Liveticker zum Hochwasser in Niedersachsen: Lage verschärft sich

24 Dez 2023

Stand: 24.12.2023 13:05 Uhr

Nach Dauerregen hat sich die Hochwasser-Lage in Teilen Niedersachsens verschärft. NDR.de hält Sie hier im Liveblog über die Entwicklungen im Land auf dem Laufenden.

Hochwasser - Figure 1
Foto NDR.de

Eine Vielzahl der Flüsse in Niedersachsen führt Hochwasser. Besonders angespannt ist die Lage etwa in Rodenberg (Landkreis Schaumburg), in Sarstedt (Landkreis Hildesheim) und Hann. Münden (Landkreis Göttingen). Unter anderem an den Flüssen Weser, Leine, Fuhse, Aller, Schunter und Oker haben die Pegel die zweithöchste Meldestufe 3 erreicht. Der Scheitelpunkt soll heute bis übermorgen erreicht sein.

Unwetterwarnung: Dauerregen im Harz und im Weserbergland

Für die Landkreise Goslar, Göttingen und Teile des Landkreises Northeim hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Unwetterwarnung herausgegeben. Dort soll es ergiebigen Dauerregen mit Niederschlagsmengen zwischen 70 und 100, in Staulagen bis zu 120 Liter pro Quadratmeter bis Montagmorgen geben. Infolge dessen sind laut DWD unter anderem Hochwasser an Bächen und kleineren Flüssen sowie Überflutungen von Straßen möglich. Auch Erdrutsche könnten auftreten. Für das Weserbergland gilt eine Warnung vor markantem Wetter. Von heute Nachmittag bis zum Morgen des 2. Weihnachtstages ist laut Deutschem Wetterdienst Dauerregen mit bis zu 35 Litern pro Quadratmeter vorhergesagt.

NLWKN: Hochwasser-Lage verschärft sich über Feiertage weiter

Nach Angaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) führen die Niederschläge über die Feiertage dazu, dass sich die Hochwasser-Lage weiter verschärft. Zahlreiche Pegel liegen aktuell bereits über der Meldestufe 3. Am stärksten betroffen sind demnach die Weser und das südliche Niedersachsen (Aller, Leine, Oker, Innerste, Hase und Zuflussgewässer). Nach aktuellem Stand sei davon auszugehen, dass die Wasserstände an den meisten Pegeln  unterhalb des höchsten Hochwasserstandes liegen werden. An einigen Pegeln könnte es allerdings dennoch neue Hochststände geben.

Hochwasser - Figure 2
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Wann ist der Scheitelpunkt erreicht?

Laut NLWKN sollen die höchsten Stände an den Pegeln heute und am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag erreicht werden. Nach einem leichten Rückgang würden die Flüsse dann aber vor allem in den Oberläufen vorerst noch einmal anschwellen. An den Unterläufen (Aller, Leine, Oker) werden demnach die Scheitelwerte erst einige Tage später auftreten.

Bürgermeister Bad Sachsa: Schlimmstes Hochwasser seit Jahren

In Bad Sachsa ist es das schlimmste Hochwasser seit vielen Jahren, wie Bürgermeister Daniel Quade (FDP) mitteilte. In der Nacht zu Heiligabend wurden demnach erstmals die neu installierten Sirenen in Betrieb genommen. Der Pegel der Uffe sei nun aber stabil. Entwarnung gibt es aber noch nicht. Sandsäcke werden am Feuerwehrhaus ausgegeben.

Landrat von Hameln-Pyrmont warnt vor Hochwasser-Tourismus

Mancherorts, wie im Landkreis Hameln-Pyrmont, lockt das Hochwasser Schaulustige an. Landrat Dirk Adomat (SPD) warnt eindringlich davor, in die überfluteten Gebiete der Weser zu fahren, um dort zum Beispiel Fotos zu machen. Auch Kinder hätten dort nichts zu suchen. Im Landkreis Hameln-Pyrmont steigen die Pegel aktuell weiter. Laut Adomat wird am 2. Weihnachtstag der Höchststand der Weser erwartet. Dort rechnen die Behörden mit einem 25-jährigen Hochwasser.

Hann. Münden: Höchststand am 1. Weihnachstag erwartet

In Hann.-Münden (Landkreis Göttingen) fließen Werra und Fulda in die Weser. Die Feuerwehr erwartet morgen den Höchststand. Im Anschluss soll sich die Situation voraussichtlich normalisieren. Die Feuerwehr Hann.-Münden setzt aktuell auf Prävention: Es werden Sandsäcke gefüllt und gestapelt, vorwiegend um Straßen zu schützen.

Hochwasser - Figure 3
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Angespannte Lage an der Weser

Die Weser ist mittlerweile unter anderem in Bodenwerder (Landkreis Holzminden) über die Ufer getreten. Dort kommen einige Anwohner der Weserpromenade nicht mehr trockenen Fußes in ihr Haus.

Kreisbrandmeister lobt Ehrenamtliche für Einsatz an Feiertagen

In Horneburg betrachtet Kreisbrandmeister Peter Winter die Lage als durchaus ernst, aktuell aber beherrschbar. Man solle keine Panik verbreiten. Ein Hochwasser-Schwerpunkt sei derzeit die Oste. Die Regenrückhaltebecken seien an vielen Stellen übergelaufen. An der Lühe habe die zeitweise Öffnung des Lühe-Sperrwerks eine gewisse Entlastung gebracht. Winter betont in dem Zusammenhang, wie wichtig das Ehrenamt Feuerwehr sei. Die Kameradinnen und Kameraden seien im Einsatz und helfen, wo sie nur können, statt zu Hause bei ihren Familien zu sein, so der Kreisbrandmeister.

Mehr als 50 Einsätze in 24 Stunden für Feuerwehr Hannover

In Hannover ist die Feuerwehr nach eigenen Angaben allein von Samstag- bis Sonntagfrüh zu 52 wetterbedingten Einsätzen ausgerückt. Vorwiegend ging es um Wasserschäden, zweimal mussten umgestürzte Bäume beseitigt werden. Verletzte gab es nicht. Bislang hätten die Hochwasserschutzmaßnahmen größere Probleme verhindert.

Feuerwehr Lehrte bietet Beratungs-Hotline an

Die Stadt Lehrte hat aufgrund der Hochwasserlage eine Zentrale Einsatzleitung eingerichtet, um die Regionsleitstelle in Hannover zu entlasten. Darüber hinaus seien bereits rund 2.000 Sandsäcke befüllt worden, weitere seien in Arbeit, hieß es von der Feuerwehr. Die Stadt Lehrte ruft die Menschen dazu auf, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst zu behelfen und die Kellerzugänge in Eigenregie abzusichern. Die Feuerwehr bietet unter der Telefonnummer (05132) 887 81 01 dazu eine Beratung an und stellt bei Bedarf Sandsäcke zur Verfügung. Unterdessen soll den Angaben zufolge an der Kleingartenkolonie an der Ahltener Straße in den nächsten Stunden ein Hochwassersystem installiert werden. Dort sei die Aue bereits deutlich über die Ufer getreten.

Hochwasser - Figure 4
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Zahlreiche Straßen im Landkreis Northeim gesperrt

Laut Kreisfeuerwehr Northeim sind mehrere Straßen aufgrund des Hochwassers nicht befahrbar. Betroffen sind demnach aktuell folgende Strecken:

K521 Hillerse - SudheimBad Gandersheim Zufahrt HebersiedlungL572 NOM - Hollenstedt B64 Holzmindener Straße - K624Greene Hohler Weg an der SchuleTriftweg Holtensen - JuliusmühleK527 Hallensen - WenzenK517 Amelsen - MarkoldendorfL525 Willershausen - EchteK504 Eilensen - KrimmensenK511 Hullersen, Huldersen (Ortsdurchfahrt)Bodenfelde HafenstraßeK416 Gillersheim - LindauK511 Ellensen - MarkoldendorfK529 Lüthorst - DeitersenB241 Höckelheim - NortheimEinbeck SchlachthofstraßeEinbeck Am DreckmorgenEinbeck ReinserturmwegL592 Billerbeck - HaieshausenL487 Erzhausen - Freden Kommunen rüsten sich für Hochwasser
VIDEO: Hochwasser: Sandsäcke werden befüllt und Krisenstäbe eingerichtet (1 Min)
Rodenberg gibt Akutwarnung für Innenstadt aus

Nach Angaben der Stadt Rodenberg fließt das Hochwasser über das Wehr. Die Stadt an der Aue hat in der Nacht zu Sonntag die Menschen dazu aufgerufen, Wertsachen aus ihren Kellern zu räumen. Sie sollten Eimer bereithalten und sich nach Möglichkeit im ersten Stock ihrer Häuser aufhalten. Sirenen heulten in der Nacht, um die Einwohner zu warnen. Die Feuerwehr sichert vorsorglich Trafostationen.

An vielen Flüssen und Bächen Warnstufe 3 erreicht

Durch anhaltenden Regen führen Flüsse und Bäche immer mehr Wasser. Nach Angaben des NLWKN haben am frühen Morgen 26 Pegel die dritte Warnstufe erreicht. Dies gilt unter anderem für Weser, Aller, Leine und Oker. Ab Stufe drei ist die Überschwemmung von Grundstücken und größeren Flächen sowie von Straßen und Kellern möglich.

Hochwasser - Figure 5
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Großeinsatz im Schwimmbad in Rotenburg (Wümme)

Rund vier Stunden ist die Feuerwehr am Samstagabend bei einem Einsatz in einem Schwimmbad in Rotenburg (Wümme) beschäftigt. Aufgrund einer Baustelle waren die Becken leer. Das Grundwasser drückte laut Feuerwehr von unten so stark gegen die leeren Becken, dass diese drohten, beschädigt zu werden. Um dies zu vermeiden, füllten die Einsatzkräfte die Becken mit knapp einer Million Liter Wasser aus der Wümme.

Wolfenbüttel: Mehr als 100 Meter langer mobiler Deich

In Lehrte in der Region Hannover pumpt die Feuerwehr am Samstag Wasser aus Entwässerungsgräben. Keller liefen voll. In Wolfenbüttel stellen Feuerwehrleute einen mehr als 100 Meter langen mobilen Deich auf, um Wohnhäuser und ein Seniorenheim zu schützen. In Ostfriesland und im Ammerland werden Flüsse abgeleitet, Ausweichflächen laufen voll.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 24.12.2023 | 12:00 Uhr

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