Mögliche neue Grünen-Chefin: Wer ist Franziska Brantner?

von Dominik Rzepka

Die Grünenspitze um die Vorsitzenden Lang und Nouripour haben ihren Rücktritt angekündigt. Sie ziehen hiermit die Konsequenzen aus zuletzt sieben Wahlniederlagen in Folge.25.09.2024 | 3:13 min

Es ist jetzt ein halbes Jahr her, da postet Franziska Brantner ein Video auf ihrem Instagram-Account, das inzwischen mehr als zwei Millionen Aufrufe hat und 105.000 Mal gelikt wurde. Es zeigt Robert Habeck, den Wirtschaftsminister, der sich ein Wortgefecht liefert mit CSU-Chef Markus Söder.

Söder kritisiert den Atomausstieg und die Grünen. Habeck kontert. Elf von 14 Atomkraftwerken seien unter der Regierungsbeteiligung der CSU abgeschaltet worden, sagt Habeck. Brantner kommentiert: "Habeck legt Söder schlafen."

Dann setzt sie dem CSU-Chef in dem Video ein Clowns-Emoji aufs Gesicht.

Brantner auf Instagram

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Das ist Brantners Rolle. Attacke. Wirkungstreffer erzielen für ihren Chef, Robert Habeck. Brantner ist seit Ende 2021 Staatssekretärin in Habecks Ministerium. Die beiden stehen sich nah. Sie gilt als graue Eminenz im Ministerium.

Es gibt ein Foto von Habeck und Brantner, auf dem sie sich die weißen Kopfhörer eines iPhones teilen. Auf einem anderen tuscheln beide im Bundestag und halten sich schützend die Hände vor den Mund. Die Botschaft: Mehr Vertrauen geht kaum.

Jetzt soll Brantner den Wahlkampf der Grünen managen - und damit auch den ihres Chefs. Es gilt als ausgemacht, dass Habeck Kanzlerkandidat seiner Partei werden will. Sollte Brantner Parteichefin werden, sagt das auch viel aus über Ausrichtung und Strategie der Partei im Wahljahr.

Denn Brantner gehört dem Realo-Flügel an, gilt also als liberal-konservativ, Schwarz-Grün zugewandt. Mit ihr dürften die Grünen auf die Mitte zielen und Wirtschaftsthemen setzen. Es wäre der Versuch, die Grünen für CDU-Anhänger wählbar zu machen.

Unter Habeck und Brantner wären die Grünen keine linke Klientelpartei, die vielleicht zehn Prozent bei einer Bundestagwahl holt. Wirtschaft statt Gendern, das wäre ihre Strategie.

Nach dem Vorstands-Rücktritt müssen die Grünen sich neu sortieren. Im ZDF erklärt Robert Habeck, wie die Partei aus der Krise kommen könnte - und ob er noch vom Kanzleramt träumt.25.09.2024 | 7:22 min

Ob es reicht, den linken Grünen-Politiker Felix Banaszak zum Co-Chef zu machen? Banaszak gilt als möglicher Nachfolger des ebenfalls zurückgetretenen Omid Nouripour.

Brantner ist 45 Jahre alt. Sie sitzt für die Region Heidelberg im Bundestag. Und sie hat ein Kind mit dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Dort, in Baden-Württemberg, regieren die Grünen seit Jahren. Ministerpräsident Winfried Kretschmann führt dort eine grün-schwarze Koalition.

Ausdrücklich lobt sie NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Er sei anders als Merz zu Kompromissen fähig. Sie hätte auch sagen können: zu Schwarz-Grün fähig. Es wirkte schon wie ein Vorgeschmack auf die Kampagne 2025.