Hertha BSC verpasst trotz langer Überzahl Sieg bei Hannover 96
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Zum Ende der Hinrunde hat sich Hertha BSC bei Hannover 96 einen Punkt erkämpft. Ein Sieg wäre möglich gewesen, weil Hertha lange Zeit in Überzahl agierte. Doch in der Offensive fehlte die Zielstrebigkeit - so blieb es beim torlosen Unentschieden.
Hertha BSC hat zum Abschluss der Hinrunde den ersehnten Befreiungsschlag nach zuletzt drei Niederlagen in Folge verpasst. Beim 0:0 gegen das heimstarke Team von Hannover 96 zeigte sich die Mannschaft von Trainer Cristian Fiél zwar deutlich formverbessert, vor allem in puncto Einsatz und Zweikampfstärke.
Dass es aber trotz einer halben Stunde in Überzahl (Hannovers Fabian Kunze hatte in der 57. Minute Gelb-Rot gesehen, Herthas Marton Dardai in der 89. Minute) nicht für den Sieg reichte, lag zum einem am schweren Geläuf im Stadion und zum anderen an der mangelhaften Chancenverwertung.
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Beim letzten Spiel des Jahres in Hannover kann Hertha BSC noch mal Anschluss an die Tabellenspitze der zweiten Liga finden. Auch wenn die jüngsten Leistungen wenig Anlass zur Hoffnung geben. Doch auch Gegner Hannover hat Probleme.
Der SpielverlaufBeide Teams begannen auf schwierigem Geläuf im voll besetzten Hannoveraner Stadion schwungvoll. Hertha versuchte, sich bei Ballbesitz schnell durchs Mittelfeld zu kombinieren. Ein aussichtsreicher Abschluss von Derry Scherhant wurde im letzten Moment durch Hannovers Defensive geblockt (12.).
Bei gegnerischem Ballbesitz zog sich die Fiél-Elf hinter die Mittellinie zurück und versuchte die Räume zwischen den Ketten so eng wie möglich zu halten. Aber nach eigenen Ballverlusten wackelte das Berliner Defensivkonstrukt. In der 18. Minute tauchte Hannovers Hyun-Ju Lee frei vor Tjark Ernst auf, verzog aber über das Tor.
Hertha-Stürmer Florian Niederlechner musste im Anschluss mit Oberschenkel-Problemen ausgewechselt werden, für ihn kam Smail Prevljak. Die Gastgeber bauten vermehrt Druck auf und blieben torgefährlich: Ernst zeigte eine starke Reaktion im Eins-gegen-Eins gegen 96-Stürmer Harvard Nielsen (33.). Auch im Anschluss blieb es eine Partie, die von vielen Zweikämpfen und Gelben Karten geprägt war, wobei Hannover mehr Spielanteile besaß. Aber die Abwehr der Berliner hielt stand, weshalb es torlos in die Pause ging.
Anschließend kam Hertha gut aus der Kabine: Ibrahim Maza zielte seinen Schuss aus halblinker Position nur knapp am Kasten von Ron-Robert Zieler vorbei (46.). Danach bestimmte Hannover wieder die Partie, ohne sich große Torchancen zu erspielen.
Ab der 57. Minute agierte Hertha dann in Überzahl. 96-Abräumer Fabian Kunze arbeitete gegen Prevljak zu sehr mit dem Ellenbogen und erhielt zurecht die Ampelkarte. Mit einem Mann mehr kamen die Berliner besser ins Spiel, ein Schuss von Scherhant (63.) und ein Kopfball von Michael Cuisance zwangen Zieler jeweils zu einer Parade.
Hertha übte auch im weiteren Verlauf der Partie viel Druck auf, tat sich aber schwer den Abwehrriegel der Gastgeber zu knacken. Maza tauchte nochmal gefährlich vor Zieler auf, Hannovers Keeper konnte aber mit einem langen Bein retten (82.). Kurios wurde es in der 89. Minute: Dardai ärgerte sich gestenreich über seinen Mitspieler Michal Karbownik, aber Schiedsrichter Daniel Schlager dachte, die Beschwerden galten seiner Freistoßentscheidung. Der Herthaner bekam Gelb-Rot. Danach passierte nichts mehr und so blieb es beim torlosen Remis.
Dass man bei einem 0:0 einen Offensivspieler zum Spieler des Spiels auszeichnet, kommt nicht allzu häufig vor. Normalerweise müsste jemand aus den Defensivreihen für ihre jeweilige Null prämiert werden. Doch Derry Scherhant hat sich mit einem abermals engagierten Auftritt diesen Titel verdient.
Von Beginn an war der offensive Schienenspieler ein Aktivposten der Hertha, erarbeitete sich zwei der vier besten Chancen der Berliner und sorgte mit vielen Läufen über seine linke Außenbahn immer wieder für Torgefahr.
Seit Wochen zeigt sich das 22 Jahre alte Eigengewächs in starker Form, konnte dadurch den Ausfall von Fabian Reese phasenweise sehr gut kompensieren. Fünf Tore und eine Vorlage in 17 Spielen können sich durchaus sehen lassen. Dass Hertha BSC auf dem 12. Tabellenplatz überwintert, liegt jedenfalls nicht an der Konstanz und Leistung von Derry Scherhant.
Der Rasen in der Arena in Hannover glich bereits vor dem Anpfiff eher einer Sumpflandschaft als dem würdigen Spielfeld einer Partie der zweiten Bundesliga. Mit zunehmender Spieldauer wurde das Geläuf in dem zweikampf-intensiven Spiel immer ramponierter, was dem Spielfluss beider Teams natürlich nicht zuträglich war. Viele Akteure rutschten weg und so hatte es Hertha schwer, sich in Überzahl vor das Tor der Gastgeber zu kombinieren. Das torlose Unentschieden war fast schon die logische Konsequenz, da auch Schiedsrichter Schlager durch seine kleinliche Linie den spärlich einsetzenden Spielfluss sofort unterband.
ZählbaresSendung: rbbUM6, 22.12.2024, 18:15 Uhr