„Wie kannst du es wagen“: Mercedes-Teamchef tobt nach ...
Die erste Trainingsfahrt zum Großen Preis von Las Vegas ist am Donnerstagabend (Ortszeit) nach nur acht Minuten zunächst gestoppt und dann gestrichen worden. Wie der Internationale Automobil-Verband (FIA) mitteilte, beendete ein „Problem mit einem Kanaldeckel“ auf dem weltberühmten Strip des Las Vegas Boulevard die ersten Runden der Formel-1-Boliden vor dem vorletzten Rennen des Jahres an diesem Sonntag (7.00 Uhr MEZ im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 und bei Sky). Das für 24.00 Uhr Ortszeit (9.00 Uhr MEZ) angesetzte zweite freie Training wurde auf 2.00 Uhr verschoben (11.00 Uhr MEZ) und um eine halbe Stunde verlängert, auf insgesamt 90 Minuten.
Wie die FIA bekannt gab, brach der Betonrahmen des betroffenen Schachtdeckels. „Wir müssen nun sämtliche Schachtdeckel überprüfen, das wird einige Zeit dauern“, hieß es. Zusammen mit den Streckenarchitekten und Ingenieuren wolle man beraten, hieß es weiter, wie lange es dauern werde, das Problem zu lösen. Der Zeitplan für den weiteren Verlauf des Rennwochenendes müsse unter Umständen angepasst werden.
Schäden „ziemlich umfangreich“Ferrari-Pilot Carlos Sainz war zuvor über die knapp zwei Kilometer lange Gerade vorbei an den größten Spielcasinos der Stadt gerast, als sein Bolide auf Höhe des Hotel Bellagio plötzlich einen Schlag bekam. Sofort leuchtete eine Warnmeldung auf seinem Lenkrad auf: „Anhalten, Motor abstellen“.
Mutmaßlich hatte sich ein Asphaltbrocken aus dem Rahmen eines Schachtdeckels gelöst. Das Training wurde zunächst unterbrochen. „Dass so etwas passiert, ist unakzeptabel“, sagte Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur.
Nur für einen Augenblick zeigte die Weltregie des Fernsehbildes, wie einige Servicefahrzeuge ausrückten und Arbeiter die Strecke inspizierten, ehe sie stattdessen feiernde Fans einblendete. Nach elf Minuten teilte die Rennleitung schließlich mit, dass das ursprünglich für eine Stunde angesetzte Training nicht fortgesetzt werden könne.
Auf der folgenden Pressekonferenz empörte sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, als ein Reporter kritisch fragte, inwieweit der Kanaldeckel-Zwischenfall dem Ruf des gehypten Rennens schade: „Das ist kein blaues Auge, das ist nichts“, rief er, griff dabei aber nicht, so wirkte es zunächst, den Fragesteller an, sondern einen anderen Journalisten, der Wolff durch einen unflätigen Zwischenruf unterbrochen hatte. „Wie kannst du es wagen, so über ein Event zu sprechen, das den ganzen Sport größer machen wird. Es ist Donnerstagabend in Vegas, in Europa schauen die Leute um die Zeit nicht mal zu, morgen wird niemand mehr darüber reden“, schimpfte Wolff.
Ferrari beschrieb die Folgen für Sainz' Dienstwagen derweil als „ziemlich umfangreich“ und erklärte, Motor, Batterie und Monocoque seien teilweise beschädigt worden. Der havarierte Bolide wurde mit einem Abschlepper wegtransportiert. Alpine-Pilot Esteban Ocon ereilte ein ähnliches Schicksal. Wie Alpine mitteilte, musste am Auto des Franzosen ebenfalls das Monocoque gewechselt werden. Er war demnach über das Trümmerfeld gefahren, das Sainz hinterlassen hatte. Alpine beklagte, von der Rennleitung nicht über die Gefahrenstelle gewarnt worden zu sein. Den übrigen Teams und Piloten entgeht durch das abgesetzte Training wertvolle Zeit, mit der neuen Piste vertraut zu werden.
Für die Macher des Vegas-Rennens ist die Kanaldeckel-Panne gleich am ersten Tag ein Debakel. Erstmals seit vierzig Jahren kreist die Königsklasse wieder in der Glücksspielstadt. Die Formel 1 tritt dabei selbst als Veranstalter auf. Dafür investierte sie dem Vernehmen nach mehr als 650 Millionen Dollar (600 Millionen Euro). Die Fallhöhe ist groß.