Formel-1-Lehren aus Sao Paulo: Verneigung vor Verstappen: "Gebt ...
04.11.2024, 06:09 Uhr
Verstappen darf sich feiern lassen.
(Foto: REUTERS)
Vom aussichtslosen Wüterich zum demoralisierenden Dominator: Max Verstappen erlebt beim Formel-1-Rennen in Brasilien eine Auferstehung. Dem amtierenden Weltmeister ist der vierte Titel in Folge kaum noch zu nehmen, der Red-Bull-Pilot ist in seiner eigenen Welt unterwegs. Auch, weil Rivale Lando Norris entscheidend patzt und Pech hat.
Max Verstappen zeigt, wer der Meister istHochverdient jubelte der Niederländer zum ersten Mal seit 19 Wochen wieder auf der obersten Stufe des Grand-Prix-Treppchens. Seine Auferstehung als Regengott kam in Sao Paulo genau zum richtigen Zeitpunkt. Drei Rennen und einen Sprint vor dem Saisonende führt er nun 62 Punkte vor Rivale Lando Norris und hat den nächsten Titel schon fast sicher. Die spanische "AS" forderte bereits: "Gebt ihm jetzt den Pokal. Das war pures Talent, pure Magie unter extremen Bedingungen. Ein Comeback, das mehr wert ist als viele Titel des besten Fahrers in der Startaufstellung. Eine echte Hommage von Piquets Schwiegersohn an Senna."
Beim kommenden Rennen in Las Vegas in zwei Wochen könnte er schon Weltmeister werden - zum vierten Mal in Folge. Dafür muss er dann nur vor Norris ins Ziel kommen. Genügend Selbstvertrauen dürfte Verstappen haben. "Meine Emotionen waren heute eine Achterbahnfahrt", sagte er. Wegen einer Strafversetzung und eines unglücklichen Qualifyings war der 27-Jährige nur als 17. gestartet, zeigte dann aber eindrucksvoll, wer der Schnellste ist. Papa Jos platzte vor Stolz bei Sky: "Die ganze Welt hat gesehen, wer der Allerbeste ist!" Und auch Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko war aus dem Häuschen: "Er war in einer eigenen Welt", sagte er: "So eine Demonstration hat alles gesprengt und ist die richtige Antwort auf alles, was in den letzten Wochen war."
Der Rivale geht K.o.Alles schien angerichtet für den McLaren-Star: Sprintsieg, Pole-Position, ein strauchelnder Rivale. Doch am Ende ging Norris selbst K.o. Mit einem schlechten Start brachte er sich um die Führung und rutschte in entscheidenden Momenten nach eigenen Fahrfehlern von der Strecke. Zu allem Überfluss kam bei der Rennunterbrechung auch noch Pech hinzu. Der Brite erlebte ein Desaster und verliert damit in der heißen Schlussphase der Saison das seit Anfang Juli aufgebaute Momentum. Trotzdem versuchte der 24-Jährige, die Was-wäre-wenn-Gedanken gleich beiseitezuschieben: "Es ist dämlich, sich darüber Gedanken zu machen. Wir werden weiter pushen." Viel Zeit hat er dafür im wohl aussichtslosen Kampf um die WM nicht mehr.
Alpine erlebt AuferstehungNeben Verstappen erlebte auch der französische Rennstall Alpine eine Auferstehung. Wer sein Geld auf Pierre Gasly und Esteban Ocon als Podiumskandidaten gesetzt hätte, wäre wohl reich geworden. Eigentlich als graue Mäuse nach Brasilien gereist, entpuppten sich die Boliden und die beiden Franzosen unter den kniffligen Bedingungen als echte Waffen. "Wir hatten solch eine schwierige Saison und hatten echt Probleme, Punkte einzufahren", gestand Gasly. Platz zwei und drei seien nun "einfach fantastisch". Seit Jahren läuft Alpine seinen Ansprüchen ja bereits hinterher. Im Mitte der Saison neu präsentierten und modernen Motorhome wurde deshalb nun ausgelassen gefeiert. Ein weiteres Top-Ergebnis wie in Sao Paulo ist 2024 aber wohl nicht mehr zu erwarten.
Ernüchterung bei den jungen WildenMit großen Erwartungen wurden Franco Colapinto im Williams, Haas-Pilot Oliver Bearman und Racing Bull Liam Lawson am Sonntag beobachtet. Am Ende wich der Vorfreude der Fans wohl Ernüchterung. Tausende argentinische Colapinto-Anhänger wollten ihren Franco glänzen sehen, doch der erwischte einen Tag zum Vergessen. Im Qualifying flog er ab und machte seiner Mechanikercrew viel Arbeit. Im Rennen schredderte der 21-Jährige seinen Williams an einer Mauer - wohlgemerkt hinter dem Safety-Car. Bearman hatte seinen erfahrenen Teamkollegen Nico Hülkenberg am Samstag in der Tasche, war am Sonntag aber immer wieder auf Kuschelkurs mit der Streckenbegrenzung und verpasste Zählbares. Lediglich Lawson brachte seinen Boliden in die Punkte, verlor aber das Stallduell gegen Yuki Tsunoda. Alle drei könnten es in der Formel 1 zu etwas bringen. Noch fehlt ihnen dafür bei solch schwierigen Bedingungen wie in Interlagos aber die Erfahrung.
Quelle: ntv.de, ara/sid
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