Israel greift militärische Ziele im Iran an
Stand: 26.10.2024 06:37 Uhr
Seit Wochen deutete sich ein israelischer Gegenschlag auf den Iran an. Nun bombardierten die israelischen Streitkräfte mehrere Ziele, darunter vor allem militärische Einrichtungen. Nuklear- oder Ölanlagen wurden nicht getroffen.
Israel hat in der Nacht zum Samstag militärische Ziele im Iran angegriffen. "Als Reaktion auf die monatelangen, ununterbrochenen Angriffe des iranischen Regimes auf den Staat Israel führen die israelischen Streitkräfte derzeit gezielte Angriffe auf militärische Ziele im Iran aus", teilte das israelische Militär mit.
Im israelischen Fernsehen hieß es, Dutzende Kampfflieger seien in die Angriffe involviert gewesen. Nach Angaben des israelischen Militärs hätten diese "Einrichtungen zur Herstellung von Raketen getroffen, die der Iran im vergangenen Jahr auf Israel abgefeuert hat". Die Raketen hätten eine direkte und unmittelbare Bedrohung für die Bürger des Staates Israel dargestellt.
Israel erklärt Angriffe für beendetIn der Mitteilung hieß es auch, dass das Militär Boden-Luft-Raketensysteme getroffen habe sowie iranische Einrichtungen, die Israels Operationsfähigkeit aus der Luft einschränken sollten. Nach Angaben eines US-Beamten waren die iranische Ölinfrastruktur oder Nuklearanlagen hingegen keine Ziele der israelischen Militäraktion.
Am frühen Morgen erklärte ein Militärsprecher, die Angriffe für beendet. Die Kampfjets seien sicher wieder nach Israel zurückgekehrt. Alle Ziele der Mission seien erreicht worden.
Genaues Ausmaß der Schäden unklarIranische Medien sprachen nach den Luftangriffen von "begrenzten Schäden" an Militärstützpunkten. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, wurde die Flugabwehr unter anderem in der Hauptstadt Teheran und den Provinzen Chusestan sowie Ilam aktiviert. Genauere Informationen gab es zunächst nicht.
In der Nacht hatten iranische Staatsmedien von Explosionsgeräuschen in der Umgebung von Teheran berichtet. Zudem habe es in der Stadt Karadsch Detonationen gegeben.
Offenbar auch Angriffe auf Ziele in SyrienNach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana wurden auch militärische Einrichtungen im Zentrum und im Süden Syriens unter Beschuss genommen. Die Raketen seien aus Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen und dem Libanon gekommen und hätten zum Teil abgefangen werden können. Israel hat einen Angriff auf Syrien bisher nicht bestätigt.
Vergeltungsschlag seit Anfang Oktober erwartetEin Vergeltungsschlag Israels war erwartet worden, nachdem der Iran Anfang Oktober rund 200 Raketen auf Israel abgefeuert hatte. Die USA und andere Staaten hatten dennoch versucht, auf eine Befriedung der Lage hinzuwirken. US-Außenminister Antony Blinken warnte erst am Mittwoch, Israels Vergeltung dürfe nicht zu einer weiteren Eskalation führen
Das Weiße Haus in Washington erklärte, die USA seien vorab über die Angriffe informiert worden. US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris verfolgten die Entwicklungen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe mit seinem israelischen Amtskollegen Yoav Gallant telefoniert, hieß es aus dem Pentagon. Biden hatte Israel davor gewarnt, iranische Atom- oder Ölanlagen anzugreifen. Das würden die USA, Israels wichtigster Geldgeber und Waffenlieferant, nicht unterstützen.
Folgt nun ein iranischer Gegenschlag?Im April hatte der Iran bereits Vergeltung für einen israelischen Angriff in Syrien geübt und Raketen auf Israel abgefeuert. Aber auch dabei wurden die meisten der iranischen Raketen von Israel, dem US-Militär und anderen Verbündeten abgefangen. Israel reagierte damals mit Luftangriffen im Iran, doch eine weitere Eskalation blieb aus.
Eine offizielle Äußerung des Iran zu den neuen Angriffen Israels gab es noch nicht. Die staatliche Nachrichtenagentur Tasnim, die als Sprachrohr der Iranischen Revolutionsgarden gilt, berichtete unter Berufung auf Insider, dass sich Teheran vorbehalte, auf den Angriff Israels zu reagieren. Der Iran sei darauf vorbereitet. "Es gibt keinen Zweifel, dass Israel mit einer angemessenen Reaktion auf seine Taten rechnen muss", wurde ein Insider zitiert.