FES sauer: Lachgas-Trend wird in Frankfurt zum Müllproblem
Stand: 23.10.2023, 20:55 Uhr
Von: Steven Micksch
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In Großbritannien ist Lachgas mittlerweile verboten. Der Müll sollte damit bald der Vergangenheit angehören. © dpaDie Lachgas-Kartuschen liegen in Frankfurt auf Plätzen und in Grünanlagen. Doch die Entsorgung der Behälter ist teuer und aufwendig. Die FES hofft auf eine Regulierung.
Frankfurt – Sie sind seit einiger Zeit nach den Wochenenden öfter im Stadtbild zu sehen. Meist in den Grünanlagen oder auch an den beliebten Partyorten in Frankfurt. Die Rede ist von Lachgaskartuschen in unterschiedlichen Größen. Hinzu kommen Ballons, aus denen junge Leute das Gas inhalieren, um einen kurzen Rausch zu erleben. Die sind kein Problem, doch die Kartuschen bereiten dem Frankfurter Entsorgungsbetrieb FES Sorgen.
Seit etwa eineinhalb Jahren nehme das Problem in den Frankfurter Partyzonen Alt-Sachsenhausen, Bahnhofsviertel, Allerheiligenviertel, aber auch auf der Zeil und in den Grünanlagen zu, sagt Sprecher Stefan Röttele. „Es ist ein großes Ärgernis.“ Denn die Kartuschen dürften wegen Explosions- und Brandgefahr nicht im Restmüll entsorgt werden. Stattdessen müssen sie in eine spezielle Anlage nach Norddeutschland gebracht werden. Dort werden sie aufwendig zerlegt. Tausende Kartuschen seien bisher aufgesammelt worden. Das habe Kosten im fünfstelligen Bereich verursacht.
Lachgas-Challenges in Social Media: FES nimmt Politik in die PflichtRöttele kann nicht verstehen, warum man dies den Herstellern durchgehen lässt. Bei der FES hoffe man, dass die Politik aktiv werde und eine Rücknahmepflicht ähnlich wie bei Gaskartuschen auf den Weg bringe. Das FES-Personal sei inzwischen geschult, beim Einsammeln der Mülleimer im Stadtgebiet auf Kartuschen zu achten und sie separat zu behandeln. „Die 3-Liter-Kartuschen sind mittlerweile Standard“, sagt Röttele. Hinzu kommen Behälter mit einem Volumen von einem Liter.
Challenges in den sozialen Medien heizen den Trend an. Das Zubehör gibt es online zu kaufen, auch Kioske bieten es an. Ein Verbot wie kürzlich in Großbritannien zu erlassen, hält die Stadt aber nicht für sinnvoll.
Denn Lachgas sei legal, es werde wie Klebstoff zweckentfremdet, erläutert Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne). Das farblose Gas wird etwa in der Lebensmittelindustrie bei Sprühsahne verwendet, auch in der Medizin kommt es zum Einsatz. Verbote würden zudem meist nicht helfen, wie bei Cannabis zu beobachten sei, erklärte Voitl. Die Dezernentin appelliert an Kioskbetreiber und setzt auf Aufklärung.
Lachgas-Konsum in Frankfurt so hoch wie nie zuvorNach Ergebnissen der jährlichen Drogentrendstudie ist der Konsum von Lachgas in Frankfurt so hoch wie nie. 2022 hätten 17 Prozent der 15- bis 18-Jährigen angegeben, schon einmal Lachgas probiert zu haben, teilt das Drogenreferat mit. Im Jahr zuvor waren es 13 Prozent. Sechs Prozent der Befragten berichteten 2022 von Konsum innerhalb der vergangenen 30 Tage, 2021 waren es fünf Prozent.
Der Präventionsbeauftragte der Frankfurter Polizei, Lars Küthe, sagt, früher sei Lachgas als Trend in Wellen aufgetaucht und wieder verschwunden. Hohe Verfügbarkeit und das Anheizen durch soziale Medien stellten nun ein Problem dar. Dies werde in Schulen angesprochen, doch junge Leute sagten dann, Lachgas könne ja nicht so gefährlich sein, wenn es erlaubt sei.
Begleiterscheinungen von Lachgas bei den meisten Konsumenten unbekanntKicheranfälle, Halluzinationen, verstärkte Sinneseindrücke und gar Entspannung sowie Wärme- oder Glücksgefühle klingen als Wirkung gar nicht schlecht. Über Schwindel, Lähmungen, Ohnmacht und Übelkeit reden nur die wenigsten, obwohl auch diese Begleiterscheinungen auftreten können.
Wer besonders häufig konsumiere, brauche am Ende immer mehr, um eine Wirkung zu spüren, warnt das Drogenreferat. Exzessiver Konsum könne das zentrale Nervensystem schädigen. Körperliche Abhängigkeit wird Lachgas bisher aber nicht nachgesagt. (Steven Micksch)