Personalnotstand in Frankfurt: Kitas befürchten Aufnahmestopp für ...

Aufgrund des Personalmangels könnte es in Frankfurter Kindertagesstätten und schulischen Betreuungseinrichtungen zu einer Reihe von teils drastischen Maßnahmen kommen. Diese reichen von verkürzten Betreuungszeiten über die Zusammenlegung von Gruppen bis zu einem Aufnahmestopp für Kinder. So sieht es ein Leitfaden vor, den die Betriebsräte der großen freien Kita-Träger in der Mainme­tropole ausgearbeitet haben. Ein solcher Plan sei angesichts der bestehenden und weiter drohenden personellen Engpässe nötig, sagt Bianca Kistner, die Betriebsratsvorsitzende der BVZ GmbH, die 150 Kitas mit 6200 Betreuungsplätzen betreibt und mehr als 2200 Mitarbeiter beschäftigt.

Außerdem gehören dem Bündnis die Betriebsräte von ASB/Lehrerkooperative, Arbeiterwohlfahrt (AWO), Internationales Familienzentrum (IFZ), Mainkrokodile und Sozialpädagogischer Verein zur familienergänzenden Erziehung an, die ebenfalls Tausende Beschäftigte in Frankfurt, Offenbach und Langen vertreten. Der Personalnotstand sei zu einem Dauerzustand in den Kitas und Schulbetreuungen geworden, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme. Die Engpässe bestimmten den Alltag von Kindern, Eltern und Pädagogen und erschwerten es, den Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsaufgaben nachzukommen.

„Wir stellen mit Bestürzung und Sorge die zunehmende Überlastung der Beschäftigten in den Kindertagesstätten und schulischen Betreuungen in unseren Betrieben fest“, sagt Kistner. In vielen Einrichtungen fehlten Mitarbeiter, das verbliebene Personal habe zu viele Aufgaben, oft müsse improvisiert werden. „Die Situation belastet Kinder, Familien und Beschäftigte.“ Deshalb sei für die Stadt Frankfurt und andere Kommunen ein verbindlicher trägerübergreifender Maßnahmenplan nötig. In ihm erhielten Beschäftigte, Einrichtungsleitungen und Träger ein transparentes Instrumentarium, das bei Engpässen anzuwenden sei.

Gegen mehr Quereinsteiger in Kitas

Einen Entwurf für einen solchen Plan haben die Betriebsräte jetzt vorgelegt. Der Leitfaden sieht nach Ausmaß des Personalmangels abgestufte Einschränkungen vor. Zu den vergleichsweise milden gehört es, Ausflüge, Projekte und andere Angebote, die Personal binden, zu streichen. Wenn das nicht ausreicht, sollen Gruppen zusammengelegt oder geschlossen werden. Die Eltern sollen ihren Beitrag leisten, indem sie Kindern früher abholen oder zu Hause lassen, und die Öffnungszeiten sollen auf ein Minimum von sechs Stunden täglich reduziert werden können. Bei absehbar längerem Personalnotstand sei es auch möglich, die Betreuung auszusetzen.

Der Plan ist außer nach der Schwere des Personalmangels auch nach Maßnahmen auf Ebene der einzelnen Einrichtung, des Kita-Trägers und der Stadt gegliedert. Zum Beispiel soll der Kita-Träger einen Aufnahmestopp verfügen können, bis der Personalnotstand in der Einrichtung gelöst wurde. Auf Ebene der Kommune soll ein Stellenpool von pädagogischen Fachkräften eingerichtet werden, die sich trägerübergreifend für Vertretungen zur Verfügung halten.

Ohne eine solche stadtweite Strategie drohe eine weitere Verschär­fung der Überlastung und in der Folge eine noch stärkere Abwanderung von Fachkräften, sagt Simon Benecken, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender des Sozialpädagogischen Vereins. Die Betriebsräte würden jetzt an ihre jeweiligen Geschäftsleitungen herantreten, um Betriebsvereinbarungen auf Basis des Maßnahmenplans einzufordern.

Von der neuen hessischen Landesregierung erwarteten die Betriebsräte „eine Abkehr von der bisherigen Strategie, den Fachkraftbegriff aufzuweichen und Standards abzusenken“. Das bezieht sich auf die von CDU und Grünen im Juli beschlossene Gesetzesänderung, wonach hessische Kitas zum Ausgleich des Personalmangels mehr Quereinsteiger ohne pädagogische Ausbildung beschäftigen dürfen.

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