Bahnverkehr: Frankreich erhöht nach Brandanschlägen ...

27 Jul 2024

Mit Drohnen, Hubschraubern und der Gendarmerie will Patrice Vergriete künftige Anschläge auf die Bahn verhindern. Hinweise deuten auf einen linksradikalen Hintergrund.

Frankreich - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

Aktualisiert am 27. Juli 2024, 19:19 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, dpa, lk

Nach dem Brandanschlag wurde der Tatort zunächst von Mitarbeitern der SNCF und der französischen Gendarmerie untersucht. © Denis Charlet/​AFP/​Getty Images

Der französische Verkehrsminister Patrice Vergriete hat nach den Brandanschlägen auf die französische Bahn neue Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Die SNCF wende jährlich 35 Millionen Euro auf, um den Zugverkehr zu schützen, sagte Vergriete laut Le Monde vor Journalisten. "Nach dem, was gestern passiert ist", sei aber eine zusätzliche Überwachung eingerichtet worden. 

Das gelte insbesondere für die Hochgeschwindigkeitsstrecke im Südosten, wo eine Sabotage vereitelt worden sei. Für den Schutz der Bahn seien rund 50 Drohnen, Hubschrauber der Gendarmerie und Patrouillen im Einsatz.

Zu den laufenden Ermittlungen äußerte sich Vergriete nicht. Fünfzig Ermittler arbeiteten jedoch daran, "die Schuldigen dieser kriminellen Sabotageaktion" zu finden. Zuständig sei aber nicht er, sondern das Innen- und Justizministerium. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits.

Bekennerschreiben mit linksradikalem Hintergrund aufgetaucht

Einem Bericht der Zeitung Le Parisien zufolge könnten die Brandanschläge einen linksradikalen Hintergrund haben. Ein Bekennerschreiben mit Bezügen zur extremen Linken sei an mehrere französische und internationale Medien geschickt worden. Die mutmaßlichen Täter würden sich darin zu den Brandanschlägen bekennen und als Motiv andeuten, die Olympischen Spiele stören zu wollen. 

"Sie nennen es ein Fest? Wir sehen darin eine Feier des Nationalismus, eine gigantische Inszenierung der Unterwerfung der Bevölkerung durch die Staaten", heißt es laut der Zeitung in dem Schreiben. Ermittler würden nun untersuchen, ob es sich um ein echtes Bekennerschreiben handelt. Die Spur werde aber als ernst eingestuft, weil die Mail über einen sicheren Domainnamen verschickt worden sei, der regelmäßig bei Ermittlungen gegen gewaltbereite linke Protestbewegungen gesichtet wurde.

Bereits vor der Veröffentlichung des Schreibens hatte sich Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin im französischen Fernsehen zuversichtlich gezeigt, die Verantwortlichen bald zu finden: "Wir haben eine gewisse Zahl an Elementen entdeckt, die es uns erlauben zu denken, dass wir bald wissen werden, wer verantwortlich ist", sagte er dem Fernsehsender France 2. Die Zerstörungen an der Bahn-Infrastruktur hätten "eindeutig nicht die Olympischen Spiele sabotiert, aber Teile der Urlaube der französischen Bevölkerung."

Züge sollen ab Montag wie gewohnt fahren

Nach Angaben der Bahn waren am Freitag an drei Orten auf den wichtigsten TGV-Strecken Glasfaserkabel durch Brandstiftung zerstört worden. Betroffen waren die Strecken nach Lille im Norden, nach Straßburg im Osten und nach Bordeaux im Westen. Ein weiterer Sabotageakt auf der Südstrecke nach Marseille wurde verhindert. 

Inzwischen hat sich der Bahnverkehr in Teilen normalisiert, in Nord-, West- und Ostfrankreich fiel jedoch auch am Samstag noch fast ein Drittel der Züge aus. Nach Angaben aus dem Verkehrsministerium waren 160.000 der 800.000 Menschen, die an diesem Wochenende mit der Bahn fahren wollten, von Zugausfällen betroffen. SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou kündigte an, dass am Montag wieder alle Züge wie gewohnt fahren würden.

Die Olympischen Sommerspiele in Paris waren am Freitagabend offiziell eröffnet worden. Zum ersten Mal fand die vierstündige Show nicht in einem Stadion statt, sondern im Zentrum von Paris auf und entlang der Seine. Mehr als 320.000 Menschen versammelten sich dort an den Flussufern und auf den Brücken, mehr als eine Milliarde Menschen verfolgen die Eröffnungszeremonie weltweit auf den Bildschirmen. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron war anwesend.

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