Vorher/Nachher vom ersten Friseurbesuch: Die Würde des Menschen ist waschbar


Der erste Tag beginnt mit so einigen Nichts. Jule Köpp rattert herunter, als hätte sie es auswendig gelernt:
Die Friseure dürfen den ankommenden Kunden nicht die Jacke abnehmen – die dürfen sie sich nur selbst ausziehen!
Die Kunden dürfen nicht an ihren Platz, ohne ihre Kontaktdaten angegeben zu haben!
Sie dürfen nicht in Begleitung kommen!
Die Friseure dürfen nicht ohne Handschuhe in ungewaschenes Haar fassen!
Und sie dürfen nicht zu nah stehen, wenn ein Kunde etwas trinkt und dafür die Mund-Nase-Bedeckung abnimmt: In diesem Fall müssen die Friseure mindestens anderthalb Meter zurücktreten!
Friseure und Kunden dürfen sich nicht direkt anschauen beim Reden, sie müssen über den Spiegel miteinander sprechen!
An diesem ersten Tag nach mehr als acht Wochen Stillstand darf die aufgeregte, sehr häufig lachende und glücklich wirkende Jule Köpp ihre beiden Salons in Hamburg öffnen, wenn sie sich an all die Regeln hält, die für Friseure in ganz Deutschland gelten. »Ich freu mich so sehr, so unglaublich, wirklich«, sagt Köpp, 37, die schwarze Pumps, schwarze High-Waist-Stoffhose und FFP2-Maske trägt. Es ist 7.30 Uhr, gleich kommt der erste Kunde. »Endlich«, sagt Köpp.