50 Männer sowie der frühere Partner des Vergewaltigungsopfers Gisèle Pelicot waren im Missbrauchsverfahren in Avignon angeklagt. Über Jahre, so das Gericht in seiner Urteilsbegründung, hätten die Männer die Französin Pelicot missbraucht. Pelicot selbst schätzte zuletzt, dass sie etwa 200 Mal vergewaltigt wurde.
Die Scham muss die Seite wechseln.
Gisèle Pelicot sei nicht nur eine bewundernswert tapfere Frau, sagt Bianca Biwer, die Bundesgeschäftsführerin des Weißen Ring. Ihr sei vielmehr ohne jede Einschränkung zuzustimmen, wenn sie fordere: "Die Scham muss die Seite wechseln". Niemand müsse sich schämen, Opfer einer Straftat geworden zu sein, so Biwer. Und: "Für Taten sind Täter verantwortlich, niemals die Opfer". Dass "diese Erkenntnis endlich auch in Deutschland die letzten Zweifler erreicht, die immer noch meinen, die Kleidung eines Vergewaltigungsopfers oder der Trennungswunsch eines Femizidopfers hätten etwas mit dem Verbrechen zu tun", sei ihr Wunsch, so die Sprecherin der Mainzer Opferschutzorganisation.
Vielleicht trage das "furchtlose Auftreten" Pelicots in der Öffentlichkeit dazu bei, sagt Biwer. Allerdings sollte jedem Opfer eines Verbrechens, das seine Privatsphäre schützen möchte und auf Anonymität bestehe, dies auch zugestanden werden.
Hauptangeklagter legte im Prozess Geständnis ab - 20 Jahre HaftDas Verfahren von Avignon ging am Donnerstag nach knapp vier Monaten zu Ende. Der Hauptangeklagte und Ex-Mann des Opfers, der 72 Jahre alte Dominique Pelicot, hatte im Prozess gestanden, seine damalige Partnerin über fast zehn Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt, missbraucht und Fremden zur Vergewaltigung angeboten zu haben. Er wurde der schweren Vergewaltigung für schuldig befunden und zu einer Gefängnisstrafe von 20 Jahren verurteilt.
50 weitere Männer standen ebenfalls vor Gericht, die meisten wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung. Bis auf drei von ihnen wurden alle wegen schwerer Vergewaltigung schuldig gesprochen. Die übrigen drei wurden wegen versuchter Vergewaltigung beziehungsweise wegen sexueller Gewalt schuldig gesprochen.