Gamestop schließt alle deutschen Filialen
Die 69 in Deutschland noch bestehenden Filialen des Videospiel-Einzelhändlers Gamestop sollen bis 31. Januar 2025 geschlossen werden. Darüber berichtete das Branchenportal „Gameswirtschaft“ am Freitag zuerst. Die Deutschland-Zentrale des amerikanischen Unternehmens war zunächst für Anfragen nicht zu erreichen. Filialmitarbeiter bestätigten der F.A.Z. die Pläne allerdings telefonisch. Sie waren zunächst intern informiert worden. Nun werden keine Vorbestellungen mehr angenommen und Gutscheine nicht mehr verkauft. „Gameswirtschaft“ beruft sich zudem auf Informationen von Lieferanten des Einzelhändlers, die sich mit den Berichten von Mitarbeitern decken.
Global betreibt der Einzelhändler laut dem jüngsten Jahresbericht 4169 Läden, 2915 davon in den Vereinigten Staaten. In Europa ist Gamestop außerhalb Deutschlands noch in Frankreich vertreten. Aus Irland, der Schweiz und Österreich zog sich die Kette im vergangenen Jahr zurück. Zwar ist Gamestop auch noch in Italien vertreten, aber in dieser Woche wurde bekannt, dass die dortigen Standorte an den konkurrierenden Einzelhändler Cidiverte verkauft wurden, der auch schon das Schweizer Geschäft übernommen hatte. In Deutschland beschäftigte Gamestop zuletzt noch 500 Mitarbeiter, berichtete „Gameswirtschaft“, davon rund 100 in der Zentrale im baden-württembergischen Tannheim.
Ob nun alle Mitarbeiter in Deutschland ihre Stellen verlieren, ist unklar, da nicht bekannt ist, ob Gamestop weiterhin als Onlinehändler auftreten will. Der Verkauf von Videospielen ist in den vergangenen Jahren zunehmend ins Internet gewandert und weg von physisch verpackten Spielen hin zu digitalen Downloads. Hier konkurrieren kleinere Händler wie Gamestop mit Branchenriesen wie Amazon oder Valve sowie den Konsolenherstellern Microsoft, Sony und Nintendo, die auf den digitalen Vertriebsplattformen ihrer Geräte direkten Zugang zu ihrer Kundschaft haben.
Angepasstes Geschäftsmodell, aber keine Zukunft
Gamestop hatte sich in den vergangenen Jahren deswegen zunehmend auf den Verkauf von Hardware, Zubehör und Fan-Artikeln konzentriert. Wer heute einen Gamestop-Laden betritt, dem fallen vornehmlich T-Shirts, Tassen und Figuren ins Auge, weniger die Spiele. In Deutschland setzte Gamestop im Berichtsjahr 2022/23 rund 141 Millionen Euro um, wovon rund 2,8 Millionen Euro Gewinn übrig blieben. Gamestop hatte zuvor mehrere Jahre Verluste eingefahren und musste immer mehr von den einst rund 200 Filialen hierzulande schließen.
Zu Berühmtheit über Spielerkreise hinaus gelangte das Unternehmen Anfang 2021, als Nutzer sozialer Medien – überwiegend der Plattform Reddit – die Gamestop-Aktie in ungekannte Kurshöhen schickten. Der Nutzer Keith „DeepFuckingValue“ Gill hatte erkannt, dass Investoren über die Maßen mithilfe von Leerverkäufen auf den Kursverfall der Aktie gewettet hatten. Er häufte die Aktie stattdessen in seinem Depot an und ermunterte mit seinen Beiträgen andere Nutzer, es ihm gleichzutun. So mussten sich Leerverkäufer die Aktie, die sie sich zuvor geliehen hatten, um sie zu verkaufen, zu immer höheren Preisen wieder einkaufen, um sie an die Verleiher zurückgeben zu können. Kurzzeitig sorgte dieser Vorgang für Spitzenkurse der Aktie.