2:0 gegen Hannover 96: Arminia feiert wieder eine Pokalparty
Bielefeld. Dass es eine Pokalsensation ist, wenn ein Dritt- einen Zweitligisten raus wirft, ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Eine Überraschung ist der Sieg des klassentieferen Teams allemal. Und der DSC Arminia Bielefeld überraschte! Mit 2:0 (2:0) schlug er nicht einfach Zweitligist Hannover 96, er fegte die Niedersachsen - die sich gerne als sturmfest bezeichnen - dank einer offensiven Energieleistung und einer Betonabwehr aus der Schüco-Arena.
DSC-Coach Mitch Kniat überraschte zunächst mit seiner Aufstellung. Viel war über den Einsatz von Kaito Mizuta und Marius Wörl spekuliert worden, die sich mit ihren Leistungen als Einwechselspieler empfohlen hatten. Beide standen gegen Hannover in der Startelf. Hinzu kam mit Sam Schreck allerdings der vierte Mittelfeldspieler. Der unter der Woche angeschlagene Merveille Biankadi saß auf der Bank, Stefano Russo blieb mit einer Wadenverletzung ganz draußen.
Taktisch formierten sich die Gastgeber mit Mael Corboz und Schreck als Doppel-Sechs, während davor mit Lukas Kunze, Wörl und Mizuta eine Dreierreihe stand. André Becker gab die einzige Spitze.
Arminia das klar bessere Team13 Minuten lang war die Partie das, was man ein 0:0 der besseren Art nennt. Und verantwortlich dafür war allein die Arminia, die ihren Gegner nicht einfach nur anlief, sondern geradezu an deren mit fast 4.000 Fans gut gefüllten Tribünenblock spielte. Hannover kam kaum aus der eigenen Hälfte raus. Wirkliche Torchancen hatte der DSC bis dahin allerdings noch nicht kreiert, sieht man von einer Direktabnahme im Strafraum durch Mizuta in der 4. Minute ab, die aber drüber ging.
Doch die Gäste zeigten sich offenbar beeindruckt. In der 14. Minute unterlief 96-Innenverteidiger Marcel Halstenberg ein eklatanter Fehlpass. Wörl spritze dazwischen, stürmte mit dem Ball in den Strafraum, wo er nach einem Zweikampf zu Boden ging. Der erwartete Elfmeterpfiff blieb allerdings aus. Becker zeigte sich gedankenschnell und schob den Ball flach zur 1:0-Führung ein.
Erst nach 20 Minuten hatten sich die Gäste in der ausverkauften Schüco-Arena von diesem Schock erholt, ehe Nicolo Tresoldi Hannover mit einem Schuss aus halbrechter Position anmeldete.
Oppie verwandelt die Arena in ein TollhausKeine zwei Minuten später verlängerte Becker einen hohen Ball mit dem Kopf im 96er-Strafraum. Mizuta musste seinen Angriffsversuch abbrechen und spielte zurück auf Oppie, der aus 18 Metern unbedrängt einfach mal draufhielt. Der Ball drehte sich perfekt an den zweiten Pfosten und schlug ein - Traumtor. Arminia führte gegen den Favoriten mit 2:0 - und das hochverdient. Die Schüco-Arena war ein Tollhaus.
Nach einer atemberaubenden halben Stunde leisteten sich Mizuta und Schreck allerdings eine Schlamperei im Mittelfeld, die sofort zur Großchance führte. Nur mit einem Blitzreflex verhinderte Kersken in DSC-Tor den Anschlusstreffer durch Tresoldi (31.) aus kurzer Distanz. Bis zur Pause mussten sich die Bielefelder jetzt verständlicherweise etwas mehr zur Wehr setzen, ergriffen aber auch immer wieder selbst die Initiative, so dass Hannover nicht zu viel ins Risiko gehen konnte.
Unschöne Szenen dann nach Wiederanpfiff: Die offenbar gefrusteten Hannoveraner Fans brannten nicht nur Rauchtöpfe und Bengalos ab, sondern zwangen durch Abschießen etlicher Feuerwerkskörper Jonas Kersken zur Flucht aus seinem Tor. Schiri Robert Hartmann musste die Partie minutenlang unterbrechen.
Als wieder gespielt wurde, hatte Wörl die erste Chance, bekam mit links aber zu wenig Druck auf den Ball und produzierte aus elf Metern nur einen Roller. Eher zufällig kam Hannover zu seiner ersten Chance, als alle Angreifer einen langen Ball von Christiansen verpassten, und Kersken sich einmal ganz lang machen musste, um einen Einschlag zu verhindern.
In der 69. verhinderte ein Hannoveraner Abwehrbein, dass Wörl auf den freien Becker legen konnte. Der starke Schreck hatte den Ball erobert und die Chance eingeleitet. Für die Gäste wurde es zunehmend ein Spiel gegen die Zeit. Ein Freistoß aus 17 Metern rauschte am DSC-Tor vorbei (73.).
Noah Sarenren Bazee kommt zu seinem ComebackIn der Schlussphase brachte Kniat dann frische Kräfte: Nassim Boujellab (für Mizuta, 77.) und Julian Kania (für Becker, 77.) und etwas später Leon Schneider für den völlig ausgepumpten Wörl (80.). Kania traf kurze Zeit später im Eins-gegen-eins die falsche Entscheidung. Auf elf Metern schlug er den falschen Haken - ein Treffer zu dem Zeitpunkt wäre wohl Hannovers endgültiger K.o. gewesen. Doch es reichte auch so.
In der Nachspielzeit kam Noah Sarenren Bazee noch zu seinem Comeback nach über einem dreiviertel Jahr Verletzungspause. 418.906 Euro sind dem DSC als Prämie für die Teilnahme in Runde zwei damit sicher. Ein entsprechend gutes Los sollte ein weiteres Mal ein volles Stadion bescheren.
Das Spiel zum Nachlesen im Liveticker: