Hamburger Flughafen gesperrt: Bewaffneter soll Geisel bei sich haben

4 Nov 2023

Stand: 05.11.2023 00:12 Uhr

Auf das Gelände des Hamburger Flughafens ist am Samstagabend ein bewaffneter Autofahrer eingedrungen. Der Flugbetrieb wurde komplett eingestellt. Nach Polizeiangaben hat der Mann ein vier Jahre altes Kind als Geisel in seinem Auto. Möglicherweise ist ein Sorgerechtsstreit eskaliert.

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Diese Schranke hat der Bewaffnete offenbar durchbrochen, als er auf das Vorfeld das Airports raste.

Ein Bewaffneter habe mit seinem Fahrzeug gegen 20 Uhr ein Tor durchbrochen und sei auf das Vorfeld des Airports gefahren, sagte Thomas Gerbert, Sprecher der Bundespolizei. Der Mann habe nach dem Eindringen auf das Gelände zwei Mal in die Luft geschossen. Auf Bildern vom Flughafen war am Abend eine beschädigte Schranke zu sehen, durch die der Mann offenbar gerast war. Zuvor hatte sich die Ehefrau des Mannes wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet, wie der Sprecher sagte.

Sorgerechtsstreit wohl Hintergrund der Tat - Familie aus Stade

Die Polizei geht davon aus, dass ein Sorgerechtsstreit Hintergrund der Geiselnahme ist. Nach den bisherigen Erkenntnissen habe sich das Kind, das der laut Polizei vermutlich 35 Jahre alte Mann bei sich habe, am Sonnabend bei der Mutter in Stade aufgehalten. Man gehe davon aus, dass der Vater der Mutter das Kind "weggenommen" und möglicherweise unter Gewalteinwirkung ins Auto gesetzt habe, bevor er nach Hamburg und dort auf das Rollfeld des Flughafens fuhr, sagte eine Sprecherin der Polizei am späten Abend.

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VIDEO: Bewaffneter Fahrer auf Gelände - Hamburger Flughafen gesperrt (1 Min)
Landes- und Bundespolizei am Flughafen

Starke Kräfte der Landes- und der Bundespolizei seien vor Ort, sagte Polizeisprecher Gerbert, darunter ein Spezialeinsatzkommando und Polizeipsychologen. Sie befänden sich in der Nähe des Fahrzeugs. Darunter sei auch die Beweis- und Festnahmeeinheit der Bundespolizei. "Die sind sehr robust ausgestattet", sagte Gerbert.

Polizei verhandelt auf Türkisch mit dem Geiselnehmer

Spezialeinsatzkräfte der Polizei stehen vor dem Einsatzfahrzeug "Survivor" am Hamburger Flughafen.

Die Polizei hält nach eigenen Angaben Kontakt zu dem Bewaffneten. "Wir haben eben guten Kontakt zu dem Täter zu bekommen", sagte eine Polizeisprecherin am späten Samstagabend. Mit dem Mann werde auf Türkisch verhandelt. Der Verdacht, dass sich noch ein zweites Kind in der Gewalt des Mannes befinde, bestätigte sich nicht.

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Mann wirft "eine Art Molotowcocktails"

Der Mann habe zwei brennende Flaschen aus dem Auto geworfen, "eine Art Molotowcocktails", sagte Gerbert. Es sei kein Schaden entstanden, die Flughafenfeuerwehr habe die Flaschen löschen können. Der Flughafen werde gerade geräumt, das sei eine Sicherheitsmaßnahme, sagte er.

Erkenntnisse über mögliche Verletzte gab es zunächst nicht. Die Polizei sieht auch keine akute Gefährdung Dritter. Ein auf dem Vorfeld parkendes Flugzeug sei inzwischen geräumt.

AUDIO: Hamburger Airport gesperrt: Die Lage vor Ort (5 Min)

Starts und Landungen komplett gestrichen

Auf der Homepage des Flughafens hieß es am späten Abend: "Aufgrund einer polizeilichen Maßnahme auf dem Vorfeld des Hamburger Flughafens finden am heutigen 4. November keine Starts und Landungen mehr statt." Alle betroffenen Passagiere sollten sich direkt an die Fluggesellschaft wenden.

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Klimaaktivisten drangen im Juli mit Fahrrädern ein

Bereits im Oktober war der Hamburger Flughafen gesperrt worden, damals allerdings wegen einer Anschlagsdrohung auf eine Maschine von Teheran nach Hamburg. Im Juli hatten Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation den Hamburger Flughafen für Stunden lahmgelegt, als sie mit Fahrrädern auf das Gelände eingedrungen waren. Der Flugbetrieb musste für mehrere Stunden aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Tausende Passagiere, darunter viele Familien mit Kindern, waren betroffen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Aktuell | 04.11.2023 | 23:15 Uhr

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