Neue Zeugen im Ofarim-Prozess: Jeanette Biedermann soll erst ...

28 Nov 2023
Gil Ofarim

Nach umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft folgte eine Anklage gegen Ofarim selbst. Das Verfahren gegen den Hotelmitarbeiter wurde dagegen eingestellt. Das Video mit den vermeintlichen Vorwürfen habe er nun gelöscht, sagte Ofarim am Dienstag vor Gericht.

Die für den Prozesstag am Dienstag vorgesehenen Zeugenaussagen der Sängerin und Schauspielerin Jeanette Biedermann und des Musikers Gregor Meyle waren vorab auf den 7. Dezember verlegt worden. Gründe dafür hatte der Sprecher des Leipziger Landgerichts nicht genannt. Ursprünglich sollte am Dienstagnachmittag auch der Hoteldirektor des Westin Hotels, der Vorgesetzte des von Ofarim beschuldigten Hotel-Mitarbeiters, als Zeuge aussagen - was mit dem Geständnis des Angeklagten dann hinfällig wurde.

Reaktionen: Zentralrat der Juden kritisiert Ofarim

Der Zentralrat der Juden hat die falsche Antisemitismus-Anschuldigung des Sängers Ofarim gegen einen Hotelmitarbeiter verurteilt: "Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen." Der 41 Jahre alte Ofarim habe "all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt". Es sei richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf "auf der Seite des Betroffenen zu stehen, ihm beizustehen und die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht infrage zu stellen. Umgekehrt darf so ein Vorwurf niemals grundlos erhoben werden. Und das ist hier leider passiert." Auch der Zentralrat hatte sich nach Bekanntwerden des Videos 2021 zunächst solidarisch mit Ofarim gezeigt.

Nun hat er gestanden, dass er gelogen hat. Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt.

Deutliche Worte des Leipziger OB

Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sagte, der Prozess kenne nur Verlierer - "das Hotel, das sich übler Beschimpfungen ausgesetzt sah, die Stadt Leipzig, die sich international zu Unrecht in die antisemitische Ecke gestellt sah". Der Imageschaden für die Stadt und für die Menschen in ganz Ostdeutschland sei immens. Allerdings: Die Lüge dürfe nicht überdecken, dass Antisemitismus ein ernstes Problem sei.

Der Prozess kennt nur Verlierer.

Kritik am Verhalten des Musikers äußerte auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. Fast zwei Jahre lang habe Ofarim einen "falschen Vorwurf aufrecht erhalten und damit zugelassen, dass ein Mann grundlos beschuldigt wurde und darunter leiden musste", sagte Klein. "Zugleich hat er mit seinem Verhalten Judenhass Vorschub geleistet und der Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland schweren Schaden zugefügt", sagte Klein dem Portal t-online.

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