Schulhof in Frankfurt offiziell auf Straße verlegt – Anwohner: „Kalkül“

StartseiteFrankfurt

Stand: 22.08.2024, 09:30 Uhr

Von: Julia Lorenz

Kommentare

Die Ruhe vor dem Sturm: Noch haben auch die Schüler des Gymnasiums Süd Sommerferien, doch schon von Montag an werden sie in den Pausen den Schulhof wieder belagern. Platz haben sie dort dann keinen mehr, weshalb die angrenzende Launitzstraße gesperrt und für spielende Kinder freigegeben wird. FOTO: Rolf Oeser

Die Ruhe vor dem Sturm: Noch haben auch die Schüler des Gymnasiums Süd Sommerferien, doch schon von Montag an werden sie in den Pausen den Schulhof wieder belagern. Platz haben sie dort dann keinen mehr, weshalb die angrenzende Launitzstraße gesperrt und für spielende Kinder freigegeben wird. © Rolf Oeser

Der Pausenhof des Gymnasiums Süd in Frankfurt-Sachsenhausen wird auf der Launitzstraße erweitert. Die Anwohner sind verärgert.

Frankfurt – Die Anwohnerinnen und Anwohner der Launitzstraße in Sachsenhausen staunten Ende der vergangenen Woche nicht schlecht, als sie ein Schreiben der Stadt Frankfurt aus ihren Briefkästen fischten. Dieses informierte sie darüber, dass ein Teil ihrer Straße künftig als Schulhof fungiert und deshalb für den Autoverkehr gesperrt wird. Der Grund: Das Areal des benachbarten Gymnasiums Süd ist zu klein geworden und muss erweitert werden.

Zur Erklärung heißt es in dem Anwohnerbrief dazu, dass auf dem Grundstück der weiterführenden Schule zahlreiche Container aufgestellt werden mussten, um der wachsenden Schülerzahl zu begegnen. Nach Angaben des Bildungsdezernats handelt es sich dabei um zwei dreigeschossige Anlagen, in denen eine Mensa, Klassenräume, ein IT-Fachraum sowie die Bibliothek untergebracht sind. Das Aufstellen der Container hat zur Folge, dass die Schülerinnen und Schüler auf dem Pausenhof keinen Platz mehr zum Spielen, Bewegen und Toben haben. Deshalb soll der Schulhof in einer Länge von gut 30 Metern auf die Launitzstraße vergrößert werden. Dafür wird ein Zaun mitten auf der Straße errichtet. Zehn, maximal elf Parkplätze fallen weg. Die Einfahrten und Eingänge zu den Häusern sollen aber weiterhin nutzbar sein, verspricht die Stadt.

Lausitzstraße in Frankfurt-Sachsenhausen wird in Teilen zu Schulhof

Seit Montagfrüh ist die Launitzstraße vor den Hausnummern 19 bis 23 nun mit rot-weißen Baken abgesperrt. Schilder weisen darauf hin, dass Autos dort nicht mehr parken dürfen und dass die Straße nun eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit ist. Das Einbahnstraßenschild wurde durchgestrichen. Viele Anwohnerinnen und Anwohner sind verärgert. Dem Bildungsdezernat liegen bereits vier Beschwerden vor.

Ärger in Frankfurt-Sachsenhausen: „Menschen werden vor vollendete Tatsachen gestellt“

Auch Mark Fiedler ist nicht begeistert. Er wohnt in der Launitzstraße 34, direkt neben dem Gymnasium Süd. „Was den Schülern und Anwohnern hier zugemutet wird, macht mich fassungslos“, sagt Fiedler. Nach Erhalt des Anwohnerschreibens hat er sich deshalb direkt an Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) gewandt mit der Bitte um einen Vororttermin. Die Antwort aus dem Römer aber war ernüchternd: Das Anliegen sei an die Zuständigen weitergeleitet worden, erzählt Fiedler. Er ärgert sich besonders über die Kurzfristigkeit der Maßnahme. „Das ist doch Kalkül“, sagt der Sachsenhäuser. „Die Menschen werden vor vollendete Tatsachen gestellt, inmitten der Urlaubszeit.“ Fiedler fragt sich außerdem, ob man eine Straße einfach in einen Schulhof umwandeln kann und ob angesichts der Sperrung noch der Brandschutz für die angrenzenden Häuser gewährleistet ist. Eine Sprecherin von Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) weist daraufhin, dass die Straßensperrung sowie alle Auflagen und brandschutzrechtlichen Bestimmungen durch das Straßenverkehrsamt geprüft und vom Amt für Straßenbau und Erschließung genehmigt worden seien. Das Straßenbauamt bestätigt dies. Es sei „durchaus üblich, dass für eine Baustelleneinrichtung öffentlicher Straßenraum“ genutzt werde. „Es kommt beispielsweise ja auch vor, dass Fuß- und Radwege wegen notwendiger Gerüste oder Kräne verlegt beziehungsweise gesperrt werden“, erläutert Amtsleiterin Michaela Kraft. Auch der Brandschutz sei gewährleistet, versichert wiederum die Sprecherin des Bildungsdezernats. Der Zaun, der jetzt errichtet wird, werde mit Durchfahrtstoren für Feuerwehr und Rettungskräfte versehen. „Im Falle eines Brandes beispielsweise in den Häusern mit der Nummer 19 und 21, kann ein Anleitern über den Interimsschulhof erfolgen“, erklärt die Sprecherin des Bildungsdezernats. Das Brandschutzkonzept sei bei einem Ortstermin mit der Branddirektion abgestimmt worden. „Das Vorhaben wurde von uns ausführlich geprüft“, so die Sprecherin.

Generell handele es sich bei der Maßnahme aber auch nur um eine temporäre und nicht um eine dauerhafte. Die Sperrung der Launitzstraße soll voraussichtlich ein Jahr dauern. Zur Erinnerung: Das Gymnasium Süd, das 2022 gegründet wurde und seither jedes Schuljahr um einen Jahrgang wächst, bekommt von kommendem Sommer an eine Dependance im Tiroler Park. Mit der Interimslösung will sich die Stadt Zeit verschaffen, um den endgültigen Standort, das ehemalige Behördenzentrum in der Seehofstraße, herzurichten. Dorthin soll die Schule 2027, spätestens 2028 ziehen. (Julia Lorenz)

Auch interessant
Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten