Reiseveranstalter FTI meldet Insolvenz an: Das gilt für Verbraucher

Hotels auf der Kanareninsel Teneriffa

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Der hochverschuldete Reiseveranstalter FTI hat Insolvenz angemeldet. Wer eine Pauschalreise gebucht hat, ist zumindest abgesichert – andere Reisende sind es nicht

Der drittgrößte deutsche Reiseveranstalter FTI aus München hat Insolvenz angemeldet. Seit Jahren ist die finanzielle Lage angespannt, vor rund einem Monat hatte das Unternehmen eigentlich mit dem US-Investmentunternehmen Certares einen Investor gefunden. Doch der geplante Einstieg zum Ende des Sommers kommt zu spät.

Wie FTI am Montag mitteilte, wurde für die FTI Touristik GmbH Insolvenz angemeldet. Dazu gehören die Marken FTI in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, „5vorFlug“, die BigXtra GmbH sowie die Mietfahrzeugs-Marken „DriveFTI“ und „Cars and Camper“. Weitere Konzerngesellschaften sollen in den kommenden Tagen folgen.

Seit dem Deal mit Certares seien „die Buchungszahlen trotz der positiven Nachrichten deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben“, teilte das Unternehmen mit. Außerdem hätten zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden, was zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf geführt hätte. Dieser konnte nun „bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden“, heißt es weiter. 

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Verbraucher teilweise abgesichert

Für die Verbraucherinnen und Verbraucher, die ihren Sommerurlaub über FTI gebucht haben, dürfte die Reise nun zwar erstmal ausfallen. Wer eine Pauschalreise gebucht hat, ist aber über den Deutschen Reisesicherungsfonds DRSF abgesichert. FTI will zudem eine kostenfreie Support-Hotline einrichten und hat online ein FAQ zur Verfügung gestellt.

Wer nur eine Einzelleistung, also etwa nur ein Hotel oder einen Mietwagen über eine FTI-Marke gebucht hat, fällt jedoch nicht unter den gesetzlichen Absicherungsschutz für Pauschalreisen. FTI schreibt, man prüfe derzeit, ob Kunden die gebuchten Leistungen dennoch in Anspruch nehmen können. Problematisch dürfte jedoch sein, dass FTI offenbar auch Außenstände bei vielen Hoteliers und Reiseunternehmen in den Zielgebieten hat.

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„Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können“, teilt FTI mit. Noch nicht begonnene Reisen würden allerdings voraussichtlich schon ab Dienstag, den 4. Juni 2024, nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können.

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Wer seine Reise über FTI als Vermittler gebucht hat, die Leistung aber von anderen Veranstaltern wie Tui oder DER Touristik kommt, ist nicht betroffen. 

Insolvenz bei FTI war abzusehen

Der Bund hatte zuletzt nach Informationen des „Handelsblatt“ weitere finanzielle Hilfe für FTI abgelehnt, nachdem der Veranstalter seine Schulden aus der Corona-Pandemie noch immer nicht vollständig zurückgezahlt hat. FTI hatte damals rund 600 Mio. Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten, bisher aber wohl nur einen zweistelligen Millionenbetrag zurückgezahlt. Insgesamt soll FTI Schulden in Höhe von 1 Mrd. Euro haben. 

FTI hatte bis zuletzt versucht, die Lage des Konzerns positiv darzustellen und betonte immer wieder, dass sich Medienberichte „auf ‚alte‘ Zahlen berufen“ und die Umsätze steigen würden. Dass es schon vor Monaten ein hohes Ausfallrisiko gab, zeigt aber, dass FTI beim Deutschen Reisesicherungsfonds DRSF schon im Februar die maximale Sicherheitsleistung von neun Prozent hinterlegen musste. Das bestätigte der Veranstalter damals gegenüber Capital. 

Dazu konnte FTI im Herbst 2022 gerade mal 2,4 Prozent an Eigenkapital ausweisen, was einen Hinweis auf das Ausfallrisiko eines Unternehmens gibt – bei FTI war es offenbar schon hoch. Wie der letzte Abschluss nahelegte, schienen es hauptsächlich hohe Kredite zu sein, die das Unternehmen noch vor der Pleite bewahrten. 

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