100. Geburtstag von Kult-Moderator Heinz Schenk Zwischen hessischer Provinzialität und Weltoffenheit

Heinz Schenk war nicht nur Gastgeber der Unterhaltungssendung "Zum Blauen Bock", jahrzehntelang war er Hessens inoffizieller Kulturbotschafter. Jetzt wäre er 100 Jahre alt geworden.

Heinz Schenk strahlt sein übliches Lächeln und hält ein volles Geripptes in der Hand.

Bis zu 20 Millionen Menschen schalteten regelmäßig Schenks Fernsehsendung "Zum Blauen Bock" ein. Bild © HR/Kurt Bethke

Vor 40 Jahren, im Jahr 1984, bekam Hessen eine inoffzielle Nationalhymne und mit ihr einen inoffiziellen Kulturbotschafter: "Unser David Bowie heißt Heinz Schenk", texteten die Rodgau Monotones lokalpatriotisch-ironisch in ihrem Song "Die Hesse komme!".

18 Jahre lang war Heinz Schenk damals schon Gastgeber der Sendung "Zum Blauen Bock". Er war eine echte Showgröße und für viele Menschen tatsächlich der idealtypische Hesse.

Am Mittwoch wäre Schenk 100 Jahre alt geworden. Anlass für den Hessischen Rundfunk (hr), ihm eine einstündige Dokumentation zu widmen, die jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar ist.

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Mischung aus Provinz und weiter Welt

Zum idealtypischen Hessen machte Schenk nicht nur seine TV-Präsenz als Moderator einer erfolgreichen Samstagabend-Sendung, sondern auch das Konzept der Show selbst, mit ihrer Mischung aus hessischer Provinzialität und Weltoffenheit.

Denn Schenk versammelte seine Gäste in den Kulissen einer gemütlichen Ebbelwoi-Kneipe und lud gleichzeitig die große weite Welt zu sich ein: Der "Blaue Bock" wurde zwar in wechselnden hessischen Kleinstädten produziert.

Zu Gast waren aber immer wieder Stars der damaligen Zeit - von Mireille Mathieu über Roberto Blanco, Costa Cordalis und Rudi Carrell bis Peggy March.

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Audio 03:15 Min.|10.12.24|Tobias Klein

Bild © HR/Heinz-J. Schlüter| zur Audio-Einzelseite

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Und Schenk babbelte in seiner Rolle als Oberkellner und Entertainer Südhessisch, präsentierte im "Blauen Bock" aber immer wieder auch fremde Kulturen. Mit dieser Mischung lockte er alle sechs Wochen bis zu 20 Millionen Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer vor den Bildschirm.

Schenk schrieb Texte und Songs

Zur Welt kam Schenk allerdings gar nicht in Hessen, sondern in Mainz. Dort bewies er früh seine Begabung für den Frohsinn und hatte als Kind erste Auftritte in der Fastnachtsbütt. 

Nach dem Krieg wechselte er zum Radio und hatte Auftritte im "Frankfurter Wecker", einer komödiantischen Frühsendung des hr. 1966 übernahm Schenk den "Blauen Bock" von Moderator Otto Höpfner.

Heinz Schenk mit Bembel und Damen

Bis 1987 schenkte er mit seiner Fernsehpartnerin Lia Wöhr Apfelwein aus der traditionellen Kanne aus und überreichte Ehrenbembel an seine Gäste.

Schenk lieferte die Ideen für die Sendung und schrieb neben den Texten auch fast alle Lieder, darunter Humorvolles, aber auch Nachdenkliches.

Denkwürdige Rolle in Hape Kerkelings "Kein Pardon"

Als der hr 1987 den "Blauen Bock" einstellte, widmete sich Schenk vor allem wieder der Bühne und wurde unter anderem zu einer Stütze am Frankfurter Volkstheater. Zu seinen Paraderollen gehörte 1991 "De Geizhals", die hessische Version von Molières "Der Geizige". 

Dass er auch Selbstironie besaß, zeigte Schenk 1993 mit einem Auftritt in Hape Kerkelings Komödie "Kein Pardon". Dort spielte er einen alternden intriganten Showmaster, der seinen Assistentinnen nachstellt.

"Als wir damals das Drehbuch geschrieben haben, konnte ich mir immer nur Heinz Schenk in dieser Rolle vorstellen", sagte Kerkeling vor Kurzem in einem Interview. "Dann hat es keine 24 Stunden gedauert, nachdem wir ihm das Buch geschickt hatten, da rief er mich an und sagte: Das ist die Rolle meines Lebens. Natürlich spiele ich das."

Rückzug aus der Öffentlichkeit

In den Jahren vor seinem Tod wurde es ruhig um Schenk. Der passionierte Skatspieler, Hobbygärtner und -fotograf zog sich mit seiner Frau Gerti aus der Öffentlichkeit zurück.

"Es gibt ein Leben nach dem Applaus", sagte er kurz vor seinem 80. Geburtstag. Mit 89 Jahren, im Mai 2014, starb Schenk - nur wenige Monate nach dem Tod seiner Gerti.