Angriff gegen Iran: Welche Ziele hat Israel attackiert?

Von Angriffen auf die iranischen Nuklear- oder Ölanlagen hatte die US-Regierung dem Verbündeten abgeraten – Israel hat sich offenbar daran gehalten. Laut eigenen Angaben galten die Vergeltungsschläge der israelischen Armee vor allem jenen Waffen des iranischen Regimes, die eine Bedrohung für den jüdischen Staat darstellen.

Demnach nahm die israelische Luftwaffe unter anderem Einrichtungen der iranischen Raketenproduktion und Boden-Luft-Raketen-Batterien ins Visier. »Auf Grundlage nachrichtendienstlicher Erkenntnisse haben Flugzeuge« der Luftwaffe »Einrichtungen zur Herstellung von Raketen getroffen, die Iran im Laufe des vergangenen Jahres auf den Staat Israel abgefeuert hat«, erklärte das Militär am Samstag nach dem Abschluss der Schläge.

»Wir haben auf präzise Art und Weise Ziele in verschiedenen Regionen in Iran angegriffen«, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari. Darunter seien Werkstätten zur Herstellung von Raketen, wie sie Iran bei zwei Angriffen auf Israel in diesem Jahr eingesetzt habe. Außerdem habe man Boden-Luft-Raketensysteme sowie Flugabwehrsysteme attackiert. Diese hätten Israels Einsatzmöglichkeiten in Iran einschränken sollen. »Jetzt hat Israel mehr Freiheit bei Lufteinsätzen auch in Iran«, sagte Hagari, offenbar mit Blick auf mögliche künftige Angriffe.

Die angegriffenen Orte seien aus einer Liste von Zielen in Iran ausgewählt worden. Sollte es notwendig werden, könne man weitere Ziele von dieser Liste angreifen, sagte Hagari. »Dies ist eine klare Botschaft: Wer den Staat Israel bedroht, wird dafür einen hohen Preis bezahlen.«

Der US-Zeitung »New York Times« zufolge  sagten drei israelische Beamte, dass mehr als 100 Kampfflugzeuge an den Angriffen beteiligt waren, darunter Kampfjets und unbemannte Drohnen. Um ein Abfangen durch Irans Verbündete zu verhindern, hätten die Jets zunächst auf Luftabwehrbatterien und Radare in Syrien und dem Irak gezielt, wo ebenfalls Explosionen gemeldet wurden. Nachdem sie den Weg freigemacht hatten, seien die Jets in Richtung Iran geflogen.

Der israelische Angriff war der erste einer ausländischen Luftwaffe auf Iran seit dem Krieg mit dem Irak in den Achtzigerjahren. Während des achtjährigen Konflikts konzentrierten sich die Kämpfe vor allem entlang der iranischen Grenze zum Irak; das Gebiet um die Hauptstadt Teheran war weitgehend kein Ziel.

Das iranische Kommando für Luftverteidigung erklärte, die Angriffe hätten auf Militärstützpunkte in den Provinzen Teheran, Chusistan und Ilam abgezielt. Die Flugabwehr habe die Angriffe erfolgreich abgewehrt, die Schäden seien begrenzt. Genauere Informationen gab es zunächst nicht. Iranische Medien und Augenzeugen hatten von Explosionen in und um Teheran berichtet.

Irans Militär zeigte sich für einen weiteren Gegenschlag bereit. »Es besteht kein Zweifel daran, dass Israel auf jede Aktion eine angemessene Antwort erhalten wird«, zitierte die Nachrichtenagentur Tasnim eine anonyme Quelle aus der Staatsmacht. Tasnim gilt als Sprachrohr der Revolutionswächter, Irans Elitestreitmacht.

Israels Armeesprecher Daniel Hagari warnte Iran nach dem Abschluss des Angriffs vor einer weiteren Eskalation. »Sollte das Regime in Iran den Fehler begehen, eine neue Eskalationsrunde einzuleiten, sind wir verpflichtet, darauf zu reagieren«, sagte er am Samstagmorgen. »Unsere Botschaft ist klar: Alle, die den Staat Israel bedrohen und versuchen, die Region in eine umfassendere Eskalation hineinzuziehen, werden einen hohen Preis zahlen.«

Israel habe gezeigt, dass es die Fähigkeit und die Entschlossenheit habe, entschieden zu handeln, betonte Hagari. Mit den Angriffen auf militärische Ziele in Iran seien unmittelbare Bedrohungen für Israel vereitelt worden: »Der Vergeltungsschlag ist abgeschlossen, und die Mission wurde erfüllt.«