Erdogan bezeichnet Gülen als „Dämon in menschlicher Gestalt“

2 Tage vor
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Erdogan bezeichnet seinen Erzfeind Gülen als „Dämon in menschlicher Gestalt“

Stand: 18:07 UhrLesedauer: 2 Minuten

Gülen - Figure 1
Foto DIE WELT
Für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat sein Erzfeind Fetullah Gülen „einen unehrenhaften Tod erlitten“Quelle: Khalil Hamra/AP/dpa

Die türkische Regierung macht die Gülen-Bewegung für den Putschversuch von 2016 verantwortlich. Auch nach dem Tod ihres Anführers will Erdogan daran arbeiten, die Bewegung auszulöschen. Seinem gestorbenen Erzfeind wirft er Verrat vor.

Nach dem Tod seines Erzfeindes Fetullah Gülen hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan noch einmal gegen den Geistlichen ausgeteilt. In einer im Fernsehen übertragenen Rede bezeichnete Erdogan Gülen als „Dämon“, der einen „unehrenhaften Tod“ gestorben sei. Der türkische Staat werde weiter darauf hinarbeiten, dass die Gülen-Bewegung komplett ausgelöscht werde.

„Diese Verräter haben es dank derer, die sie beschützen, geschafft, der türkischen Justiz zu entkommen. Sie sind gegangen, ohne Rechenschaft für das Märtyterblut abzulegen“, sagte Erdogan. „Diejenigen, die die Kinder der Nation unter dem Deckmantel des Dienens und der Nächstenliebe zu willenlosen Sklaven gemacht haben, haben einen unehrenhaften Tod erlitten, so wie andere Dämonen in menschlicher Gestalt im Laufe der Geschichte.“

Gülen - Figure 2
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Gülen sei gestorben, ohne dass er zur Rechenschaft gezogen worden sei. Ihm werde aber göttliche Gerechtigkeit widerfahren, sagte Erdogan. Der türkische Präsident machte den im US-Exil lebenden Gülen für den gescheiterten Putschversuch in der Türkei 2016 verantwortlich. In der Folge gingen die Behörden hart gegen Gülens Bewegung – manchmal auch als Hizmet (türkisch für „Dienst“) bekannt – vor.

Die Regierung ließ Zehntausende Menschen wegen ihrer angeblichen Verbindungen zum Putschversuch verhaften, entließ mehr als 130.000 mutmaßliche Anhänger aus dem öffentlichen Dienst und mehr als 23.000 aus dem Militär. Hunderte Unternehmen, Schulen und Medienhäuser, die mit Gülen in Verbindung stehen sollen, wurden geschlossen.

Zu Beginn galt Gülen als Verbündeter Erdogans

Gülen war am Sonntag gestorben. Er hatte die letzten Jahrzehnte seines Lebens im Exil verbracht und auf einem umzäunten Gelände in den Pocono Mountains in Pennsylvania gelebt. Von dort übte er weiterhin Einfluss auf Millionen von Anhängern in der Türkei und in der ganzen Welt aus. Er vertrat eine Philosophie, die den Sufismus – eine mystische Form des Islam – mit einem entschlossenen Eintreten für Demokratie, Bildung, Wissenschaft und interreligiösen Dialog verknüpfte.

Zu Beginn galt Gülen als Verbündeter Erdogans, wurde dann aber zu dessen Gegner. Er nannte Erdogan einen autoritären Politiker, der Macht anhäufen und abweichende Meinungen unterdrücken wolle. Erdogan bezeichnete Gülen hingegen als Terroristen. Gülen bestritt vehement jede Beteiligung an dem Putschversuch von 2016, seine Anhänger wiesen die Anschuldigungen als lächerlich und politisch motiviert zurück.

AP/gub

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