzeit aufgehoben, auch Treibjagden wurden erlaubt.

Der Bauernverband Coldiretti spricht von einer „Invasion“ der Wildschweine und begrüßte die Jagd-Reform, sie sei dringend notwendig, „da Italien von 2,3 Millionen Wildschweinen in den Städten und auf dem Land überfallen wird“. Laut Coldiretti-Präsident Ettore Prandini sei die Situation in den Städten und auf dem Land unannehmbar geworden. Die wirtschaftlichen Schäden für die landwirtschaftliche Produktion seien groß.

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