Kritik an Greta Thunberg: „Sie vertritt Fridays for Future Deutschland ...

Angesichts der anhaltenden Antisemitismusvorwürfe gegen die Klimaaktivistin Greta Thunberg wächst der Druck auf deutsche Aktivisten, sich von Fridays for Future zu lösen. Der frühere Grünen­bundestagsabgeordnete und Präsident der Deutsch-Israelischen Gemeinschaft, Volker Beck, schrieb auf der Plattform X von einem Ende der Bewegung als „Label für Ökologie“ und forderte ein „Re­branding“.

Auch Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, bekräftigte am Dienstag abermals seine Forderung, die deutschen Aktivisten sollten sich umbenennen: „Es ist für mich unerklärlich, dass Fridays for Future Deutschland weiterhin unter ihrer [Thunbergs] Flagge segelt. Die Organisation schadet sich mit ihrer Weigerung einer Namensänderung selbst.“

Greta Thunberg, Gründerin und prominenteste Figur der Bewegung, steht seit mehreren Wochen wegen propalästinensischen Äußerungen in der Kritik. Auf die Taten der Hamas geht sie dabei kaum ein. Am Wochenende trat die 20 Jahre alte Schwedin mit einem Palästinensertuch um den Hals vor 85.000 Menschen bei einer Klimademonstration in Amsterdam auf. Dabei äußerte sie sich abermals zur Situation im Gazastreifen und skandierte unter anderem: „Keine Klimagerechtigkeit auf besetztem Land.“

Der Nahostkonflikt sorgt zunehmend für eine Spaltung innerhalb der Klima­bewegung. Vor vier Wochen löste bereits ein Post auf einem internationalen Ins­tagram-Account von Fridays for Future Kritik aus. In dem Beitrag wurde westlichen Medien „Gehirnwäsche“ vorgeworfen, um Unterstützung für Israel zu schaffen. Bei dem Account handelt es sich nicht um einen offiziellen Dachverband, die Bewegung hat international keine formelle Struktur.

„Stehen klar gegen Antisemitismus“

Der deutsche Ableger hat israelfeind­liche und antisemitische Positionen wiederholt zurückgewiesen. Am Montag schrieb er auf der Plattform X: „Wir stehen als Bewegung klar gegen jeden Antisemitismus.“ Als Konsequenz habe man „Prozesse mit der internationalen Vernetzung ausgesetzt“. Die Aktivisten distanzierten sich dabei auch von Thunberg: „Sie vertritt Fridays for Future Deutschland nicht, wir stehen für uns selbst.“ Zu einer möglichen Umbenennung äußerte sich die Bewegung am Montag nicht.

Luisa Neubauer, die als deutsches Gesicht der Bewegung bekannt geworden ist, hatte eine Namensänderung Anfang November in einem Interview mit dem „Zeit Magazin“ als „zweitrangig“ bezeichnet. Es gehe darum, zu schauen, „mit wem wir noch eine Arbeitsgrund­lage auf Basis gemeinsamer Werte finden und wo die sein könnte“. Da die Klimakrise ein globales Problem sei, brauche es auch eine globale Bewegung. Am Dienstag war Neubauer für ein aktuelles Statement nicht zu erreichen, sie nahm am UNESCO-Jugendgipfel in Paris teil. Um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen, hatte sie am 9. November einen Klimadialog in Magdeburg abgesagt und an einer Veranstaltung an der Hamburger Bornplatzsynagoge teilgenommen.

Demonstrant will Mikrofon an sich reißen

Lob für die bisherige Haltung der deutschen Aktivisten kam von Grünenchefin Ricarda Lang. Sie sei froh, dass Fridays Future „klar Position bezogen hat und klar gesagt hat, sie stehen an der Seite von Jüdinnen und Juden und auch zum Existenzrecht Israels“. Zu Greta Thunberg sagte Lang, diese „missbraucht an dieser Stelle das absolut notwendige und richtige Anliegen des Klimaschutzes für eine einseitige Position zum Israel-Palästina-Konflikt“.

Thunbergs Äußerungen in Amsterdam kamen auch bei einigen Demonstranten nicht gut an. Während Berichten zufolge einige die Veranstaltung verließen, stürmte ein Teilnehmer die Bühne und versuchte, Thunberg das Mikrofon zu entreißen. „Ich bin für eine Klimademons­tration hierhergekommen, nicht um politische Ansichten zu hören“, rief er.

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