HSV: Drei Ausrufezeichen nach vielen Fragezeichen

7 Tage vor

Eine Stunde lang warf der HSV in Kaiserslautern die Frage auf, wie ein derart kostspielig und für Zweitligaverhältnisse hochkarätig zusammengesetzter Kader so uninspirierten Fußball anbieten kann, dann nutzte Steffen Baumgart die Breite seines Aufgebots und wechselte sprichwörtlich einen Punkt ein. Das 2:2 nach 0:2-Rückstand fühlt sich besser an als es ist.

HSV - Figure 1
Foto kicker

Der HSV holte in Kaiserslautern spät einen Punkt. IMAGO/Jan Huebner

Mit einem Sieg hätte der Aufstiegsfavorit unter die Top 3 der Tabelle springen können. Weil er sich nach solidem Beginn aber den Schneid abkaufen und scheinbar von der Pfälzer Gangart überraschen ließ, musste er am Ende froh sein, wenigstens einen Zähler gerettet zu haben. Entscheidend dafür waren die Personalwechsel des Trainers. Baumgart hatte nach einer Stunde für die dieses Mal indisponierten Marco Richter und Fabio Baldé Adam Karabec und Jean-Luc Dompé gebracht, dazu Davie Selke für Ransford Königsdörffer.

Der Effekt: Dompé riss die Partie über die linke Außenbahn komplett an sich, Karabec wandelte im Zentrum auf den Spuren des Franzosen - und bereitete zudem den Last-Minute-Ausgleich von Selke vor. Der Ex-Kölner räumt ein, "dass wir hier eigentlich mehr wollten. Aber wir sind super zurückgekommen, haben Charakter und unsere Qualität gezeigt." Am Sky-Mikrofon äußert der Angreifer zudem die Hoffnung, dass die Art und Weise der Punkteteilung noch mehr wert sein könnte als der eine Zähler in der Tabelle: "Unser Kader ist richtig, richtig stark, wir können richtig nachlegen. Es wächst hier gerade was zusammen, und solche späten Tore sind natürlich Balsam auf die Seele."

Der HSV erlebte auf dem Betzenberg aber auch ein Déjà-vu, nachdem er mit den souveränen Siegen gegen die Aufsteiger Münster (4:1) und Regensburg (5:0) alte Muster durchbrochen zu haben glaubte. In Kaiserslautern hatte er sich in den beiden Vorjahren auf wilde Auseinandersetzungen eingelassen (0:2 und 3:3), und genau eine solche ist es auch an diesem Samstagabend geworden. (Zu) vieles erinnerte bis zu Robert Glatzels Anschlusstor aus dem Nichts (58.) an die Vergangenheit, ehe Baumgart unmittelbar nach dem Treffer Zukunftssignale von der Bank aus sendete. "Nach den Einwechslungen", frohlockt der 52-Jährige, "war richtig Feuer in der Bude."

Richter noch keine Soforthilfe

Klar scheint: Auf Dompé kann er in der aktuellen Verfassung trotz der insgesamt positiven Entwicklung bei Baldé nicht verzichten. Und deutlich wurde in der Pfalz außerdem, was sich schon gegen Regensburg angedeutet hatte: Mainz-Leihgabe Richter ist nach langen Monaten ohne Spielpraxis noch nicht in der Verfassung, eine Soforthilfe zu sein, Karabec in dieser Hinsicht schon deutlich weiter. Baumgart ahnt mit Blick auf die vor dem Heimspiel gegen Paderborn anstehenden Personalentscheidungen: "Das wird eine interessante Woche." Vor allem darf sich der HSV gegen die stark gestarteten Ostwestfalen nicht wieder erste 60 Minuten wie am Samstagabend leisten.

Sebastian Wolff

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