HSV trennt sich von Trainer Baumgart

2 Tage vor

Was im Februar als Liebesgeschichte begann, endete am Sonntag als Missverständnis: Steffen Baumgart, seit Kindestagen an bekennender HSV-Fan, ist nicht mehr Trainer in Hamburg. Es ist die logische Konsequenz einer missglückten Beziehung.

HSV - Figure 1
Foto kicker

Abpfiff: Steffen Baumgart ist nicht mehr Trainer des Hamburger SV. IMAGO/DeFodi Images

Der 52-Jährige hatte die Hanseaten in der Vorsaison auf Platz 3 der Zweitligatabelle von Tim Walter übernommen und den Auftrag Aufstieg letztlich als Vierter verfehlt. Seine ernüchternde Bilanz in der Rest-Saison: nur 20 Punkte aus zwölf Spielen. Sportvorstand Jonas Boldt wollte den gebürtigen Rostocker bereits im vergangenen Sommer wieder ablösen, wurde dann aber vom Aufsichtsrat selbst freigestellt. Dessen Nachfolger Stefan Kuntz setzte darauf, Baumgart eine zweite Chance und vor allem eine gemeinsame Vorbereitung mit der Mannschaft zu gewähren, um mit seinem Ansatz durchzukommen.

Das Problem war: Baumgarts Ansatz wurde immer weniger sichtbar, war sehr auf Stabilität ausgerichtet. Diese hatte unter Vorgänger Walter tatsächlich oft gefehlt, unter Baumgart hingegen lag das fraglos vorhandene fußballerische Potenzial in diesem Kader oft brach. Der Punkteschnitt wurde in der laufenden Spielzeit zudem noch schlechter: Aktuell hat der große und vor allem personell groß aufgerüstete Aufstiegsfavorit 20 Punkte aus 13 Spielen, und hinzu kommt: Nicht nur die Bilanz ist nicht aufstiegsreif, der Fußball ist es noch viel weniger.

Zuletzt reihten die Hamburger fünf sieglose Pflichtspiele aneinander, vor allem die Ligaspiele gegen Elversberg (2:4), Nürnberg (1:1), Braunschweig (1:3) und das samstägliche 2:2 gegen Schalke waren absolute Alarmsignale, die wenig Fantasie für eine Entwicklung in die richtige Richtung ließen.

Polzin übernimmt zunächst

Gegen verunsicherte Gelsenkirchener hatte Baumgart zunächst sieben eher defensiv ausgerichtete Spieler aufgeboten, trotz vorhandenen Offensivpotenzials nach einer Stunde erneut zwei defensive Wechsel vorgenommen. Dass nicht einmal eine 2:0-Halbzeitführung reichte, um fußballerische Fesseln zu lösen, löste in der Chefetage ein Umdenken aus, nachdem Kuntz vor der Länderspielpause noch gegen einen Trainerwechsel gewesen war.

Am Samstagabend hatten der Sportvorstand und sein Sportdirektor Claus Costa geschwiegen, ein angefragtes TV-Interview bei Sky abgesagt und stattdessen hinter verschlossenen Türen gesprochen. Am Sonntagvormittag gingen die Gespräche weiter und führten angesichts der fußballerischen Rückwärtsentwicklung zu einem logischen Ende. Auch Baumgarts Co-Trainer Rene Wagner und Kevin McKenna müssen gehen. Assistenzcoach Merlin Polzin wird zunächst interimsweise übernehmen.

Sebastian Wolff

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