"Zuletzt habe ich auch privat für Pal Dardai aufgelegt"
Christian Fährmann stieg in den 90ern mit Hertha BSC in die Bundesliga auf. Heute ist er als DJ Ferry verantwortich für die Musik bei Heimspielen. Ein Gespräch über Liedwünsche von Spielern und No-Gos bei der Song-Auswahl.
rbb|24: Welche Songs dürfen nie in einer Stadion-Playlist fehlen?
Christian Fährmann: DJ Ötzi darf auf keinen Fall fehlen. "Sweet Caroline". "Nur nach Hause" natürlich. "Dickes B", "Major Tom" mittlerweile. Und dann immer was Aktuelles.
Dürfen die Spieler bei Hertha BSC auch Musikwünsche hinterlegen, was vor dem Spiel läuft?
Die Musikstrecken vor dem Spiel sind leider sehr kurz. Und die Spieler haben auch andere Konzentrationsphasen. Die heizen sich mit ihrer Musik vor dem Anpfiff ein. Aber grundsätzlich ist es erlaubt, sich was zu wünschen. Und wenn ich was aufschnappe, dann spiele ich das auch.
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Was haben Sie denn von den Spielen gehört?
Ich habe damals selbst Hip-Hop und R'n'B zum Einheizen gehört. Dann kam so ein bisschen Deutschrap dazu, also Freundeskreis und sowas, wo man den Text auch verstanden hat und mitsingen konnte. Mit englischem Text war es ein bisschen schwieriger damals.
Ist der Kontakt zwischen Ihnen und Pal Dardai noch erhalten geblieben oder ist die Distanz zwischen Stadion-DJ und Trainer dann doch inzwischen zu groß?
Nein, der ist noch da. Und wenn wir uns sehen, freuen wir uns auch. Zuletzt habe ich auch privat für ihn aufgelegt. Da hat er seine Frau zum 50. Geburtstag überrascht, und dann haben wir die ganze Nacht eine Party gemacht.
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Christian Fährmann (48) wuchs in Berlin-Neukölln als Hertha-Fan auf. Mit 18 unterschrieb er als großes Talent bei den Blau-Weißen. 1997 stieg er mit Hertha in die Bundesliga auf. Ein Jahr später wechselte er zum Karlsruher SC und zwei Jahre später zu Union Berlin. Nach seiner Karriere war er DJ in einem Berliner Club, bevor er 2022 zum offiziellen Stadion-DJ bei Hertha wurde.
Viele Ihrer ehemaligen Mannschaftskollegen sind nach der Spielerkarriere als Trainer, Manager oder Experte im Fußball geblieben. War dieser "normale Weg" ins Fußballgeschäft keine Alternative für Sie?
Der normale Weg war zunächst nicht so interessant. Ich kannte ja alles von den Abläufen her und wollte einen Tapetenwechsel. Ich habe seit meinem sechsten Lebensjahr Fußball gespielt, worauf sich über Jahre hinweg alles fokussiert hat. So habe ich gesagt, dass ich mal was ganz anderes ausprobieren will, um zu sehen, wie ich mich da mache und durchsetze und was es da an neuen Erfahrungen gibt. Fußball wäre der Plan B in einer Notsituation gewesen.
Ihr ursprünglicher Plan war es, Versicherungskaufmann zu werden. Wie sind Sie dann zum DJing gekommen?
DJ oder Musiker sind ja kein klassische Berufe. Ich musste mich auch hinten anstellen, Lücken und Chancen finden, um DJ-Aufträge zu bekommen. Es ist ja nicht so, dass du ein Angebot bekommst, einen Vertrag unterschreibst und dann Musiker bist. Du musst mit Leistungen überzeugen und dich auch ein bisschen in Geduld üben. Aber in der Geduldsphase verdient man kein Geld.
Dann also erst mal Versicherungen?
Ich habe mit Versicherung angefangen, weil ich mit Finanzen auch ein bisschen was am Hut hatte, um meine eigenen Belange zu regeln. Ich habe sofort gesagt, dass das auf Dauer nichts wird. Aber zumindest wollte ich meine Ausbildung beenden und ein Zertifikat haben.
Macht es als DJ nicht viel mehr Spaß, im Club aufzulegen, wo die Leute zur Musik tanzen als im Stadion, wo Musik teilweise als Nebengeplänkel wahrgenommen wird und nur ein paar mitgehen?
Ich habe das auch unterschätzt. Ich habe gedacht, im Stadion hört da wirklich gar keiner zu, aber die Spieler reagieren dann teilweise doch schon und die Zuschauer sowieso. Ich werde auch über Instagram angeschrieben und nach Musikwünschen gefragt.
Wenn man etwa gegen Bremen oder andere norddeutsche Vereine spielt, dann nimmt man keine Künstler, die dort gefeiert werden. Wir haben in Berlin auch eigene Interpreten. Ich balanciere das aus, sonst wird auf der eigenen Seite auch schon mal böse reagiert.
Christian "DJ Ferry" FährmannMit welchem Musikwunsch über Instagram hätte ich gar keine Chancen?
Mit "We Are the Champions". Wenn wir nämlich verlieren, dann können wir den Song nicht spielen. Ansonsten gibt es ein paar No-Gos: Songs, die in anderen Stadien als Musikeinspieler laufen oder die andere Fanszenen adaptiert haben als ihre Gesänge. Man muss auch sehen, gegen welchen Gegner man spielt. Wenn man etwa gegen Bremen oder andere norddeutsche Vereine spielt, nimmt man keine Künstler, die dort gefeiert werden. Wir haben in Berlin auch eigene Interpreten. Ich balanciere das aus, sonst wird auf der eigenen Seite auch schon mal böse reagiert.
Macht es einen Unterschied, ob 30.000 oder 60.000 Zuschauer da sind?
Ich merke das schon von der Stimmung her. Ich habe gedacht, dass in der zweiten Liga das so ein bisschen abreißt mit dem Interesse, was natürlich immer auch so ein bisschen mit den gegnerischen Vereinen in der ersten Liga zu tun hat. Aber das war nicht so. In der zweiten Liga tummeln sich mittlerweile viele Traditionsvereine mit viel Fanpotenzial. Zuletzt Hansa Rostock, das was da abging, habe ich zuletzt gegen Bremen in der ersten Liga erlebt. In den Neunzigern, als ich gespielt habe, da gab es so einen Auswärtssupport nicht.
Welchen Song spielen Sie als Erstes, wenn es mit dem Wiederaufstieg klappt?
Da würde ich dann "We Are the Champions" spielen. Da gibt es nichts Besseres. Aber logischerweise würde ich auch unsere Hymnen spielen. Ich habe das Vergnügen gehabt, mit Hertha aufsteigen zu dürfen. Da ist ja auch "Nur nach Hause" entstanden. Aber "We Are the Champions" muss dann sein. Vielleicht als Neuauflage. Wir haben mittlerweile ganz gute Verbindungen zur Musikszene und sind da immer bedacht, auch aus alten Songs etwas Modernes zu machen.
Also können wir dann auf "We Are The Champions" mit Luvre47 und Ski Aggu gespannt sein?
Genau, zum Beispiel mit Ski Aggu. (lacht)
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lynn Kraemer, rbb Sport.
Sendung: rbb24, 22.04.2024, 21:45 Uhr