Durchbruch bei Tarifverhandlungen in der Metallindustrie ...
In der deutschen Metall- und Elektroindustrie sind weitere Warnstreiks vom Tisch. Die IG Metall und die Arbeitgeber haben sich in einer Nachtsitzung in Hamburg auf einen Pilotabschluss für die Tarifgebiete Nord und Bayern geeinigt. Die Ergebnisse sollen dann bundesweit auf die rund 3,9 Millionen Beschäftigten übertragen werden.
Demnach steigen die Entgelte für die Beschäftigten ab 1. April 2025 um 2,0 Prozent und ab 1. April 2026 um weitere 3,1 Prozent. Bis Februar 2025 gibt es 600 Euro als Einmalzahlung. Die 3,9 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie bekommen damit nach Berechnungen der IG Metall in den nächsten gut zwei Jahren im Schnitt insgesamt 5,5 Prozent mehr Entgelt.
Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ab 1. Januar 2025 um 140 Euro und ab 1. April 2026 um weitere 3,1 Prozent. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 25 Monate bis Ende Oktober 2026.
»In der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage ist uns ein Abschluss gelungen, mit dem wir die Kaufkraft der Beschäftigten stärken«, sagt Daniel Friedrich, Verhandlungsführer und Bezirksleiter der IG Metall Küste. »Wir als Tarifparteien übernehmen damit Verantwortung und geben den Beschäftigten und auch den Betrieben Stabilität in unsicheren Zeiten.«
Der bayerische IG Metall-Verhandlungsführer und Bezirksleiter Horst Ott sagte: »Mit Geduld und Hartnäckigkeit haben wir Lösungen und Kompromisse gefunden. Dieses Signal senden wir an alle Akteure im Land, die zuletzt daran gescheitert sind. Dabei hat die IG Metall zu allen ihren Themen in dieser Tarifrunde gute Ergebnisse erreicht.«
Außerdem werden die Wahlmöglichkeiten für die Beschäftigten zwischen mehr Zeit oder mehr Geld ausgeweitet. Schon für das Jahr 2025 können erstmals auch Teilzeitbeschäftigte mehr Zeit statt mehr Geld wählen. Künftig gehören auch Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren (bisher unter acht Jahren) zu den Anspruchsberechtigten. Die bisherige Möglichkeit, zweimal Geld gegen acht zusätzliche freie Tage zu tauschen, wird erweitert um drei zusätzliche Optionen, Geld gegen sechs zusätzliche freie Tage zu tauschen. Künftig können anspruchsberechtigte Beschäftigte also insgesamt fünfmal Geld gegen Zeit tauschen.
Nach dem Ablauf der Friedenspflicht hatte die Gewerkschaft seit dem 29. Oktober ihre Mitglieder in Hunderten Betrieben zu mehrstündigen Warnstreiks aufgerufen. Daran haben sich innerhalb von zwei Wochen mehr als 600.000 Menschen beteiligt. Auch zum Verhandlungsauftakt am Montag hatte es noch Protestaktionen gegeben, unter anderem am Verhandlungsort Hamburg. Pläne für ganztägige Warnstreiks sind nun aber vom Tisch.
Einen Pilotabschluss bereits in der vierten Verhandlungsrunde hatte es zuletzt 2015 gegeben. Unter dem Eindruck der Coronapandemie und ihrer damals noch unabsehbaren wirtschaftlichen Folgen wurde 2020 nach nur zwei Treffen eine Lösung erreicht.