Hochwasser: Mehrere Orte in Polen evakuiert – Lage im Chiemgau ...

5 Tage vor

Warschau/Prag (jad/dpa). Wegen der starken Regenfälle drohen in Deutschlands östlichen Nachbarländern massive Überschwemmungen – und auch für Deutschland warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor Gefahren durch anhaltenden Regen. Vor allem in Dresden ist man wachsam, die Zeit für den Abriss am eingestürzten Teil der Carolabrücke drängt.

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Foto Neue Westfälische

In Polen und Tschechien sind nach anhaltenden Regenfällen die Wasserstände in vielen Flüssen stark gestiegen. In der Nähe der Stadt Oppeln in Schlesien mussten zwei Dörfer evakuiert werden. In Tschechien wurde in mehreren Regionen die dritte Hochwasserstufe ausgerufen, wie die Nachrichtenagentur CTK meldete.

Andernorts kam es durch plötzlichen Starkregen zu Überschwemmungen. Das tschechische Fernsehen veröffentlichte auf X Aufnahmen aus dem Dorf Mikulovice nahe der Grenze zu Polen. Dort ist zu sehen, wie am frühen Morgen die Wassermassen Häuser, Garagen und Straßen überfluten. Wegen Unwetters sind mehr als 60.000 Haushalte in Tschechien ohne Strom.

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„Wir bereiten uns auf die schlimmsten Szenarien vor“, sagte der tschechische Regierungschef Petr Fiala in der Hauptstadt Prag. An manchen Flüssen müsse mit einem derart schlimmen Hochwasser gerechnet werden, wie es statistisch gesehen nur einmal im Jahrhundert auftritt. Auch in Deutschland könnte sich die Lage zuspitzen.

Vier Tote durch Überschwemmungen in Rumänien
Soldaten der Polnischen Territorialen Verteidigungskräfte bereiten Sandsäcke vor. | © Tomasz Wojtasik

Im Südwesten Polens ist seit Freitagmorgen mehr Regen niedergegangen als beim sogenannten Jahrtausendhochwasser 1997. In Jarnoltowek in der schlesischen Region Oppeln waren es innerhalb von 24 Stunden 161,5 Millimeter, wie das Meteorologische Institut (IMGW) mitteilte. Das waren 30 Millimeter mehr als der bisherige Rekordwert, der dort im Jahr des Oderhochwassers 1997 gemessen wurde. Landesweit sei die Alarmstufe an 47 Pegelmessstationen überschritten worden.

Der Bürgermeister von Jarnoltowek ordnete die Evakuierung von Bewohnern an, deren Häuser unterhalb eines Staubeckens liegen. Dieses drohte überzulaufen. Die Einwohner von zwei benachbarten Dörfern, die an dem Fluss Zloty Potok liegen, wurden ebenfalls aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. „Die Situation hat sich sehr zugespitzt, und das innerhalb weniger Minuten. Wir haben wirklich wenig Zeit“, sagte Bürgermeister Grzegorz Zawislak. Besonders gefährdet sind die Woiwodschaften Oppeln und Niederschlesien.

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Foto Neue Westfälische

Durch Überschwemmungen infolge starker Regenfälle sind in Rumänien mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Wie die Rettungskräfte am Samstag mitteilten, wurden in der südöstlichen Region Galati fünf Tote gefunden. Unter den Opfern befanden sich hauptsächlich ältere Menschen, unter ihnen zwei Frauen im Alter von 96 und 86 Jahren. Weitere 90 Menschen wurden evakuiert.

Hochwasser an der Donau erwartet
Österreich, Braunau am Inn: Überflutungen aufgrund des Dauerregens. | © Manfred Fesl

Auch in Österreich sorgen schwere Regenfälle für einen Anstieg der Pegelstände an mehreren Gewässern, was in der Nacht bereits in Teilen des Landes zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen geführt hat. So rückten in Niederösterreich rund um die Landeshauptstadt Wien in der Nacht Retter 160 Mal aus, wie der Sprecher des Landeskommandos berichtete.

An der Donau wird ein Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Mittel nur alle 30 Jahre vorkommt. So wurde etwa in der Wachau der mobile Hochwasserschutz aufgebaut. Am Kamp, einem Zufluss der Donau, stellen sich Behörden auf ein 100-jährliches Hochwasser ein. Einige Ferienhäuser sind bereits geräumt worden.

An einigen Stellen ist der Fluss schon über das Ufer getreten. Am Kamp wurde der Katastrophenhilfsdienst aufgeboten, um ein Umspannwerk in Langenlois zu schützen.

Hochwasser an der Elbe erwartet

Heftige Niederschläge lassen auch die Wasserstände der Elbe in Sachsen anschwellen. Womöglich wird am Samstagabend am Pegel Schöna die Alarmstufe 1 erreicht, für Dresden wird damit am frühen Sonntagmorgen gerechnet, wie das sächsische Landeshochwasserzentrum in einer Warnmeldung informierte.

Deswegen drängt die Zeit bei den Abrissarbeiten am eingestürzten Teil der Dresdner Carolabrücke. „Wir arbeiten wirklich mit Hochdruck gegen die Zeit“, sagte Feuerwehrsprecher Michael Klahre. In der Nacht seien die Arbeiten ununterbrochen fortgesetzt worden. „Wir kommen recht gut voran.“

Ziel sei es weiterhin, die Beräumungsarbeiten bis Sonntag durchgeführt zu haben. „Denn der Pegel steigt weiter, und wenn dieser Bereich hier überflutet ist, dann können wir hier nicht mehr arbeiten“, erklärte Klahre mit Blick auf das für die Elbe erwartete Hochwasser.

Dauerregen an den Alpen

Die höchsten Wasserstände an den sächsischen Elbe-Pegeln werden derzeit ab Mittwoch und Donnerstag kommender Woche erwartet.

Auch im bayerischen Chiemgau ist die Lage nach stundenlangem Dauerregen teils angespannt. So befüllten in der Gemeinde Aschau Einsatzkräfte Sandsäcke, weil das Grund- und Oberflächenwasser anstieg. Der DWD erwartete vor allem im Südosten zum Teil unwetterartigen Dauerregen, in höheren Lagen der Alpen viel Neuschnee.

Seit Donnerstag registrierte der DWD von den Alpen, über das Vorland bis zum Bayerischen Wald verbreitet 40 bis 80 Millimeter Niederschlag. Am Alpenrand waren es teils bis zu einem Meter, in Berchtesgaden lokal bis 1,40 Meter Wasser.

Klimawandel führt zu mehr Starkregen und Hochwasser

Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Ich schaue mit Sorge auf die nächsten Tage.“ Bei Hochwasser gehe es zuerst um einen funktionierenden Katastrophenschutz und schnelle Hilfe für die Menschen vor Ort.

Sie verwies aber auch auf die Bedeutung von Klimaschutz und von mehr Anpassung an den Klimawandel. „Grundsätzlich gilt: Starkregenereignisse und Hochwasser werden wegen der Klimakrise häufiger. Sie sind ein massives Sicherheitsrisiko und beeinträchtigen Menschen in kürzer werdenden Abständen in ihrem Alltag.“ Flüsse bräuchten mehr Raum, sagte die Grünen-Politikerin. „Intakte Auen können mehr Wasser aufnehmen, Deichrückverlegungen können Hochwasserscheitel relevant absenken.“

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