Oh weh, Hertha BSC! Nach dem Heimdebakel gegen die SV Elversberg gibt es bei den Blau-Weißen viele Fragezeichen – und kaum Antworten. Wie schon so oft in der Vergangenheit unter Ex-Trainer Pal Dardai versagt auch das Team von Trainer Cristian Fiel (44), wenn es die Chance hat, ganz nah an die Aufstiegsplätze heranzurücken. Mit derart schwachen Nerven rückt der Traum von der Rückkehr in die Bundesliga in weite Ferne.
Warum spielt der Berliner Fußball-Zweitligist vor Heimpublikum so viel schlechter als in fremden Stadien? Wie ist der Kollektivausfall zu erklären? Und wieso versagen den Blau-Weißen immer dann die Nerven, wenn die Aufstiegsplätze in Sichtweite sind? Antworten darauf hat niemand bei Hertha BSC.
„Warum uns das passiert, weiß ich auch nicht“, gibt Offensivspieler Luca Schuler (25) nach dem 1:4 zu und sucht verzweifelt nach einer Ursache für die Heim-Klatsche, „das ist auf jeden Fall nicht unser Anspruch“. Sportdirektor Benjamin Weber (44) ist ebenfalls ratlos: „Eine richtige Erklärung habe ich nicht. Außer, dass wir schlecht reingekommen sind und nicht zwingend waren.“
Hertha BSC lässt gegen Elversberg alles vermissenDie Mängelliste ist lang. Verdammt lang. Viel zu viele individuelle Fehler, zu große Lücken in der eigenen Abwehr und eklatante Probleme in Ballbesitz. Gegen Elversberg ließ Hertha all die Qualitäten vermissen, die zum 2:0 in der Vorwoche gegen Nürnberg geführt hatten.
Ibo Maza (18) trumpft diese Saison bei Hertha BSC auf. Gegen Elversberg ging das Mega-Talent aber mit unter.Mix1/imago
Wie so oft versaut es sich die Hertha selbst. Immer dann, wenn man an der Aufstiegszone kratzt, kommt der Rückschlag. „Wir hatten eine extrem große Chance. Aber es ist genau wie letzte Saison: Immer wenn wir eine Chance hatten, nutzen wir sie nicht. Das ist für mich ganz klar eine Kopfsache. Dass wir uns da zu großen Druck machen“, analysiert Kapitän Toni Leistner (34) und fand damit fast als Einziger so etwas wie eine Antwort auf die schwachen Auftritte im Olympiastadion.
Hertha BSC: Toni Leistner vermutet ein mentales ProblemIst Hertha also reif für die Couch? Ex-Trainer Pal Dardai (48) vermutete in der Vergangenheit immer wieder ein psychologisches Problem bei vielen Profis, wenn Druck auf der Mannschaft lastete. Für Leistner könnte das auch jetzt der Fall sein. Vor allem bei den vielen jungen Profis. Der Innenverteidiger erklärt: „Klar haben wir immer extreme Unterstützung auswärts, aber es ist etwas anderes, ob man vor 3000 Fans spielt oder dann vor 40.000 oder 50.000 eigenen Fans. Das müssen wir analysieren und angehen, dass sich die Jungs da nicht so die Platte machen.“
Der vom verstorbenen Ex-Präsidenten Kay Bernstein (†43) ausgerufene Berliner Weg hat offenbar auch seine Tücken. Will Hertha nicht noch ein Übergangsjahr in der 2. Liga verbringen, sollte das Problem nicht nur angegangen, sondern schleunigst gelöst werden. Nach bereits drei Heimniederlagen stecken die Blau-Weißen erst mal im Mittelfeld fest. Noch beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz nur drei Punkte. „Jeder muss eine Schippe drauflegen“, appelliert Schuler aber an seine Teamkollegen.
Fabian Reese verfolgt Hertha-Debakel von der TribüneDie 12-Punkte-Wochen, von denen Herthas leidgeplagte Fans geträumt hatten, sind nach dem Debakel gegen Elversberg nicht mehr möglich. Die Anhänger hoffen nun auf Erfolge gegen Schalke und Braunschweig – und auf die baldige Rückkehr vieler Leistungsträger.
Auch gegen Elversberg musste Trainer Cristian Fiel auf Andreas Bouchalakis, John Anthony Brooks, Jeremy Dudziak, Linus Gechter, Michal Karbownik und Fabian Reese, der das Debakel gegen Elversberg mit versteinerter Miene im Stadion verfolgte, verzichten. Außerdem fehlte kurzfristig Marten Winkler aufgrund von Knieproblemen. Fiel ist vor dem Highlight-Spiel auf Schalke (Samstag, 20.30 Uhr, Sport1) wenig optimistisch, dass sich das Lazarett lichtet: „Wir müssen mal gucken, wie das für die nächste Woche aussieht.“ ■