Sturz des Assad-Regimes: Israel fliegt massive Luftangriffe auf ...

11 Tage vor
Israel

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad fliegt Israel laut Aktivisten seine bisher schwersten Angriffe in Syrien. Innerhalb weniger als zwölf Stunden habe Israel mehr als hundert Ziele im Land angegriffen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Es seien die »schwersten Angriffe (Israels) in der Geschichte Syriens«, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Die Organisation mit Sitz in Großbritannien stützt sich auf Informanten in Syrien.

Mit den Angriffen will Israel offenbar wichtige militärische Anlagen und Fähigkeiten der Assad-Regierung zerstören. Die Luftangriffe hätten Forschungszentren, Waffenlager, Marine-Schiffe, Flughäfen und Luftflotten getroffen, hieß es. Auch die syrische Luftabwehr sei mit den Angriffen in Damaskus, Homs, Hama, Latakia und Daraa außer Betrieb gesetzt worden.

Rebellen-Kommandeur spricht von mehr als 140 Angriffen

Ein Militärkommandeur der Aufständischen bestätigte mehr als 140 Angriffe innerhalb von 24 Stunden. Israel habe mehr als 40 militärische Ziele bombardiert, darunter Depots mit Langstreckenraketen und Waffenlager für Panzer und Artillerie. Nach den Angriffen auf ein Forschungszentrum berichteten Anwohner laut Augenzeugen von einem starken Gasgeruch. Assad hatte im Bürgerkrieg gegen Zivilisten und Rebellen immer wieder Giftgas eingesetzt.

Israels äußerte sich auf Nachfrage nicht zu den Angriffen. Israel hatte in Syrien immer wieder Ziele Iran-treuer Milizen bombardiert, um den Einfluss des Erzfeinds Iran zu verringern, und diese Angriffe nach Beginn des Gazakriegs vor 14 Monaten noch verstärkt.

Ein Militärreporter des israelischen Armeesenders sprach von einem beispiellosen Einsatz und mehr als 250 Luftangriffen über zwei Tage. Dabei seien Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber, Schiffe, Flugabwehrsysteme, Raketen, Militärfabriken, Geheimdiensteinrichtungen und alles, was die Armee des syrischen Staates über Jahrzehnte gehalten und aufgebaut hat, zerstört worden. Die neue Rebellenregierung müsse mit M16- und Kalaschnikow-Gewehren ihre militärischen Fähigkeiten neu aufbauen.

Nach dem Sturz Assads hatte Israels Luftwaffe nach Medienberichten bereits eine Chemiewaffenfabrik in Syrien angegriffen – Berichten zufolge aus Sorge, die Waffen könnten in die Hände von Rebellen fallen.

Netanyahu: Wir ändern das Gesicht des Nahen Ostens

Israel sieht den Sturz des syrischen Machthabers als Folge seiner militärischen Schläge gegen die Verbündeten des Erzfeinds Iran. Man sei dabei, sagte Regierungschef Benjamin Netanyahu, nach dem Sturz Assads »das Gesicht des Nahen Ostens zu verändern«. Israel besiege seine Feinde »Schritt für Schritt« in einem »Existenzkrieg, der uns aufgezwungen wurde«, sagte Netanyahu am Abend vor der Presse in Jerusalem.

Assads Syrien sei dabei »das wichtigste Glied in Irans Achse des Bösen« gewesen. Es habe Hass gegenüber Israel geschürt, es im Jom-Kippur-Krieg 1973 angegriffen und sei eine »Waffenpipeline« von Iran zur Hisbollah im Libanon gewesen, sagte er.

Der Zusammenbruch des syrischen Regimes sei eine »direkte Folge der schweren Schläge«, die Israel der islamistischen Hamas im Gazastreifen, der Schiitenmiliz-Hisbollah im Libanon und Iran versetzt habe, sagte Netanyahu: »Der Staat Israel etabliert sich zu einem Machtzentrum in unserer Region, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war.«

Kriegsziel bleibt »Vernichtung« der Hamas

Der israelische Premier erklärte außerdem, dass er eine Beendigung des Gazakriegs zum jetzigen Zeitpunkt ablehne. »Wenn wir den Krieg jetzt beenden, dann wird die Hamas zurückkommen, sich erholen und uns wieder angreifen«, sagte Netanyahu in Jerusalem. Die »Katastrophe vom 7. Oktober« dürfe sich nicht wiederholen, dafür habe Israel gekämpft, ebenso wie für die Rückkehr der Geiseln. Netanjahu bekräftigte, die »Vernichtung« der Hamas sei das Ziel Israels, und dieses Ziel sei noch nicht erreicht worden.

Der Gazakrieg war durch den beispiellosen Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Islamistische Kämpfer töteten dabei nach israelischen Angaben 1208 Menschen und verschleppten 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen. 96 Geiseln werden weiterhin in dem Gebiet festgehalten, 34 von ihnen sollen allerdings bereits tot sein.

Seit dem Hamas-Überfall geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang bereits mehr als 44.700 Menschen getötet. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

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