Unwetterwarnung: Heftige Gewitter lösen Hitze im Norden ab

3 Tage vor

Stand: 27.06.2024 20:07 Uhr

Der Deutsche Wetterdienst warnt für Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern derzeit vor Unwettern mit Hagel, Sturm und starkem Regen. Die Zugstrecke zwischen Bremen und Hamburg ist bis auf Weiteres gesperrt.

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Foto NDR.de

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab Unwetterwarnungen für den ganzen Norden heraus. Betroffen sind davon weiterhin Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Dort gilt die Gefahr von teils extrem heftigem Starkregen bis zu 60 Litern Wasser pro Quadratmeter binnen weniger Stunden, Sturmböen bis zu 80 km/h und Hagel mit Korngrößen um zwei Zentimeter. Von Westen kommend zieht die Unwetterfront über Norddeutschland, gegen 17 Uhr erreichte sie etwa Hamburg und verdunkelte den zuvor sonnigen Himmel binnen weniger Minuten.

Bahnverbindung wegen überspülter Gleise lahmgelegt

Zwischen Bremen und Hamburg verkehren wegen des Unwetters derzeit keine Züge. Die Fernzüge werden am Abend ohne Halt über Hannover umgeleitet, wie die Bahn mitteilte. Die Regionalzüge von Metronom fallen aus. Wie lange die Strecke wegen starken Regens bei Tostedt (Landkreis Harburg) gesperrt ist, ist unklar. Die Gleise zwischen Lauenbrück und Buchholz seien unter- und überspült worden, hieß es weiter. Reisende werden gebeten, sich vorab über ihre Zugverbindungen zu informieren.

600 Unwettereinsätze in Hamburg

Durch das Unwetter mit Starkregen wurde in Hamburg die Straße unter der S-Bahnstation Landwehr überflutet.

Das Unwetter hält die Feuerwehr in der Hansestadt in Atem. Die Feuerwehr war knapp 600 Mal im Einsatz. Laut NDR 90,3 gab es in der ganzen Stadt vollgelaufene Keller und überflutete Straßen wie etwa in Bergedorf. Zudem mussten sich die Einsatzkräfte um entwurzelte Bäume und heruntergestürzte Äste kümmern. Unter anderem kippte ein Baum auf die Schienen der U3 zwischen Barmbek und Wandsbek-Gartenstadt. Die Strecke war vorübergehend gesperrt. Auch auf die S-Bahngleise in Hamburg-Bergedorf sei ein Baum gestürzt, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Dort sei auch der Fernverkehr in Richtung Berlin vorübergehend von einer Sperrung betroffen gewesen. Diese sei mittlerweile wieder aufgehoben worden.

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Region Hannover: Straßen überspült, Flugbetrieb kurzzeitig eingestellt

In der Region Hannover wurden aufgrund von Starkregen Straßen überspült und Gullis hochgedrückt. Die Feuerwehr musste in Langenhagen Keller auspumpen. Am Flughafen wurde kurzzeitig der Betrieb eingestellt.

Aufgrund der Unwetterwarnung hatte die Stadt Hannover mehrere Parkanlagen geschlossen. Betroffen seien der Große Garten, der Stadtpark, der Tiergarten, die Waldstation in der Eilenriede und das Freigelände des Berggartens in den Herrenhäuser Gärten, teilte die Stadt am Nachmittag mit.

Regatta-Tag bei Kieler Woche endet wegen Gewitter früher

Von der Wetterlage ist auch die Kieler Woche betroffen. Der Regatta-Tag auf der Kieler Förde wurde nach jeweils zwei Wettfahrten in sieben Bootsklassen beendet, weil ein nahendes Gewitter dieses aus Sicherheitsgründen nötig machte.

Im Kreis Nordfriesland und rund um Hamburg sind die Gewitter in Schleswig-Holstein besonders heftig ausgefallen. Die Leitstelle West, die für die Kreise Dithmarschen, Steinburg und Pinnberg zuständigt ist, schickte bereits mehr als 30 Mal die Feuerwehr los, wie NDR 1 Welle Nord berichtete. Unter anderem waren Bäume auf die Straßen gekippt. In Oldenborstel im Kreis Steinburg schlug ein Blitz in ein Haus ein, ein Mensch wurde verletzt. Ganz im Norden von Schleswig-Holstein registrierte die Leitstelle bislang 13 Feuerwehreinsätze wegen des Unwetters.

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MV: Blitze setzen Getreidefeld und Strohballenpresse in Brand

Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte schlug in Schloen bei Waren ein Blitz in ein Getreidefeld ein. Es brannte daraufhin auf einer Fläche von einem Hektar, wie NDR 1 Radio MV berichtete. Der Landwirt habe aber umsichtig gehandelt und sofort mit einem Traktor eine Furche um das brennende Feld gezogen. Dadurch sei verhindert worden, dass sich das Feuer ausbreiten konnte, sagte ein Kreissprecher. In Demmin brannte eine Strohballenpresse aus. Auch war ein Blitzeinschlag der Grund.

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Foto NDR.de

Die B104 zwischen Schwerin und Rampe musste für zwei Stunden gesperrt werden. Mehrere Bäume kippten um, ein 64-jähriger und ein 67-jähriger Autofahrer konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen und kollidierten mit einem Baum. Beide blieben unverletzt. Es entstand ein Schaden von 25.000 Euro. Auch mehrere Keller sollen vollgelaufen sein. Insgesamt zählte die Feuerwehr im Westen des Landes knapp 50 Einsätze.

Wetterdienst: "Lage mit hohem Unwetterpotenzial"

Der DWD hatte bereits im Vorfeld von einer "Wetterlage mit hohem Unwetterpotenzial" gesprochen. Es bestehe Gefahr für Leib und Leben durch Blitzschlag, außerdem wird von einem Aufenthalt im Freien abgeraten. Laut dem Meteorologie-Anbieter WetterWelt aus Kiel muss mit Überschwemmungen und Aquaplaning auf den Straßen gerechnet werden.

Bis zu 32 Grad: DWD gab Hitzewarnungen heraus

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Die Höchsttemperaturen im Norden lagen heute bei bis zu 32 Grad Celsius. In weiten Teilen Norddeutschlands galten deshalb Hitzewarnungen. In der vergangenen Nacht erlebten die Menschen in den Regionen Hannover, Hamburg und auf den Ostfriesischen Inseln bereits tropische Temperaturen mit Werten über 20 Grad.

Morgen Abkühlung auf 21 bis 27 Grad

In der kommenden Nacht sollen die Gewitter in den meisten Teilen Norddeutschlands dann allmählich abklingen. Allerdings sind vor allem im Nordosten auch dann noch starke Gewitter mit viel Regen, eventuell Hagel und stürmischen Böen möglich.

Morgen soll es dann deutlich abkühlen auf 21 bis 26 Grad, in Mecklenburg-Vorpommern bis 27 Grad. Dabei soll es auch wieder zunehmend aufheitern. Auch für Sonnabend wird dann überwiegend freundliches Wetter im Norden erwartet. Am Sonntag erreichen die Temperaturen dann meist nur noch Werte um 20 Grad, dabei sind auch wieder Schauer und einzelne Gewitter möglich.

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Foto NDR.de
Heute ist Siebenschläfer-Tag

Laut Bauernregel soll das Wetter in den nächsten sieben Wochen so bleiben wie heute - denn heute ist Siebenschläfer-Tag. Müssen wir jetzt durchgängig mit besonders viel Hitze und anschließenden Gewittern rechnen? Ganz von der Hand zu weisen sei die Regel nicht, erklärt der DWD. Gegen Ende Juni stabilisiere sich häufig die Wetterlage, die die Witterung der folgenden Wochen bestimmt. Eine Garantie sei sie aber nicht - die Bauernregel beziehe sich zudem mehr auf den Zeitraum um den Siebenschläfer-Tag als auf das konkrete Datum.

Das sagt auch Wetterexperte Sebastian Wache aus Schleswig-Holstein. "Man darf die Siebenschläfer-Regel nicht an einem Tag festmachen, sondern über einen Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Juli. Und das Wetter, was sich dann einstellt, hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit, also eine 50-Prozent-Chance, dass diese Wetterlage dann ein wenig länger Bestand haben kann. Letztes Jahr passte diese Regel ganz gut, da hatten wir einen recht verregneten Juli und August. Dieses Jahr will ich die Hoffnung nicht schmälern auf einen guten Sommer", so Wache.

Klimawandel verändert Prognosen

Angesichts der Folgen des Klimawandels verändern sich diese Prognosen. "Gewisse Wetterlagen zeigen sich stabiler, das würde einerseits für den Siebenschläfer sprechen. Aber wir sehen mittlerweile immer häufiger und kräftigere Hochdrucklagen auch über Mitteleuropa, die Unwetterlagen fördern können, wenn die heiße Luft aus dem Süden herangetragen wird." Daher passe nicht mehr unbedingt, was vor 100 Jahren entdeckt worden sei.

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Dieses Thema im Programm:

Der NDR | Aktuell | 27.06.2024 | 19:00 Uhr

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