Europa Conference League: Der neue König von Heidenheim

11 Stunden vor

Der neue König von Heidenheim

In Heidenheim war an diesem Tag alles anders. Ein besonderer Fußball-Duft lag in der Luft, eine Mischung aus Glühwein, einer Milliarde Euro Kaderwert – und einem neuen König. Ein Stimmungsbericht von einem nicht ganz normalen Fußballspiel auf der Ostalb.

Heidenheim - Figure 1
Foto SPORT1

In Heidenheim war an diesem Tag alles anders. Ein besonderer Fußball-Duft lag in der Luft, eine Mischung aus Glühwein, einer Milliarde Euro Kaderwert – und einem neuen König. Ein Stimmungsbericht von einem nicht ganz normalen Fußballspiel auf der Ostalb.

Der Heidenheimer Schlossberg hat einen neuen König. „God save the King“ war auf einer imposanten Choreografie der Fans des 1. FC Heidenheim zu lesen. In der Mitte thronte Trainer Frank Schmidt mit muskulösem Oberkörper, einer pompösen Krone – und dem Europapokal.

„Von der Choreo war ich ein wenig überrascht, als da mein Kopf auftauchte. Und solche Oberarme hätte ich gerne mal gehabt. Ich werde jetzt wieder anfangen zu trainieren…“, scherzte Schmidt im Anschluss an die Partie. Und der Heidenheimer Trainer übte sich plötzlich nicht mehr gänzlich in Zurückhaltung, wie man es gewohnt war: „Das macht mich schon ein wenig stolz, ich habe es auch kurz genießen können, weil das Spiel noch nicht angepfiffen war.“

Das größte Spiel der Vereinsgeschichte

An diesem Tag war eben alles anders in der 50.000-Einwohner-Stadt auf der Ostalb. Nicht wenige Fans sprachen einige Stunden vor der Partie von dem größten Spiel der Vereinsgeschichte. Aus Edinburgh stammte der bisher größte Gegner im internationalen Geschäft. An diesem Abend war es der FC Chelsea.

63 Millionen Euro im Vergleich zu rund einer Milliarde Euro Kaderwert – mehr Worte bedurfte es nicht. Doch hörte man sich in der Kleinstadt an der Brenz um, lautete das Motto auf Weihnachtsmarkt: „Wir haben noch nie einen englischen Gegner geschlagen, dann eben heute!“ Dafür wurde sogar – die Lehrer dürfen getrost weghören – bei einer Jugendgruppe die Schule geschwänzt.

Chelsea-Fans mit großer Überzeugung

Stunden später und einige Glühwein-Tassen leerer war es bekanntlich nicht der gewünschte Ausgang: Heidenheim verlor gegen den FC Chelsea mit 0:2, Bayern-Leihgabe Paul Wanner vergab dickste Chancen, das Spiel in eine andere Richtung zu lenken. Der Abend hatte dennoch einen spürbar magischen Touch. Denn die gegnerischen Torschützen waren eben nicht mehr nur regional bekannt. Es waren 70-Millionen-Mann Michailo Mudryk und der einstige Überflieger in Leipzig, Christopher Nkunku.

Alleine aber, dass sich diese Granden des europäischen Fußballs auf den Weg nach Heidenheim machen mussten, stand für sich. „Wir kennen die Kleinstädte ja schon, wir sind ja auch öfter in Manchester unterwegs“, scherzte ein Blues-Fan tagsüber beim Fantreff – und tippte vorlaut 6:1. Ein anderer frönte dem deutschen Bier, bot dem SPORT1-Reporter gar noch die Flüssignahrung an - und zeigte sich überzeugt, dass es gar keine Chance gäbe, dass Chelsea dieses Spiel verliere. Das Selbstverständnis, das war klar, fußte eher noch auf dem Champions-League-Sieg von 2021, nun kamen die Londoner mit Jadon Sancho und Joao Félix zur Conference League in die deutsche Provinz.

Trotz Niederlage zufrieden

Und sie sorgten für ein einmaliges Erlebnis: „Es ist genau das Fußballfest geworden, worauf sich seit der Auslosung alle gefreut haben“, sagte Torhüter Kevin Müller und zeigte sich trotz der Niederlage beseelt: „Ein absolutes Highlight, für die Fans, den Verein – und die Stadt.“

So fand dieser ausgeschriebene Jahrhunderttag in Heidenheim ein versöhnliches Ende. Während sich zahlreiche FCH-Fans mit dem Europa-Lied stimmlich schon auf die weiteren Aufgaben vorbereiteten („Wir feiern heut‘ die ganze Naacht zusamm‘n, bis die Sonne wieder lacht und dann, zieh‘n wir durch Europaaa“), konnte einer – auch dank drei Siegen aus vier Spielen und einer entsprechend guter Ausgangsposition für das Finale der Ligaphase in der Conference League – bestens gelaunt die Bettruhe antreten.

„Ich schlafe immer gut. Man geht ins Bett, um zu schlafen und nicht, um nachzudenken“, sagte der neue Schlossberg-König Frank Schmidt. Daran konnte auch der FC Chelsea nichts ändern.

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