Nico Hülkenberg in Zandvoort auf Abwegen: Wind zerbläst Formel-1 ...

Nico Hülkenberg verliert beim Formel-1-Wochenende in Zandvoort den Kampf gegen die Windböen. Zweites Training verpasst, Daten über Updates fehlen. Vielversprechende Pace stimmt Haas optimistisch.

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Annalena Götz23.08.2024, 22:25 Uhr

Annalena Götz

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Nico Hülkenberg erlebte einen turbulenten Formel-1-Freitag in Zandvoort, Foto: LAT Images

Ein durchwachsener Trainingstag in Zandvoort geht für Nico Hülkenberg unglücklich zu Ende. Gleich vier Mal fand sich der Deutsche am Freitag abseits der Strecke wieder. Im 1. Freien Training schien das Glück noch auf seiner Seite zu sein. Drei Mal geriet er ins Straucheln und erkundete dabei jedes Mal eine neue Kurve: Erst war es Kurve 10, dann Kurve 8, dann Kurve 1. Jedoch konnte er sich immer selbst wieder befreien und unbeschadet weiterfahren. Anders im 2. Freien Training. Bereits nach 17 Minuten war dort Schluss mit Hülkenbergs Trainingsfahrt, als er mit seinem Haas in einen Reifenstapel krachte und eine rote Flagge auslöste.

Haas überzeugt in Zandvoort, aber Hülkenberg hadert mit dem Wind

FP1 war wettertechnisch eine gemischte Angelegenheit. Regen, Wind und Sonnenschein - die Strecke an der niederländischen Nordseeküste bot den Fahrern unterschiedlichste Bedingungen und forderte schnelle Anpassungsfähigkeit. Für Hülkenbergs Fehltritte waren aber wohl vor allem die starken Windböen in Zandvoort verantwortlich, die einigen Fahrern schon am Vortag Sorge bereiteten. "Es betraf jene Kurven, in denen die Autos am stärksten dem Wind ausgesetzt waren", reflektierte Hülkenberg nach den Sessions seine Ausrutscher. "Heute Morgen waren es seltsame Situationen, bei denen ich das Gefühl hatte, die Vorderachse komplett zu verlieren. Das Auto hörte einfach auf zu lenken und fuhr geradeaus weiter", berichtete er weiter.

Die Ausflüge ins Kiesbett am Vormittag richteten allerdings keine Schäden an, die dem Haas-Piloten teuer zu stehen kamen. Als der Himmel während der ersten Trainingssitzung aufklarte, konnten beide Haas-Piloten auf den roten Reifen noch ordentliche Runden drehen. Hülkenberg setzte seine schnellste Runde von 1:13:563 zum Ende der Session und sicherte sich Platz 8. Kevin Magnussen lag in der Zeitentabelle mit einer 1:13:597 direkt eine Position hinter seinem Teamkollegen. Der Haas VF-24 scheint demnach weiterhin in guter Form zu sein und zeigte sich auch in Zandvoort konkurrenzfähig.

Haas zeigte in Zandvoort eine solide Leistung, doch der Starkwind wurde Nico Hülkenberg zum Verhängnis, Foto: LAT Images

Umso ärgerlicher für Hülkenberg, dass er die Trainingszeit in FP2 bei trockener Strecke und weniger starkem Wind nicht ausnutzen konnte. Nach der verregneten ersten Session war die Trainingszeit unter repräsentativen Bedingungen für die Fahrer nämlich besonders wertvoll. "Es ist natürlich alles andere als ideal, die Sitzung so früh aufgeben zu müssen", ärgerte sich der 37-Jährige.

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Hülkenberg erklärt FP2-Crash: Größte Strafe für Haas

Dabei war Hülkenberg direkt nach Ende des Trainings selbst ratlos, wie es zu seinem Ausrutscher in die Streckenbegrenzung kam, der FP2 für rund fünf Minuten zum Stillstand brachte. "Ich habe nicht später gebremst, vielleicht etwas härter als in den Runden zuvor. Allerdings hatte ich in dieser Runde definitiv mehr Rückenwind. Plötzlich blockierte die Hinterachse sehr aggressiv und ich wurde quasi von der Strecke geblasen", schilderte der Emmericher seine Sicht auf die Situation in der ersten Kurve, die ihn völlig unvorhergesehen traf. "Es war definitiv eine Windböe, die mich erwischt hat", war er sich später sicher.

Glück im Unglück: Die Schäden am Haas-Fahrzeug sind nicht gravierend. "Der Aufprall war sehr, sehr leicht. Vielleicht ist die Felge gebrochen, aber abgesehen davon gibt es keinen Schaden", so Hülkenberg. Etwas anderes bedauert der einzig verbliebene Deutsche in der Formel 1 weitaus mehr: "Es ist einfach der Verlust von Zeit, nicht fahren zu können und nichts über das Fahrzeugpaket und den Frontflügel lernen zu können. Das ist natürlich die größte Strafe, die wir zahlen."

Wenig Zeit, viel Frust: Kaum Daten zum neuen Update-Paket

Zum Großen Preis der Niederlande ist Haas nämlich mit einem ansehnlichen Update-Paket angereist. Im vorderen Bereich des Fahrzeugs wurde Hand angelegt: Neuer Frontflügel, neue Nase sowie Anpassungen an der Vorderradaufhängung sollen den Luftstrom optimieren. Allerdings fährt nur Hülkenberg mit den neuen Teilen. Magnussen erklärte, dass er in Zandvoort auf das Update verzichtet: "Ich habe schon vor dem Wochenende entschieden, dass es hier nicht wirklich passt."

Mit diesen Updates kommen die Formel-1-Teams aus der Sommerpause:

Dass Hülkenberg durch sein vorzeitiges Ende nur wenig Daten mit dem Update-Paket sammeln konnte, ist doppelt frustrierend. Insbesondere in Anbetracht des engen Mittelfelds, in dem Haas sich durchsetzen will. "Das Mittelfeld, in dem wir uns befinden, sah dicht beieinander und kompakt aus, sodass wir definitiv mitmischen. Aber ich habe es mir mit weniger Vorbereitungszeit schwerer gemacht", bedauerte Hülkenberg.

Was macht Haas in Zandvoort Hoffnung?

Die Top-10-Ergebnisse der beiden Fahrer in beiden Trainings bestätigen die gute Performance von Haas, die schon in den Rennen vor der Sommerpause immer wieder aufblitzte. Gleichwohl gab Magnussen mit Blick darauf, ob der Freitag in Zandvoort schon das realistische Bild gezeigt habe, zu bedenken: "Das weiß man nie so genau. Es ist so eng, dass es sich komplett ändert, wenn jemand mit 10 Kilo mehr oder weniger Benzin im Tank fährt."

Alles in allem blickt die Haas-Mannschaft aber zufrieden auf den Auftakt in den zweiten Teil der Formel-1-Saison 2024. "Das Auto ist im Vergleich zum letzten Jahr in einigen Bereichen ganz anders und ich spüre definitiv eine Verbesserung", äußerte Magnussen zufrieden. Gleichermaßen zog der Teamchef Ayao Komatsu nach dem gemischten Tag eine positive Bilanz: "Ich denke, wir haben die Sessions gut gemeistert. Wenn man sich sowohl die Quali-Simulation als auch den Long-Run von Kevin anschaut, dann war das ziemlich anständig. Wir müssen heute Abend noch eine Feinabstimmung vornehmen, um uns weiter zu verbessern, aber von Kevins Seite haben wir gute Daten bekommen. Es war ein guter Freitag." Mit diesen Erkenntnissen im Gepäck rechnet sich Haas gute Chancen für dieses Wochenende aus.

Für Schlagzeilen sorgte Haas am heutigen Tag aber weniger aus sportlichen Gründen, als vielmehr aufgrund teampolitischer Angelegenheiten. Ex-Mazepin-Sponsor Uralkali tauchte in Zandvoort mit Polizei und Gerichtsvollzieher auf. Die Haas-Boliden sowie das gesamte Team-Equipment sollten beschlagnahmt werden, da Haas einer Geldforderung in Millionenhöhe nicht nachkam. Die Hintergründe zum Konflikt erklären wir euch in diesem Artikel:

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