Kollabiertes Bauwerk in Dresden: Aufräumarbeiten sind ein Wettlauf ...

5 Tage vor
Hochwasser Dresden

In Dresden laufen nach dem teilweisen Einsturz der Carolabrücke die Aufräumarbeiten. In der Nacht brachte die Feuerwehr mehrere weitere Brückenteile zum Einsturz. Derweil bereitet sich die Stadt auf ein mögliches Hochwasser vor. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Warum ist ein weiterer Teil der Brücke eingestürzt?

Nach dem teilweisen Einsturz der Brücke in der Nacht zum Mittwoch  kamen Fachleute zu der Einschätzung, dass ein weiterer Brückenstrang nicht zu halten ist – ein benachbartes Brückenteil hing deutlich sichtbar durch. Lasermessungen zeigten, dass es sich langsam absenkte. Die einzelnen Elemente der Spannbetonbrücke seien in der Nacht zum Freitag voneinander getrennt und gesteuert zum Einsturz gebracht worden, sagte ein Sprecher in einem auf der Facebook-Seite der Dresdner Feuerwehr  verbreiteten Statement am Morgen. Dem SPIEGEL sagte Feuerwehrsprecher Michael Klahre, die Arbeiten seien nach Plan verlaufen.

Wie geht es jetzt weiter?

Nach Angaben der Feuerwehr werden die in der Nacht herabgestürzten Trümmer nun mit Spezialmaschinen zerkleinert und so schnell wie möglich abtransportiert. Wie viel Schutt insgesamt in und an der Elbe liegt, konnte Klahre auf SPIEGEL-Anfrage nicht sagen.

Hilfe bekommen die Einsatzkräfte von der Bundeswehr. Man habe das Landeskommando Sachsen angefordert, sagte Klahre auf einer Pressekonferenz am Mittag. Dieses sei mit zwei Fahrzeugen vom Typ Büffel vor Ort. Geplant sei, dass das Kommando einspringe, falls die zivile Bergetechnik ausfalle. Derzeit seien zehn Bagger vor Ort, sagte die Leiterin des Tiefbauamtes, Simone Prüfer. Die Arbeiteten gestalteten sich schwierig. Die Bagger würden regelrecht an dem Bauwerk »rumknuspern«, weil der Beton sehr fest und schwer abzubrechen sei.

Auch das Technische Hilfswerk unterstützt die Feuerwehr bei den Arbeiten.

Lässt sich schon etwas zur Einsturzursache sagen?

Am Mittag präsentierte die Stadt Aufnahmen des vorgefundenen Schadensbildes. Eingestürzt war der Brückenzug C. Tiefbauamtsleiterin Prüfer sagte, dort sei an Stahllitzen innerhalb der Brückenkonstruktion an einer Einbruchstelle Korrosion festgestellt worden. Schwachpunkt sei dann ein dort befindlicher Pfeiler gewesen. Das Schadensbild werde derzeit genauer analysiert. An Brückenzug B gebe es nach dem Einsturz Verformungen im Bereich von 8 bis 15 Zentimetern, etwa am Geländer.

Foto: Sylvio Dittrich / IMAGO

Wie gehen die Einsatzkräfte mit der Hochwassergefahr um?

Das sächsische Landeshochwasserzentrum hat für die Elbe und zwei weitere Flüsse Hochwasserwarnungen herausgegeben. In Tschechien und Südpolen mit dem Iser- und dem Riesengebirge sollen bis zum Montag 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter binnen 72 Stunden fallen. Den Prognosen zufolge wird die Elbe in Dresden am Sonntag die Alarmstufe 1 erreichen – die niedrigste von vier Hochwasserwarnstufen. Bis zum Mittwoch könnte die Alarmstufe 3 erreicht werden. Der Wasserstand könnte demnach auf sechs bis sieben Meter ansteigen, normal sind in Dresden zwei Meter.

Klahre bezeichnete gegenüber dem SPIEGEL die Aufräumarbeiten als »Wettlauf gegen die Zeit«. Bereits heute Nachmittag würden die ersten erhöhten Pegelstände erwartet. Wie lang es möglich sein werde, Schutt abzutransportieren, sei nicht abzusehen. Deswegen sei es so wichtig, schnell voranzukommen. Am Mittag sagte Klahre, Ziel sei, bis zum Sonntag den gesamten Bereich des Brückenzuges C komplett zu räumen, bis auf jenen Teil, der zuallererst eingestürzt sei.

Die Wasserschutzpolizei wird die in der Elbe verbleibenden Teile der Brücke mit Bojen ausstatten, um sie im Hochwasserfall zu verorten.

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