Bei Niederlande gegen England So hat sich Schiedsrichter Zwayer im EM-Halbfinale geschlagen

Dortmund · In England war die Ansetzung des deutschen Schiedsrichters Felix Zwayer scharf kritisiert worden. In der Vergangenheit hatte der damalige Dortmunder Jude Bellingham dem Unparteiischen schwere Vorwürfe gemacht und war dafür bestraft worden. Wie sich der 43-Jährige im Halbfinale der EM geschlagen hat.

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

In Schiedsrichterkreisen gilt es als großes Kompliment, wenn man sich die Akzeptanz der Beteiligten auf dem Rasen gewiss sein kann. Diese Leistung ist Felix Zwayer an diesem Abend in Dortmund zumindest bei einem Großteil der Handlungsbeteiligten gelungen. Von der ersten Spielminute an, hatte er die Lage im Halbfinale der Europameisterschaft zwischen den Niederlanden und England im Griff, nicht jede Bewertung sitzte, aber die grobe Linie war korrekt, auch wenn er mitunter kleinlich an sein Tagwerk ging.

Und auch in den Schlüsselszenen lag Zwayer richtig. Ein Schuss von Phil Foden wähnte er zurecht vor der Linie, einen Elfmeter für Harry Kane gab er nach Ansicht der VAR-Bilder. Knifflig, aber korrekt. Seinen Elfmeterpfiff erklärte er dem holländischen Kapitän Virgil van Dijk in einem ruhigen Ton – und selbst Übeltäter Denzel Dumfries sah sein Missgeschick ein und protestierte und lamentierte nicht. Gut für Zwayer: in der Vorteilsauslegung bewies er oft ein gutes Händchen und sorgte so für ein schnelles Spiel.

Zwayer ließ viel laufen und verzichtete auf eine Kartenflut

Im zweiten Durchgang wurde es nicht ganz so überraschend, phasenweise richtig hitzig. Seine Gelbe Karte zum Einstieg hatte er Dumfries gezeigt, sie war zwingend und auch die Verwarnung gegen Jude Bellingham war total vertretbar. Generell ließ er viel laufen und verzichtete auf eine Flut von Karten in einem aber auch verhältnismäßig fairen Spiel. Auch van Dijk sah einen Karton, weil er sich wiederholt über Gebühr beschwert hatte. Kurz zuvor hatte auch Saka eine Verwarnung gesehen.

Die Vergangenheit war da weit weg. Bellingham hatte einst klare Worte gefunden. „Du gibst einem Schiedsrichter, der schon in Spielmanipulationen verwickelt war, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“, sagte Bellingham nach einer BVB-Niederlage gegen den FC Bayern im Dezember 2021, bei der Zwayer Fehler unterlaufen waren. Am Mittwoch ist es zu einer erneuten Begegnung von England-Star Bellingham mit dem deutschen Referee gekommen, der die Partie von der Uefa zugeteilt bekam.

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Bellingham spielte damit auf den Schiedsrichter-Skandal um Robert Hoyzer vor inzwischen fast 20 Jahren an. Der Mittelfeldspieler wurde damals für seine Aussagen vom DFB-Sportgericht zu einer Geldstrafe von 40.000 Euro verurteilt. Zwayer gehörte 2005 zu den Kronzeugen im Fall Hoyzer, der Spiele manipuliert hatte. Er wurde damals vom DFB rückwirkend für mehrere Monate gesperrt, weil er seinen Verdacht gegen Hoyzer nicht früher gemeldet hatte.

England nahm die Ansetzung im Vorfeld gelassen

Die englische Delegation zeigte sich gelassen. „Ich mache mir keine Sorgen darüber, wer der Schiedsrichter sein wird. Er wird auf einem sehr hohen Niveau pfeifen“, sagte Englands Trainer Gareth Southgate. Verteidiger Luke Shaw betonte, man müsse die Ansetzung respektieren. Diese werde keinen Einfluss auf die Einstellung der Three Lions haben. Und tatsächlich war der Schiedsrichter auch nicht maßgeblich am Spielausgang beteiligt. Am Ende hatten die Engländer auch allen Grund zum Jubeln – sie stehen nach dem 2:1-Erfolg im Endspiel der Europameisterschaft am Sonntag gegen Spanien.