Iran droht Israel mit „heiligem Zorn“ – US-Armee auf dem Weg

3 Aug 2024

Berlin. Der Chef der Revolutionsgarden droht Israel mit Rache. Die USA schicken Kriegsschiffe und Jets in die Region. Die News im Blog.

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Iran droht Israel mit blutiger RachePistorius: Einsatz zum Schutz Israels würde Mandat erfordernUS-Kriegsschiffe und Kampfjets auf dem Weg in die RegionIm Falle eines Angriffs droht Israel dem Iran mit einer härteren AntwortIn den von der Hisbollah kontrollierten Gebieten bereiten sich die Libanesen auf eine mögliche Eskalation vor

Nach dem Beschuss eines drusischen Dorfes auf den von Israel besetzten Golan-Höhen spitzt sich die Lage im Nahen Osten weiter zu. Israel reagierte auf den Angriff mit zwölf Toten mit der Tötung eines Hisbollah-Kommandeurs in Beirut und der Tötung des in Teheran lebenden Hamas-Anführers Ismail Hanija. Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei hat nun seinerseits einen Vergeltungsschlag gegen Israel angeordnet.

Im Nahost-Newsblog halten wir Sie hier mit aktuellen Nachrichten und Hintergründen zum auf dem Laufenden.

Lage im Nahen Osten – Die News vom 3. August – Tausende Marokkaner demonstrieren nach Tod von Hanija gegen Israel

19.15 Uhr: Tausende Marokkaner haben am Samstag bei einer propalästinensischen Kundgebung gegen die Normalisierung der Beziehungen zu Israel protestiert. Die Menschen zogen mit palästinensischen Flaggen und Porträts des getöteten Politbüro-Chefs der radikalislamischen Hamas, Ismail Hanija, vor das Parlament in Rabat. „Das Volk verlangt das Ende der Normalisierung“, skandierte die Menge. Mindestens eine israelische Flagge wurde verbrannt, wie ein AFP-Reporter beobachtete.

Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs nach dem beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat es in Marokko eine Reihe größerer Demonstrationen für ein Ende der Normalisierung der Beziehungen zu Israel gegeben.

Das Königreich in Nordafrika hat offiziell zu einem „sofortigen, vollständigen und dauerhaften Ende des israelischen Kriegs im Gazastreifen“ aufgerufen, die Normalisierung der Beziehungen zu Israel aber nicht in Frage gestellt. Das Land unterhält seit 2020 offizielle Beziehungen zu Israel.

Zivilschutz: Mindestens zehn Tote bei israelischem Angriff auf Schule im Gazastreifen

18.35 Uhr: Im Gazastreifen sind bei einem israelischen Luftangriff nach palästinensischen Angaben mindestens zehn Menschen getötet worden. Der Sprecher der von der islamistischen Hamas kontrollierten Behörde sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von „zehn Märtyrern und zahlreichen Verletzten“ nach dem Angriff auf die Hamama-Schule in der Stadt Gaza am Samstag. Das israelische Militär bestätigte den Angriff und erklärte, dabei sei eine Kommandozentrale getroffen worden.

Der Zivilschutz-Sprecher erklärte, in dem Gebäude seien im Zuge des Gaza-Kriegs vertriebene Palästinenser untergebracht gewesen. Der israelischen Armee zufolge wurde es von Hamas-Kämpfern zur Waffenherstellung und als Versteck für „Terroristen“ genutzt. 

Israel wirft der Hamas vor, Schulen, Krankenhäuser und andere öffentliche Einrichtungen für militärische Zwecke zu nutzen, und erklärte, die Angriffe richteten sich gegen „Terroristen“. Die Hamas streitet die Anschuldigungen ab.

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Iran droht Israel mit „heiligem Zorn“

16.30 Uhr: Nach den tödlichen Anschlägen auf zwei hochrangige Feinde Israels in Teheran und in Beirut droht der Iran mit einem harten Vergeltungsschlag. An diesem würden sich auch die mit dem Iran verbündeter Milizen in der Region beteiligen, sagte der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), General Hussein Salami. „Das kriminelle und terroristische zionistische Regime (Israel) und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen“, schrieb er auf dem Webportal der Revolutionsgarden. 

Zu den nichtstaatlichen Verbündeten des Irans zählen die Huthi im Jemen und die Hisbollah-Miliz im Libanon, auch im Irak und Syrien gibt es Iran-treue Milizen. Des Weiteren zählt die islamistische Hamas in den palästinensischen Gebieten, gegen die Israel im Gazastreifen Krieg führt, zu den Klienten Teherans. 

In einem Schreiben an Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sprach der Kommandeur der IRGC von einer harten und blutigen Rache. Israel werde für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija in Teheran und Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut einen hohen Preis bezahlen müssen, schrieb Salami. Israel hat sich zu dem Tod von Hanija bisher nicht geäußert. Die islamistische Hamas und der Iran machen Israel aber dafür verantwortlich. 

Der Iran und seine Verbündeten drohen Israel mit Vergeltung. © Uncredited/Office of the Iranian Supreme Leader/AP/dpa

Iran: Hamas-Führer von Geschoss getötet

14.35 Uhr: Nach Berichten über die Durchführung des Attentats auf Hamas-Auslandschef Ismail Hanija verbreiten die iranischen Revolutionsgarden eine eigene Darstellung. Demnach wurde bei dem Anschlag auf Hanija in Teheran ein Geschoss mit kurzer Reichweite eingesetzt, das mit einem etwa sieben Kilogramm schweren Sprengkopf bestückt war und von außerhalb des Gästehauses im Norden der Hauptstadt abgefeuert wurde.

Dies habe die Explosion verursacht, bei der Hanija getötet wurde, heißt es in einem Bericht der Revolutionsgarden. Es ist ihr bereits dritter Bericht zu dem Anschlag. Die Ausführungen darin lassen sich nicht unabhängig überprüfen. In ihrem Bericht machen die Revolutionsgarden auch Israel für den „Terrorakt“ verantwortlich, unterstützt worden sei das Land dabei von den USA. Israel hat sich bislang nicht zu dem Attentat geäußert. 

Der Iran hatte zuvor alle Spekulationen über die Methode des Anschlags zurückgewiesen. US-Medien hatten berichtet, dass Hanija durch eine Bombe getötet worden sei. Der Sprengsatz soll demnach bereits zwei Monate vor Hanijas Reise nach Teheran in dem Gästehaus platziert worden sein. 

Ein Zeitungsbericht liefert neue Details zur Tötung vom Hamas-Anführer. © DPA Images | Hassan Ammar

Bericht: Israelische Gaza-Verhandler in Kairo eingetroffen

13.20 Uhr: Vor dem Hintergrund einer drohenden militärischen Eskalation in Nahost ist eine israelische Delegation einem Medienbericht zufolge zu indirekten Gaza-Verhandlungen in Kairo eingetroffen. Der Abordnung gehörten die Chefs der Geheimdienste Mossad (Ausland), David Barnea, und Schin Bet (Inland), Ronen Bar, an, schrieb der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid im Online-Nachrichtenportal „walla.co.il“. 

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Bei den indirekten Verhandlungen mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen vermitteln Ägypten, Katar und die USA. Die neue Gesprächsrunde steht unter keinem guten Stern. Die tödlichen Anschläge auf den Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran und auf den Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut haben die gesamte Region an den Rand eines Kriegs gebracht. Mit Hanija wurde außerdem einer der Hauptverhandler der islamistischen Organisation getötet - mit ungewissen Folgen für den Fortgang der ohnehin schwierigen Gespräche, die sich seit Monaten im Kreis drehen.

Sie zielen auf eine Waffenruhe im fast zehn Monate dauernden Gaza-Krieg sowie auf eine Freilassung israelischer Geiseln in der Gewalt der Hamas ab. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen. Zuletzt hatten sich die Positionen Israels verhärtet, das auf einem längeren Verbleib seines Militärs an strategischen Stellen des Gazastreifens beharrt. Bei der Runde in Kairo mit dem ägyptischen Geheimdienstminister Abbas Kamal und anderen hochrangigen Regierungsvertretern soll es dem Bericht zufolge um die Freilassung von Geiseln sowie um künftige Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten gehen. Israel will verhindern, dass sich die Hamas über diese Grenze Nachschub an Waffen und Munition beschaffen kann. 

Iran: Hisbollah wird Israel nach Tötung von Kommandeur „in der Tiefe“ angreifen

11.51 Uhr: Nach der Tötung von Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr wird die libanesische Miliz nach Einschätzung ihres Verbündeten Iran Israel auch „in der Tiefe“ angreifen. Die Hisbollah werde sich bei ihren Angriffen in Israel „nicht auf militärische Ziele beschränken“, teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen laut Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna am Samstag mit. Mit der Tötung von Schukr am Dienstag habe Israel eine Grenze überschritten, hieß es weiter.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte ebenfalls eine Reaktion seiner Miliz auf Schukrs Tod angekündigt. Der Hisbollah-Kommandeur war am Dienstag bei einem israelischen Angriff in einem Vorort der Hauptstadt Beirut getötet worden. Laut Israel war Schukr der ranghöchste militärische Befehlshaber der libanesischen Miliz und für den Raketenangriff auf ein Dorf auf den Golanhöhen vor einer Woche verantwortlich, bei dem mindestens zwölf Kinder und Jugendliche getötet wurden.

Fünf Palästinenser bei Drohnenangriff in Tulkarem getötet

9.47 Uhr: Bei einem israelischen Drohnenangriff in Tulkarem im israelisch besetzten Westjordanland sind nach örtlichen Krankenhausangaben fünf Palästinenser getötet worden. Unter den Opfern habe sich ein örtlicher Kommandeur der Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der islamistischen Hamas, befunden. Die weiteren vier Leichen konnten zunächst nicht identifiziert werden. Berichten zufolge handelte es sich bei den Getöteten gleichfalls um Militante aus den Reihen der Kassam-Brigaden sowie des Palästinensischen Isamischen Dschihad, der mit der Hamas verbündet ist.

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Das israelische Militär teilte mit, dass es ein Fahrzeug beschossen habe. Ziel des Angriffs sei eine „Terrorzelle“ gewesen, die im Gebiet um Tulkarem aktiv war. Die Stadt, die an der Grenze des nördlichen Westjordanlands zu Israel liegt, gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser.

Pistorius: Einsatz zum Schutz Israels würde Mandat erfordern

08.07 Uhr: Eine Beteiligung der Bundeswehr zum Schutz Israels vor einem möglichen iranischen Großangriff steht für Verteidigungsminister Boris Pistorius nicht auf der Tagesordnung. Eine militärische Unterstützung durch Material in welcher Form auch immer werde dagegen zu entscheiden sein, „wenn es ansteht“, sagte Pistorius am Rande eines Besuchs im Camp Bonifas an der Grenzlinie zu Nordkorea. Er sei aber in aktuelle Gespräche, die in Berlin stattfinden, nicht involviert. 

Pistorius äußerte sich auf die Frage, ob sich auch Deutschland wie die USA oder andere Partner an einer Operation zum Schutz von Israel beteiligen könnte. Jede Beteiligung von deutschen Soldaten und Soldatinnen, „die für mich gerade völlig unvorstellbar sind“, würden im Übrigen auch ein Mandat des Bundestags erfordern, sagte er „Also von daher stellt sich die Frage aktuell überhaupt nicht“, sagte er. 

Bericht: Israel heuerte Agenten Irans zur Tötung von Hamas-Anführer an

7.56 Uhr: Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad soll einem Medienbericht zufolge für den tödlichen Anschlag auf Hamas-Anführer Ismail Hanija in Teheran iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben. Wie die britische konservative Tageszeitung „The Telegraph“ unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtete, hätten die iranischen Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, in drei verschiedenen Räumen eines Gebäudes, in dem sich Hanija aufhielt, Sprengstoff anzubringen. Hanija war in der Nacht zum Mittwoch Opfer eines Anschlags geworden. Hamas und der Iran beschuldigen Israel und drohen mit Vergeltung. Israel hat auf die Vorwürfe bislang nicht offiziell reagiert.

Ursprünglich sei geplant gewesen, Hanija im Mai zu töten, als er an der Beerdigung des bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Ex-Präsidenten Ebrahim Raisi teilnahm. Wegen der großen Menschenmenge und der hohen Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags sei das Vorhaben abgeblasen worden, hieß es. Stattdessen hätten die beiden vom Mossad angeheuerten Agenten Sprengsätze in drei Zimmern des Gästehauses der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, im Norden Teherans platziert. Auf Aufnahmen von Überwachungskameras sei zu sehen, wie die Agenten innerhalb weniger Minuten mehrere Räume betraten und wieder verließen, schilderten die beiden Beamten der Zeitung weiter.

Die Agenten sollen sich anschließend ins Ausland abgesetzt haben, hätten aber in Kontakt mit einer Quelle vor Ort gestanden. Um 02.00 Uhr nachts am Mittwoch hätten sie dann den Sprengstoff aus dem Ausland per Fernzündung in dem Zimmer detonieren lassen, in dem sich Hanija aufhielt. Bei der Explosion kam der Auslandschef der mit dem Iran verbündeten Islamistenorganisation Hamas ums Leben. Er hielt sich anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in der iranischen Hauptstadt auf. Stunden vor seinem Tod hatte ihn der iranische Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei empfangen.

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USA schicken Kriegsschiffe und Jagdgeschwader

3.40 Uhr: Die USA verlegen angesichts der sich zuspitzenden Lage im Nahen Osten zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in den Nahen Osten. Das ordnete US-Verteidigungsminister Lloyd Austin an, wie das Pentagon mitteilte. Es gehe darum, den Schutz der eigenen Streitkräfte in der Region zu verbessern, die Unterstützung für die Verteidigung Israels zu erhöhen und sicherzustellen, dass die USA auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet seien, hieß es. Nach der gezielten Tötung des politischen Anführers der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran hat der Iran Israel mit massiver Vergeltung gedroht.

Es wird befürchtet, dass der Vorfall Israel und den Iran an den Rand eines kriegerischen Konflikts bringen könnte. Vor diesem Hintergrund verlegen die USA als Israels wichtigster Verbündeter zusätzliche Zerstörer mit der Fähigkeit zur Abwehr ballistischer Raketen sowie ein weiteres Jagdgeschwader in die Region an, wie das Pentagon weiter mitteilte. Zudem würden Schritte ergriffen, um die „Bereitschaft zum Einsatz zusätzlicher landgestützter ballistischer Raketenabwehr zu erhöhen“, hieß es in der Mitteilung des Pentagons.

Die News vom 2. August: Netanjahu: Gaza-Verhandlungen gehen weiter

22.40 Uhr: Vor dem Hintergrund eines drohenden Angriffs des Irans und seiner Verbündeten auf Israel gehen die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg weiter. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe die Entsendung einer Delegation zu Gesprächen in Kairo genehmigt, teilte sein Büro mit. Die Abordnung werde am Samstagabend oder Sonntag in die ägyptische Hauptstadt aufbrechen. 

Bei den indirekten Verhandlungen mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen vermitteln Ägypten, Katar und die USA. Sie zielen auch auf eine Freilassung israelischer Geiseln in der Gewalt der Hamas ab. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen. Die Gespräche drehen sich seit Monaten im Kreis.

US-Militär bereitet sich auf „Krise“ vor

22.10 Uhr: Die USA wollen sich im Nahen Osten militärisch neu aufstellen. Darüber habe Verteidigungsminister Lloyd Austin seinen israelischen Amtskollegen Joav Galant informiert, teilte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh mit.

Es gehe darum, die Verteidigung Israels zu unterstützen und auf die „sich entwickelnde Krise“ in der Region reagieren zu können. „Über die konkreten Truppen oder Fähigkeiten wird der Minister entscheiden. Ich habe keinen genauen Zeitplan.“ Beim letzten Angriff des Iran aus Israel hatten die Amerikaner geholfen, Raketen und Drohnen abzufangen.

Gebet für Hanija – Israels Polizei nimmt Geistlichen fest

18.43 Uhr: Israels Polizei hat den Imam der Jerusalemer Al-Aksa-Moschee, Ikrima Sabri, wegen eines Gebets für den getöteten Hamas-Führer Ismail Hanija vorläufig festgenommen. Polizisten führten den 85-jährigen islamischen Geistlichen wenige Stunden nach dem Freitagsgebet ab, teilte sein Anwalt mit. Israelische Medien berichteten, die Polizei ermittle, ob Sabri im Freitagsgebet zu Gewalt aufgehetzt habe. 

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Hanija, der langjährige Auslandschef der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, war in der Nacht zum Mittwoch während eines Besuchs in Teheran gezielt getötet worden. Die näheren Umstände seiner Ermordung sind noch unklar. Der Iran und die Hamas beschuldigen Israel, den Anschlag durchgeführt zu haben. Israel hat sich dazu bislang nicht geäußert. 

In den Moscheen des israelisch besetzten Westjordanlands und Ost-Jerusalems gedachten die palästinensischen Prediger in ihren Freitagsgebeten Hanijas. Sabri soll nach Medienberichten gesagt haben, dass die Bewohner von Jerusalem zu Gott beten würden, damit er dem „Märtyrer“ seine Gnade schenken möge. „Wir erbeten für ihn Mitgefühl und das Paradies.“ Sabri steht auch dem Höchsten Islamischen Rat der Palästinenser vor. 

Die Al-Aksa-Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg gilt als drittwichtigstes Heiligtum im Islam. Israel hat den Tempelberg-Komplex zusammen mit der Jerusalemer Altstadt im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert. Formell werden die muslimischen Stätten von einer jordanischen Stiftung verwaltet. Israel kontrolliert den Zugang, den es immer wieder auch einschränkt.

Drohung aus Israel: Iran muss mit strikterer Reaktion rechnen

16.50 Uhr: Israel droht dem Iran im Falle eines Angriffs mit einer weitaus härteren Reaktion als im April, als Teheran den jüdischen Staat mit 330 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen attackierte. Damals habe sich Israel auf Bitten der USA und anderer Verbündeter bei der Antwort auf die Aggression zurückgehalten, sagte Israels nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi in einem Interview der „Bild“ und anderer Axel-Springer-Medien. „Das ist jetzt eine neue Situation. Man kann sich einmal zurückhalten, nicht zweimal“, fügte er hinzu. 

Nach der gezielten Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran hat der Iran Israel mit massiver Vergeltung gedroht. Der führende Politiker der islamistischen Palästinenserorganisation hatte sich als Gast des iranischen Staates in Teheran aufgehalten. Auf welche Weise er in der Nacht zum Mittwoch zu Tode kam, ist nicht eindeutig geklärt. Der Iran und die Hamas machen Israel verantwortlich, Israel äußerte sich dazu bisher nicht. 

Es wird befürchtet, dass der Vorfall Israel und den Iran an den Rand eines kriegerischen Konflikts bringen könnte. Ein solcher drohte bereits nach dem 14. April, als die iranischen Revolutionsgarden Hunderte Drohnen und Raketen auf Israel abfeuerten. Die meisten der Geschosse konnte Israel damals aus eigener Kraft und mithilfe der USA und anderer Verbündeter abfangen.  

Sicherheitsberater Hanegbi warnte im „Bild“-Interview den Iran: „Israel anzugreifen ist etwas, wofür sie einen sehr schmerzhaften Preis zahlen werden. Hoffentlich tun sie es nicht. Es wäre ein Fehler. Israel ist sehr stark.“ Ähnlich hatte sich in den letzten Tagen auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geäußert. Zugleich glaube er nicht, dass die Region vor einem Krieg stehe, sagte Hanegbi. Der Iran wolle keinen umfassenden Krieg. Zur Ermordung Hanijas sagte er nur, dass die israelische Führung beschlossen habe, dieses Thema nicht zu erörtern. 

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Libanesen bereiten sich auf mögliche Eskalation vor

14.34 Uhr: In Erwartung einer möglichen weiteren Eskalation des Konflikts in Nahost bereiten sich Libanesen in den von der Hisbollah kontrollierten Gebieten im Land auf den Ernstfall vor. Augenzeugen zufolge verlassen immer mehr Menschen ihre Wohnungen in den Vororten der libanesischen Hauptstadt Beirut. „Ich habe keine Angst um mich selbst, sondern um meine Kinder“, sagte ein Anwohner der Deutschen Presse-Agentur. 

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Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es: „Die Lage ist sehr besorgniserregend.“ Demnach suchten viele Bewohner aus den südlichen Vororten Beiruts nach Unterkünften außerhalb der von der Hisbollah dominierten Gebiete im Libanon. Krankenhäuser stellten sich insbesondere für die kommenden 72 Stunden auf jegliche Notfälle ein, hieß es aus informierten Kreisen im Gesundheitssektor.

Beerdigung von Hamas-Anführer Hanija – Tausende Menschen nehmen teil

13.34 Uhr: Tausende Menschen haben sich nach Angaben des staatlichen Fernsehens in Katar in der Hauptstadt Doha versammelt, um die Trauerfeier zur Beerdigung des getöteten Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija zu verfolgen. Die Zeremonie begann mit einem Gebet in der Imam-Abdul-Wahhab-Moschee, der Staatsmoschee von Katar. 

Hanijas Leichnam solle dann nach Angaben der Hamas auf einem Friedhof in der Stadt Lusail nördlich von Doha bestattet werden. Das katarische Staatsfernsehen berichtete von höchsten Sicherheitsvorkehrungen rund um die Zeremonie. Die tatsächliche Beerdigung findet demnach im engeren Familienkreis statt. Hanija lebte mit Teilen seiner Familie seit Jahren im Exil in dem Golfemirat Katar.

Angriff auf Gaza-Hilfskonvoi: Bericht zeigt „schwere Fehler“ Israels

10.18 Uhr: Der tödliche Angriff auf einen Hilfskonvoi im Gazastreifen im April ist nach Erkenntnissen der australischen Regierung auf „schwere Fehler“ der israelischen Armee zurückzuführen. Die Verantwortlichen hätten bewaffnete Sicherheitsleute des Hilfskonvois der Organisation World Central Kitchen (WCK) fälschlicherweise für Hamas-Kämpfer gehalten, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht. Israel habe im Nachgang aber „zeitnah“ und „angemessen“ reagiert.

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Der Angriff habe sich „nicht wissentlich oder absichtlich gegen WCK gerichtet“, erklärten die australischen Ermittler weiter. Die Kontrolle der israelischen Streitkräfte habe „offenbar versagt“, die Verantwortlichen hätten gegen sonst übliche Vorschriften verstoßen. So hätten die Soldaten einen zuvor mit der Hilfsorganisation vereinbarten Streckenplan für die Lieferungen nicht gelesen. Erst gut eine Stunde später habe die israelische Führung den Fehler bemerkt.

Bei dem Drohnenangriff auf den Hilfskonvoi waren sieben Mitarbeiter der Organisation WCK getötet worden, darunter neben einem Australier auch Menschen aus Großbritannien, Polen und Kanada. WCK verteilt Lebensmittel und Wasser im Gazastreifen und war auch maßgeblich an der Organisation von Hilfslieferungen auf dem Seeweg beteiligt.

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Bei dem Drohnenangriff auf den Hilfskonvoi waren sieben Mitarbeiter der Organisation WCK getötet worden. © Abdel Kareem Hana/AP | Unbekannt

Biden „sehr besorgt“ über Spannungen im Nahen Osten

07.45 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat sich „sehr besorgt“ über die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten geäußert. „Ich bin sehr besorgt darüber“, sagte er in der Nacht zum Freitag vor Reportern bei der Ankunft von aus Russland Freigelassenen im Rahmen eines Gefangenenaustauschs. Die Tötung des Hamas-Chefs Ismail Hanija im Iran habe die Situation „nicht verbessert“. Er rief den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zudem auf, schnell eine Einigung mit der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas über eine Waffenruhe im Gazastreifen zu erzielen.

Hanija war nach Angaben der radikalislamischen Hamas und der iranischen Revolutionsgarden in der Nacht zum Mittwoch in Teheran getötet worden. Die Hamas machte Israel dafür verantwortlich. Israel hat sich nicht zur Tötung Hanijas geäußert.

Bombe wurde zwei Monate vorher versteckt

0.09 Uhr: Die Bombe, die den Hamas-Anführer Ismaila Hanija tötete, wurde offenbar bereits zwei Monate vor dem eigentlichen Angriff deponiert. Das berichten die „New York Times“ und der Nachrichtensender CNN übereinstimmend unter Berufung auf Quellen aus dem Iran, den USA und dem Nahen Osten.

Der Angriff erfolgte auf dem von iranischen Revolutionsgarden bewachten Neshat-Anwesen. Hanija hatte bereits in der Vergangenheit mehrmals in einem Gästehaus auf dem Anwesen übernachtet. Die Bombe sei ferngezündet worden, als sicher gewesen sei, dass Hanija das Zimmer betreten hatte, wo die Bombe versteckt worden war. Auch einer seiner Bodyguards wurde dabei getötet.

Die Operation sei über Monate vorbereitet worden, berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf die Quellen aus dem Nahen Osten. Die Sprengung sei so präzise gewesen, dass das Gebäude außerhalb des Zimmers kaum beschädigt worden sei. Im Nebenzimmer habe sich während der Detonation Ziyad an-Nachala, Generalsekretär der Terrorgruppe Islamischer Dschihad in Palästina aufgehalten. Dessen Zimmer sei ebenfalls kaum beschädigt worden.

Auch wenn Israel sich bisher nicht zu der Tötung Hanijas bekannt hat, gehen dem „New York Times“-Bericht auch nicht näher genannte US-Offizielle davon aus, dass wohl Israel dahintersteckt. Die USA bekundeten, im Vorfeld nichts von der Operation gewusst zu haben.

Ein Palästinenser hängt ein großes Bild von Ismail Hanija in einer Halle im palästinensischen Flüchtlingslager Burj al-Brajneh auf. © DPA Images | Marwan Naamani

Die News vom 1. August: Hisbollah greift Israels Norden mit Dutzenden Raketen an

22.29 Uhr: Die Hisbollah im Libanon hat Israels Norden nach eigenen Angaben mit Dutzenden Raketen angegriffen. Sie habe „als Reaktion“ auf einen vorangegangenen tödlichen israelischen Angriff auf das Dorf Schama im Südlibanon Dutzende von Katjuscha-Raketen auf Israel abgefeuert, erklärte die mit dem Iran verbündete islamistische Miliz am Donnerstagabend. Zuvor hatte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah eine Reaktion seiner Miliz auf die Tötung ihres hochrangigen Kommandeurs Fuad Schukr bei einem israelischen Angriff angekündigt.

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Das israelische Raketenabwehrsystem fängt im Norden des Landes Raketen aus dem Libanon ab (Symbolbild). © DPA Images | Ayal Margolin

Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums waren bei einem israelischen Angriff auf das Dorf Schama im Süden des Landes vier Syrer getötet worden. Fünf Libanesen seien zudem verletzt worden, hieß es weiter. Ein AFP-Fotograf berichtete von Rauchschwaden am Ort des Angriffs, durch den zwei Gebäude beschädigt wurden und ein Fahrzeug abbrannte.

Seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen kommt es immer wieder zu Kämpfen mit der Hisbollah an der Grenze zum Libanon und auf den Golanhöhen, bei denen auf israelischer Seite nach Militärangaben bislang 22 Soldaten und 25 Zivilisten getötet wurden. Im Libanon starben nach AFP-Zählungen 542 Menschen.

Schukr war am Dienstag bei einem israelischen Angriff in einem Vorort von Beirut getötet worden. Einen Tag später wurde der Chef der radikalislamischen Hamas, Ismail Hanija, bei einem Angriff in Teheran getötet. Zur Tötung Hanijas äußerte sich Israel nicht. Am Donnerstag erklärte Israel, bei einem Angriff im Gazastreifen am 13. Juni den Hamas-Militärchef Mohammed Deif getötet zu haben. Die Angriffe im Iran und im Libanon schürten die Furcht vor einer Ausweitung des Gaza-Kriegs.

Lufthansa streicht Flüge nach Tel Aviv, Flugstopp nach Beirut verlängert

15.21 Uhr: Wegen der weiter zunehmenden Spannungen im Nahen Osten setzt die Lufthansa ihre Flüge nach Tel Aviv aus. Alle Passagier- und Frachtflüge der Airlines des Konzerns in die israelische Metropole würden „bis einschließlich 8. August vorläufig ausgesetzt“, teilte ein Sprecher mit. Zudem werde die Streichung der Flüge in die libanesische Hauptstadt Beirut bis vorerst zum 12. August verlängert.

Bis einschließlich 8. August fliegen die Lufthansa und ihre Tochtergesellschaften Tel Aviv nicht an. © AFP | KIRILL KUDRYAVTSEV

„Aufgrund der aktuellen Entwicklung passt die Lufthansa Group ihre Bedienung des Nahen Ostens erneut an“, sagte der Sprecher. Neben den Lufthansa-Flügen, sind damit auch die Verbindungen von denen zum Konzern gehörenden Fluggesellschaften Eurowings, Austrian Airlines, Swiss und Brussels Airlines ausgesetzt.

Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Der Konzern und weitere Airlines hatten bereits am Montag ihre Beirut-Flüge nach dem tödlichen Raketenbeschuss aus dem Libanon auf ein drusisches Dorf auf den von Israel annektierten Golanhöhen ausgesetzt.

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