Weltbekannter Hochseilartist - Freddy Nock ist tot
Am Mittwoch habe es einen Polizeieinsatz an seinem Wohnort Uerkheim im Kanton Aargau gegeben, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Die Ermittlungen würden derzeit laufen, aber ein Delikt stehe nicht im Vordergrund.
![Freddy Nock - Figure 1](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/5eb3518.jpg)
Zuvor hatte bereits der «Blick» unter Berufung auf Nocks Ex-Frau über dessen Tod berichtet. Gegenüber der «Weltwoche» spricht Mary-José Knie vom gleichnamigen Zirkus von grosser Trauer um Freddy Nock. Der Hochseilartist stammte aus der Zirkusfamilie Nock und erreichte seit Ende der 1990er-Jahren mit seinen Darbietungen mehr als 20 Weltrekorde.
Der 1964 im Kanton Aargau geborene Nock hatte seine ersten Erfahrungen auf dem Seil bereits im Alter von vier Jahren gemacht. Mit dem Hochseillauf begann er im Alter von elf Jahren. Reisen als Zirkusartist in der ganzen Welt prägten die seine erste Lebenshälfte.
Seinen ersten Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde sicherte er sich im Jahr 1998 mit dem Lauf auf dem Tragseil der St. Moritzer Signalbahn über eine Distanz von 734 Metern.
Ausloten von GrenzenDanach folgten weitere Weltrekorde, unter anderem im Mai 2006 mit dem Lauf auf dem Tragseil der Säntis-Schwebebahn über eine Distanz von mehr als 1222 Metern.
Oder im Sommer 2020: Ein schwindelerregender Hochseilakt in den Waadtländer Alpen auf den Tragseilen der Seilbahn, die den Col du Pillon mit dem Scex Rouge verbindet.
![Freddy Nock - Figure 2](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/5cb771.jpg)
Nocks Herausforderung bestand darin, bei einer Neigung von mehr als 39 Grad eine Distanz von 40 Metern zurückzulegen. Der alte Rekord lag unter 38.06 Grad. Die zweite Höchstleistung bestand darin, mit dem Velo in einer nie zuvor erreichten Höhe über die Kabel zu fahren – 367 Meter in 175.4 Metern Höhe.
Legende: Freddy Nock 2020 bei einem Hochseilakt auf der Seilbahn von Glacier 3000. Unter anderem brach er den Weltrekord für die steilste Steigung auf einem Hochseil. Keystone/LAURENT GILLIERON
Legende: Auf der Seilbahn von Glacier 3000 lief Nock auch blind und holte sich dafür einen weiteren Weltrekord. Keystone/LAURENT GILLIERON
![Freddy Nock - Figure 3](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/23141f.jpg)
Legende: Den dritten Weltrekord 2020 brach Nock mit der Fahrt auf dem Velo über das Seil der Bahn. Keystone/LAURENT GILLIERON
Legende: Zur Einweihung der 3S-Bahn in Zermatt lief Nock 2018 über das Seil. Keystone/DOMINIC STEINMANN
Legende: Nock bei seinem Hochseilakt 2015 im Bernina-Gebirge. Er holte sich den Weltrekord für den höchsten Hochseillauf. Keystone/GIAN EHRENZELLER
![Freddy Nock - Figure 4](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/a96074.jpg)
Zudem balancierte sich der Star-Seiltänzer auch mit verbundenen Augen über eine Distanz von 151 Metern und in einer Höhe von 200 Metern über dem Boden ohne Sicherung über das Seil. Nock selbst bezeichnete dieses Programm damals als «das schwierigste seiner gesamten Karriere».
Shows mit TodesradAuch die Liste seiner «Show Acts» ist lang: Spektakuläre Stunts und Motorradfahrten in der Stahlkugel mit einem Durchmesser von 4.9 Metern waren seine Sache. Das sogenannte Todesrad war ihm ebenfalls nicht fremd: Stunts mit zwei Artisten in und auf einer 360 Grad drehenden Achse mit zwei Rädern.
Nock wollte mit seinem auf dieses Jahr verschobenen Hochseil-Stunt-Weltrekordversuch, in einer Höhe zwischen 5000 und 10'000 Metern über Meer, neue Massstäbe setzen, wie auf seiner Webseite unter dem Titel «Willkommen in der Welt der Extreme» steht. Nock suche in seinen Stunts die «ultimative Herausforderung für Körper und Geist» und lote die Grenze nach oben immer weiter aus.
Nock kämpfte für Freispruch vor ObergerichtGrosses Aufsehen in den Medien fand ein Prozess gegen Nock. Das Aargauer Obergericht sprach Nock im November 2020 vom Vorwurf der versuchten vorsätzlichen Tötung seiner Frau frei. Das Bezirksgericht Zofingen hatte ihn zuvor zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 2.5 Jahren verurteilt.
![Freddy Nock - Figure 5](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/d9f423.jpg)
Bei den Verhandlungen vor dem Bezirksgericht und am Obergericht wurde klar, dass Nock und seine Frau eine schwierige, auch von Gewalt geprägte Beziehung hatten. Nocks Verteidiger sprach von einer «toxischen Beziehung» und von «einer wilden Ehe». Die Polizei hatte mehrmals an seinen Wohnort ausrücken müssen.
Das Obergericht sprach ihm eine Genugtuung von 11'000 Franken und eine Entschädigung von 12'000 Franken für entgangene Einnahmen aus. Dem Artisten waren verschiedene Auftritte als Folge des Verfahrens gestrichen worden.